Bei den US-Großbanken sprudelt der Gewinn

J. P. Morgan profitiert von Steuergutschrift - Niedrigere Rechtskosten helfen Bank of America - Wells Fargo fährt Kreditvolumen hoch

Bei den US-Großbanken sprudelt der Gewinn

Mit Bank of America, J. P. Morgan Chase und Wells Fargo haben vor Handelsbeginn am Mittwoch drei US-Großbanken zugleich Zahlen für das dritte Quartal vorgelegt. Während Bank of America die Erwartungen übertraf und Wells Fargo diese zumindest erreichte, schnitt mit J. P. Morgan ausgerechnet das größte US-Institut enttäuschend ab.scd New York – Die drei US-Großbanken J. P. Morgan, Bank of America und Wells Fargo haben im dritten Quartal allesamt ihren Gewinn kräftig gesteigert. Die Gründe waren indes unterschiedlicher Natur.J. P. Morgan Chase profitierte von Steuergutschriften, die den Gewinn um mehr als ein Fünftel auf 6,8 Mrd. Dollar steigen ließen. Vor Steuern fiel der Gewinn mit 6,73 Mrd. Dollar um mehr als 1 Mrd. Dollar geringer als in der Vorjahresperiode aus und blieb damit auch deutlich hinter den beiden ersten Quartalen des Jahres zurück, als vor Steuern jeweils mehr als 8 Mrd. Dollar verdient worden waren. Finanzchefin Marianne Lake warnte daher auch, dass sich derartige Gutschriften in den nächsten Quartalen nicht wiederholen ließen. Die Nettoerträge sanken beim Branchenprimus derweil um rund 7 %. Auch an anderer Stelle schrumpfte die Nummer 1. So reduzierte sich die Bilanzsumme binnen sechs Monaten um 160 Mrd. Dollar auf nur noch 2,42 Bill. Dollar, wie der New Yorker Finanzdienstleister mitteilte. Das war der kräftigste Rückgang der Bilanzsumme binnen so kurzer Zeit seit der Finanzkrise 2009. Nettoerträge schrumpfenAuch bei der Bank of America, die nach einem Verlust von 232 Mill. Dollar in der Vorjahresperiode nun einen Quartalsgewinn von 4,5 Mrd. Dollar ausweisen konnte, schrumpften die Nettoerträge. Der Rückgang um 500 Mill. auf 20,7 Mrd. Dollar war allerdings weniger stark, als an der Wall Street erwartet worden war. Im vergangenen Jahr war das Ergebnis – nicht nur im dritten Quartal – von milliardenschweren Aufwendungen zur Beilegung von Rechtsstreitigkeiten verhagelt worden. Von Thomson Reuters befragte Analysten hatten sich daher im Schnitt bereits auf eine Rückkehr in die schwarzen Zahlen eingestellt. Mit 37 Cent je Aktie verdiente Bank of America aber doch rund 4 Cent mehr, als im Schnitt prognostiziert worden war.Überzeugen konnte vor allem das Handelsgeschäft der Bank. Dieses gab zwar um knapp 4 % auf 3,16 Mrd. Dollar nach. Konzernchef Brian Moynihan hatte allerdings erst im September auf einer Investorenkonferenz einen möglichen Rückgang von 5 bis 6 % in den Raum gestellt. Zudem schnitt Bank of America damit besser ab als Konkurrentin J. P. Morgan Chase. Deren CEO Jamie Dimon hatte ebenfalls einen Rückgang von 5 bis 6 % prognostiziert und nun auch tatsächlich ein 6-prozentiges Minus mitteilen müssen. Neben den stabiler als befürchtet ausgefallenen Erträgen und den geringeren Aufwendungen für rechtliche Auseinandersetzungen trugen auch Kostensenkungen zu dem um mehr als ein Zehntel über den Erwartungen ausgefallenen Gewinn der Bank of America bei. Marge sinktWells Fargo, die dank der geringeren Abhängigkeit von dem im jüngsten Quartal rückläufigen Handelsgeschäft ihre Nettoerträge steigerte, verdiente mit 5,8 Mrd. Dollar ebenfalls etwas mehr als prognostiziert. Während für die anderen US-Großbanken das volatile Handels- und Investment-Banking-Geschäft eine wesentliche Herausforderung darstellt, stellt Wells Fargo vor allem das niedrige Zinsniveau vor Herausforderungen. Die Nettozinsmarge ist im Vergleich zu den Wettbewerbern mit 2,96 % zwar noch immer hoch, denn Bank of America kommt nur auf 2,64 %, J. P. Morgan auf 2,16 %. Allerdings sinkt die Marge auch bei Wells Fargo kräftig – zur Vorjahresperiode um 10 Basispunkte. Risikovorsorge steigtDer Gewinn je Aktie legte dennoch um 3 Cent auf 1,05 Dollar zu. Von Thomson Reuters befragte Analysten hatten im Schnitt mit 1,04 Dollar je Aktie gerechnet. Auch die Nettoerträge stiegen mit mehr als 3 % auf 21,9 Mrd. Dollar kräftiger als prognostiziert. Dass die Aktie trotz der übertroffenen Erwartungen am Mittwoch bis zum Mittag in New York um 0,4 % auf 51,63 Dollar nachgab, führten Marktteilnehmer auch darauf zurück, dass die Bank aus San Francisco mit vielen Krediten an Energieunternehmen angesichts der Ölpreiskrise relativ hohe Risiken in den Büchern schlummern habe. Im Quartalsausweis zeigte sich dies in Form einer nahezu verdoppelten Kreditrisikovorsorge von 703 Mill. Dollar. Bereits in den vorangegangenen beiden Quartalen war die Risikovorsorge hochgefahren worden, wenn auch weniger stark. Allerdings geht die ausgeweitete Risikovorsorge auch mit einem höheren Kreditvolumen einher. Das Firmenkreditvolumen kletterte im Vergleich zur Vorjahresperiode um 15 % auf 292 Mrd. Dollar.Während Wells Fargo nur leicht schwächer tendierten, stürzte die Aktie von J. P. Morgan deutlich ab. Bis zum frühen Nachmittag lagen die Titel um 2,7 % unter Vortagesschluss. Die Aktie von Bank of America legte derweil um 0,9 % zu.