Bereit für die Mifid II
Mit einem Regulatory Reporting Hub macht die Deutsche Börse die Finanzmarktregulierung zum Geschäftsmodell. Finanzmarktakteure sollen somit ihre Meldepflichten aus der Mifid II erfüllen.Von Stefan Schaaf, FrankfurtDie Deutsche Börse baut an ihrem Hauptsitz in Eschborn einen Regulatory Reporting Hub auf, mit dessen Hilfe Finanzmarktakteure unter anderem ihre Berichts- und Meldepflichten im Rahmen der Mifid II erfüllen können. “Wir planen eine europäische Lösung, mit der wir unsere Kunden darin unterstützen, mit immer komplexeren Aufgaben klarzukommen”, sagt im Gespräch mit der Börsen-Zeitung Georg Groß, der den Bereich Regulatory Services bei dem Marktbetreiber leitet.Wenn die überarbeitete europäische Finanzmarktrichtlinie Mifid II und die dazugehörige Verordnung Mifir am 1. Januar 2018 in Kraft treten, dann müssen Marktakteure erheblich umfangreichere Meldepflichten als bislang erfüllen. Zudem erfasst die Regulierung deutlich mehr Anlageklassen als die bislang geltende Mifid I, die hauptsächlich auf Aktien abstellt. “Im Prinzip werden künftig alle wesentlichen Anlageklassen erfasst, und die Kunden müssen viel mehr Anforderungen erfüllen”, sagt Groß. Weil unter anderem Daten aus unterschiedlichen Datenbanken gezogen werden müssen, seien neue Prozesse nötig. Zu berücksichtigen sei auch, dass sich jeder Akteur künftig mit einem Legal Entity Identifier (LEI) identifizieren muss. Die vielfältigen Berichtspflichten sind der geschäftliche Ansatzpunkt für den Regulatory Reporting Hub der Börse. “Unsere Lösung können alle Akteure nutzen, unabhängig davon, ob sie auf den Plattformen der Deutschen Börse handeln oder nicht”, betont Groß. Er spricht von “One-Stop-Shop”, an dem Marktteilnehmer alle Meldepflichten mit einem Halt künftig erfüllen können.Vereinfacht gesagt: Wenn eine französische Bank in Großbritannien die Aktie eines niederländischen Unternehmens handelt, so sammelt der Eschborner Hub – so er den Auftrag bekommt – künftig alle Daten ein, prüft sie auf Plausibilität, reichert sie gegebenenfalls an und erstellt die Berichte. “Wir werden Daten für Regulierer und die Öffentlichkeit aufbereiten”, sagt Groß. Im Beispiel würden die Daten an die französische Finanzaufsicht geliefert, da die Bank ihren Sitz in Frankreich hat und an ihren nationalen Aufseher (NCA) berichten muss. Pilotphase läuftAngesiedelt ist der Hub im Bereich Regulatory Services, der zum Segment Market Data der Börse gehört. Derzeit läuft der Aufbau, einige Pilotkunden sind darin eingebunden. Groß, der zuvor das Datengeschäft der Deutschen Börse leitete, will den Hub im Sommer 2017 stehen haben, so dass genügend Zeit zum Testen und Anbinden bleibt, bis am 1. Januar 2018 Mifid II in Kraft tritt. In diesem Kontext werde, so Groß, “deutlicher als bislang reguliert, wer Reportingdienstleistungen anbieten darf”. Die Börse wolle sich deshalb im Rahmen der Mifid bei der BaFin als ARM und APA registrieren und mittels EU-Passporting die Dienste dann EU-weit anbieten. ARM steht für Approved Reporting Mechanism. Notwendig ist dieser Status für das Transaktions-Reporting an Regulierer wie die BaFin. APA bedeutet Approved Publication Arrangement, über das die für die Öffentlichkeit relevanten Daten gemeldet werden. Kunden des Hub sollen Groß zufolge zum einen Marktteilnehmer mit Berichtspflichten auf der Sell- und Buy-Side, Investmentfirmen, systemische Internalisierer und auch Unternehmen sein. Außerdem zielt er auf Handelsplätze, so genannte Trading Venues. Dies können regulierte Märkte sein, aber auch Multilateral Trading Facilitys (MTF) und von das von der Mifid II geschaffene neue Plattformformat Organised Trading Facility (OTF). Teil des Hubs wird auch das von der Deutsche-Börse-Tochter Clearstream gemeinsam mit Iberclear betriebene europäische Transaktionsregister Regis-TR sein. Wie sich der anstehende Austritt der Briten aus der Europäischen Union, auch Brexit genannt, auf die britische Finanzaufsicht FCA auswirken wird, stehe noch nicht fest, betonte Groß. “Klar ist aber, dass die Deutsche Börse über das Regulatory Reporting Hub eine europäische Lösung anbietet.” Das beziehe auch Länder außerhalb der EU mit ein wie beispielsweise das Finanzmarktinfrastrukturgesetz (FinfraG) der Schweiz. Der Hub könnte also nach dem Brexit durchaus auch britische Kunden bedienen. Konkurrenz in LondonAuf die Frage nach einem möglichen Konkurrenten für den Hub antwortet Groß ebenfalls mit einem Blick nach Großbritannien und nennt Unavista, eine Tochter der London Stock Exchange (LSE). Sie betreibt nach eigenen Angaben ein von der europäischen Finanzmarktaufsicht ESMA genehmigtes Transaktionsregister und besitzt bereits den ARM- und APA-Status.Die LSE steht vor der Übernahme durch die Deutsche Börse. “Der angestrebte potenzielle Zusammenschluss wird nichts an den bestehenden nationalen regulierten Einheiten verändern, sondern die jeweiligen Stärken und Kompetenzen beider Standorte sollen gestärkt werden”, erklärte Groß. “Aktuell fokussieren wir uns darauf, die notwendigen Zustimmungen der Regulatoren zu erhalten; erst danach werden wir detailliert analysieren, wie wir die einzelnen Geschäftsbereiche weiterentwickeln.”