BBVA setzt auf Türkei
ths Madrid
Die BBVA will einen guten Teil ihres Überschusskapitals für den vollständigen Kauf der Anteile ihrer türkischen Tochter Garanti ausgeben. Die spanische Großbank stellte am Montag ein Angebot für die 50,15 % des Kapitals in den Händen der übrigen Aktionäre vor, das umgerechnet maximal 2,25 Mrd. Euro kosten wird. Durch den Verkauf der US-Tochter bekam BBVA 8 Mrd. Euro an Kapital in die Kasse. Für 3,5 Mrd. Euro werden eigene Aktien zurückgekauft.
Bei der Vorlage der Quartalszahlen vor zwei Wochen hatten die Spanier erwogen, Teile des überschüssigen Kapitals für Zukäufe zu verwenden. Bislang hatten die Vorstände von Spaniens zweitgrößter Bank auf Anfragen regelmäßig beteuert, dass man mit den 49,85 % an Garanti die Kontrolle habe und damit zufrieden sei. „Die Operation fördert das Wachstum der Bank in einem ihrer größten Märkte“, erklärte die Bank nun. An der Börse kam die Ankündigung jedoch nicht gut an, und die Aktie erlitt empfindliche Verluste. Denn Anleger und Analysten sorgt die politische und wirtschaftliche Unsicherheit in der Türkei. Nach dem Ausstieg aus den USA macht die Bank zwei Drittel des Geschäfts in Wachstumsmärkten wie Mexiko, dem wichtigsten Land für BBVA, anderen lateinamerikanischen Staaten und eben der Türkei.
BBVA musste einmal mehr ihr Engagement in der Türkei mit dem Wachstumspotenzial des Marktes am Bosporus verteidigen, „trotz der Volatilität auf kurze Sicht“. Garanti ist mit Marktanteilen von 20 % bei Einlagen und Krediten die Nummer 1 in der Türkei. In den ersten neun Monaten des Jahres erhöhte die Tochter den Gewinn gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 16% auf 1,2 Mrd. Euro. Wenn die Aufseher grünes Licht geben, soll das Übernahmeangebot Anfang 2022 über die Bühne gehen. Der gebotene Preis ist recht hoch, mit einem Aufschlag von 15 % auf den Kurs von Garanti von Freitag und 34 % auf den durchschnittlichen Preis der letzten sechs Monate.