BBVA tauscht überraschend den CEO
Von Thilo Schäfer, MadridBBVA, Spaniens zweitgrößte Bank, hat überraschend den CEO ausgetauscht. Nur fünf Tage nachdem er die Bilanz des ersten Quartals präsentiert hat, verlässt Angel Cano den Posten wie auch den Sitz im Aufsichtsrat. Sein Nachfolger ist Carlos Torres Vila, der bisher den Bereich Global Digital Banking leitete. Der Personalwechsel wurde in Mitteilungen an die Madrider Börsenaufsicht und die Medien gestern nach Marktschluss als Teil eines umfangreichen Umbaus der Struktur der Bank präsentiert, die entschiedener auf die zunehmende Digitalisierung des Kundengeschäfts setzen will.”Vor einem neuen Wettbewerbsumfeld, das durch neue Ansprüche der Kunden, Konkurrenten im digitalen Bereich und neuen Geschäftsmodellen bestimmt wird, hat BBVA eine neue Struktur für den digitalen Umbau als maximale Priorität definiert”, verkündete die Bank, die den Großteil ihres Geschäfts außerhalb Spaniens erzielt. Dementsprechend wird die neue Führungsstruktur unter dem langjährigen Vorsitzenden Francisco González umgebaut, der als Executive Chairman mehr Macht als der CEO ausübt.Torres scheint dem Profil zu entsprechen. Der 48-Jährige hatte ein Diplom als Elektroingenieur und einen MBA am Massachusetts Institute of Technology (MIT) erreicht, ehe er mit einem Jura-Abschluss an der spanischen Fernuniversität UNED nachlegte. Nachdem er einige Jahre Partner bei der Beratungsfirma McKinsey war, wechselte Torres 2002 zum spanischen Energiekonzern Endesa, wo er Finanzvorstand wurde. Im Jahr 2008 heuerte er bei BBVA an.Seit einigen Jahren ist die Bank weitaus entschiedener als die Konkurrenz um eine Anpassung an neue Marktbedingungen bemüht, in dem Bankgeschäfte über das Internet oder das Mobiltelefon getätigt werden. Executive Chairman González unterstreicht bei jeder Gelegenheit, dass die Konkurrenz für BBVA bald nicht mehr nur die anderen Banken sein würden, sondern Technologiefirmen wie Google. Die Spanier haben massiv in Technologie, Plattformen und auch Designfirmen aus Kalifornien investiert, wie Cano noch auf der Bilanzpressekonferenz in der vergangenen Woche hervorhob.González dankte Cano, der 2009 den Posten des CEO von José Ignacio Goirigolzarri, dem heutigen Vorsitzenden der verstaatlichten Bankia, übernommen hatte. Mit Cano habe BBVA die Finanzkrise gut gemeistert. Über die genauen Umstände dieses Personalwechsels wurden zunächst keine Einzelheiten bekannt. Cano ließ mitteilen, dass sich die Bank nun in “einer hervorragenden Position” befinde und sein Nachfolger die “ideale Person” für den bevorstehenden Umbau sei.