Bei der digitalen Vermögensverwaltung macht sich Ernüchterung breit
Robo-Advisors müssen kämpfen
Insbesondere die ältere Klientel zeigt sich von digitaler Geldanlage ernüchtert
sto Frankfurt
Die digitalen Vermögensverwalter (Robo-Advisors) haben zuletzt den Anteil bei der Geldanlage ausbauen können, haben aber gerade bei der gemeinhin besser betuchten älteren Klientel Rückschläge hinnehmen müssen. Zudem tun sie sich schwer, ihr Angebot in der Öffentlichkeit hinreichend bekannt zu machen. Dies zeigt eine gemeinsame Studie der Anbieter Comdirect/Cominvest der Commerzbank und Quirion von Quirin, die am Donnerstag veröffentlicht wurde.
Der Umfrage unter 1.300 Personen zufolge, die unter anderem über mindestens 5.000 Euro frei anzulegendes Vermögen verfügen, haben diese im Vergleich zur vorherigen Erhebung den Anteil ihres Anlagevermögens, der bei Robo-Advisors angelegt ist, von 23 auf 30% ausgebaut. Dabei stieg dieser Anteil bei den Unter-50-Jährigen deutlich von 23,8 auf 33,2%. Bei den Über-50-Jährigen allerdings ging er sichtbar von 22,0 auf 17,3% zurück.
Zugleich verschlechterte sich der Bekanntheitswert. 39% der Befragten gaben an, dass sie Robo-Advisors überhaupt nicht kennen (vorherige Umfrage: 34%). 34 (37)% sagten, sie hätten den Begriff zumindest schon einmal gehört, wüssten aber keine Einzelheiten. 28 (29)% erklärten, sie wüssten (in etwa) Bescheid.
An die Grenzen gestoßen
Es spricht noch anderes dafür, dass die Robo-Advisors nach Jahren des Wachstums fürs Erste an ihre Grenzen gestoßen sind. Letzte Schätzungen zum Marktvolumen der digitalen Vermögensverwalter etwa von Fondsconsult waren von einem leichten Rückgang des verwalteten Vermögens von 11,5 auf 10,5 Mrd. Euro ausgegangen.
Ein Großteil des Volumens verteilt sich auf die drei großen Anbieter Scalable Capital, Quirion und Cominvest. Im Rahmen der Studienveröffentlichung gaben die beiden Letzteren ihr gemeinsames Volumen mit 3 (2,4) Mrd. Euro an. Scalable bewegte sich im Segment Robo-Advisory zuletzt zwischen 3 und 4 Mrd. Euro neben dem Brokerage. Zum Vergleich: Deutsche Publikumsfonds insgesamt kamen zuletzt nach BVI-Angaben auf 1,28 Bill. Euro. Robo-Advisors bieten eine automatisierte Online-Vermögensverwaltung vor allem über börsennotierte Fonds (ETFs) an. Niedrige Kosten, einfache Bedienbarkeit oder Zeitersparnis gegenüber der Anlageberatung in Banken wurden daher in der Studie von den Befragten als die wichtigsten Vorteile der digitalen Anbieter benannt. Tatsächlich bieten sie aber keine Vermögensverwaltung nach individuellen Vorgaben, sondern eine Finanzportfolioverwaltung anhand vorgegebener Risikotypen. Ihr Anlageerfolg ist dabei höchst unterschiedlich, wie die Stiftung Warentest jüngst untersucht hatte.
Die Nicht-Nutzer von Robos nannten als Hauptgründe zu hohe Gebühren und fehlendes Vertrauen in regelbasierte Anlageverfahren. 52% der Befragten sprachen sich zudem selbst die höhere Kompetenz zu, um in Börsenkrisen die Geldanlage am besten zu steuern. 14% nannten einen persönlichen Anlageberater, 13% die digitalen Anbieter. Vor allem Männer schätzten ihre Geldanlage-Fähigkeit falsch ein, so Martin Daut, CEO von Quirion.