Die Borsa Italiana ist die letzte große Börse in Europa, die noch bzw. wieder zu haben ist. Die Londoner LSE muss sie aus kartellrechtlichen Gründen verkaufen. “Piazza Affari” ist begehrt. Mit der Mehrländerbörse Euronext, der Deutschen Börse und der Schweizer Six gibt es gleich drei Bewerber. Doch entscheidend ist nicht allein die Höhe des Kaufangebots, weil Italiens Regierung einen Verkauf mit einem Veto verhindern kann. Es geht auch um Autonomie, Mitspracherechte und Investitionen für die Mailänder Börse – und es geht um politischen Einfluss. Zwar hat Euronext mit Wirtschaftsminister Roberto Gualtieri einen gewichtigen Fürsprecher. Doch das Misstrauen gegen die von Franzosen beherrschte Mehrländerbörse ist groß, weshalb jetzt auch die Deutsche Börse mit politischer Unterstützung in die Offensive geht. In Mailänder Finanzkreisen hofft man, dass am Ende sachliche Argumente, nicht politischer Einfluss den Ausschlag geben. Denn der italienische Finanzmarkt könnte eine wichtige Rolle bei der Erholung des Landes spielen. Vielleicht ist Six da der lachende Dritte. bl