Patrik Adamson

„Bei uns gibt es keinerlei Kick-backs“

„Wir sind vollkommen frei von den Interessenkonflikten des klassischen Finanzvertriebs.“ Mit dieser Investmentphilosophie will Lysa-Chef Patrik Adamson beim deutschen Anleger punkten – und natürlich mit sehr schlanken Kosten beim Portfolio-Management auf der Plattform des digitalen Vermögensverwalters.

„Bei uns gibt es keinerlei Kick-backs“

Von Björn Godenrath, Frankfurt

In Deutschland sind mit dem letzten Börsenboom auch endlich wieder die Aktionärszahlen gestiegen. Mehr als 12 Millionen Bundesbürger sind heute mit Wertpapiersparen und direkten Aktieninvestments aktiv. Und mit den Fintechs kamen neue Formen der Geldanlage. Im Rahmen der ersten Fintech-Welle versuchten Robo-Advisor mit der digital automatisierten Vermögensverwaltung ihr Glück im Retailsektor. Dann kamen als zweite Fintech-Welle Neobroker wie Trade Republic, die sich vom klassischen Brokerage direkt hin zur Spar- und Investmentplattform entwickelten. Trade Republic und die als Robo gestartete Scalable Capital haben heute Millionen Kunden.

Manko bei Gebührenstruktur

Das Potenzial des von der Fondsindustrie geprägten deutschen Marktes lockt dabei auch immer wieder ausländische Fintechs an. Neuestes Beispiel ist die schwedische Lysa, die Mitte Dezember ihren deutschen Marktstart bekannt gab. Gründer und CEO Patrik Adamson verfolgt dabei eine sehr langfristige Strategie und sieht sein Fintech grundsätzlich anders positioniert gegenüber der Konkurrenz. „Es gibt schon einige Plattformen für Sparen und Investieren in Deutschland und Europa, aber die haben meiner Meinung nach alle ein Manko bei der Gebührenstruktur. Deshalb ist unser Ansatz ganz klar auf einfach und günstig angelegt. Wir wollen nur direkt vom Kunden bezahlt werden. Bei Lysa gibt es keinerlei Kick-backs, wie es sonst in der Finanzbranche üblich ist“, sagt Adamson im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.

In Deutschland seien die Fondskosten um mehr als 50 % höher als in Schweden, führt Adamson weiter aus und legt den Finger damit in die Wunde, wenn es um Mängel in der grundsätzlichen Kostenstruktur für Retailanleger geht. In Schweden hat Lysa seit dem Markteintritt 2017 gut 2 Mrd. Euro an Assets under Management (AuM) eingesammelt. Die heimatliche Investmentphilosophie haben sich Adamson und seine Mitgründer Emilie Andersson (COO) und Henrik Litteke zu eigen gemacht: Lysa verfolge den typisch skandinavischen direkten Investmentansatz, bei dem es ohne Umwege zum Kunden geht. Die Unternehmensentwicklung ist so angelegt, dass Lysa nicht auf schnellen Erfolg getrimmt ist. Man will sich über Kundenempfehlungen dem breiten Publikum und den Wealth Managern bekannt machen, die günstige und berechenbare Investmentmodule benötigen. „In der Hinsicht haben wir mit Gesamtkosten von 0,35 % für den Durchschnittskunden wirklich etwas im Angebot und sind vollkommen frei von den Interessenkonflikten des klassischen Finanzvertriebs. Das ist etwas, was vielen Menschen heute schon wichtig ist und für immer mehr Anleger eine Rolle spielen wird. Und die EU-Regulierung wird für erheblich mehr Transparenz sorgen.“ Auf Themenfonds verzichtet Lysa, denn es sei im Rahmen einer langfristigen diversifizierten Anlagestrategie eh nicht möglich, den Markt zu schlagen.

Nicht transaktionsorientiert

Die Initiative der EU-Kommission zum Provisionsverbot in der Finanzindustrie begrüßt Adamson natürlich und glaubt, dass dieser Wandel in rund fünf Jahren auch umgesetzt ist: Brüssel werde sich da nicht vom Ziel abbringen lassen. Als Kunde sollte man immer schön vorsichtig sein, wenn etwas kostenlos angeboten werde, denn am Ende sei man bekanntermaßen mit seinen Daten immer selbst das Produkt, sagt er mit Blick auf kostenlose Trades, die via Payment for Orderflow refinanziert werden. Und wie ordnet er selbst Lysa als Gattung in Fintech ein? „Wir sind eher eine Do-it-for-me- als eine Do-it-yourself-Plattform. In der Nomenklatura der Branche ist Lysa ein Robo-Advisor, aber es ist doch ein wenig nuancierter. Denn wir bieten den Kunden Portfolio-Management und sind nicht transaktional aufgestellt.“ Wer zu Lysa kommt, der erhält ein Profil, das seine Spar- und Investmentneigung abbildet, woraus ein Fonds-Portfolio aus Aktien und Anleihen basierend auf den Präferenzen (Risikoneigung/Anlagehorizont) zusammengestellt wird – so läuft das klassischerweise bei den weitgehend automatisierten Vermögensverwaltern. Und dann sieht Lysa als Plattformbetreiber zu, dass die Anleger sich an ihre Spar- und Investmentpläne halten und nicht davon abweichen. Rund 8000 Aktien sowie gut 5000 Bonds stehen als Anlageuniversum für die Umsetzung individueller Portfoliostrategien zur Verfügung. Lysa greift dabei in erster Linie auf Produkte von Vanguard zurück, unterhalte aber keinerlei spezielle Beziehung zu diesem Anbieter, sagt Adamson mit Verweis auf seine Anlagevertriebsphilosophie.

„Es ist wichtig, unter 0,4 % Gesamtkosten zu bleiben. Beim Rebalancing fallen keine Zusatzkosten für Kunden an, auch das Bewegen von Depositen wird nicht in Rechnung gestellt.“ Allerdings stellt der Verkauf von Fondsanteilen immer einen steuerpflichtigen Vorgang dar. Bei der Vermarktung der Portfoliodienste verlässt sich Lysa darauf, dass sich die Vorzüge der Plattform unter den Anlegern rumsprechen. Mit dieser Methode des Vertriebs hat Lysa in Skandinavien schon 110000 Kunden gewonnen. Die geduldige Herangehensweise zum Aufbau der Assets auf der Plattform kann das Start-up sich leisten, ist Lysa doch für den Moment auskömmlich finanziert, nachdem man im vergangenen Jahr über eine Finanzierungsrunde 35 Mill. Euro einnahm.

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