Privatbank glückt Gewinnsprung im Coronajahr
ste Hamburg
Die Hamburger Privatbank Berenberg hat im Coronakrisenjahr nach einer Steigerung um fast 79% auf 108,2 Mill. Euro den zweithöchsten Jahresüberschuss in ihrer 430-jährigen Geschichte verbucht. Im Geschäftsjahr 2016 hatten einige Sondereffekte den Gewinn auf 161 Mill. Euro getrieben. Auch 2020 beeinflussten Einmalfaktoren wie der Verkauf des restlichen, knapp 20-prozentigen Anteils an der früheren Berenberg Bank (Schweiz), die Veräußerung des Geschäfts mit unabhängigen Vermögensverwaltern sowie Pensionsrückstellungen den Gewinn. So erhöhte sich das sonstige betriebliche Ergebnis, das die außerordentlichen Effekte reflektiert, auf 17,7 (i.V. –2,2) Mill. Euro.
Bereinigt basierte der Überschuss auf dem laut Berenberg bislang besten operativen Ergebnis. Der Provisionsüberschuss als wichtigste Ertragsquelle legte um fast 17% auf den neuen Höchstwert von 415,6 Mill. Euro zu. Das Verhältnis zum Zinsüberschuss, der um 12% auf 55,8 Mill. Euro sank, verschob sich auf 88 zu 12 (i.V. 85 zu 15).
Haupttreiber des Ergebnissprungs war in der Investmentbanksparte zum einen ein Rekordumsatz im Aktienhandel, der vor allem aufgrund zahlreicher Aktivitäten in den Monaten März, April und November erstmals die 100-Mrd.-Euro-Marke übertraf. Zum anderen verzeichnet die Bank die bislang höchste Zahl von 67 (i.V. 35) an Kapitalmarkttransaktionen, darunter elf organisierte Börsengänge, 44 beschleunigte Platzierungsverfahren und sechs aufgelegte Wandelanleihen. Im Zuge der Transaktionen erlösten Unternehmen insgesamt 14,8 (4,4) Mrd. Euro Kapital. Als besonders erfreulich wertet die Bank die Entwicklung in den USA, wo zwölf Transaktionen begleitet worden seien, darunter der Börsengang von Curevac sowie eine Bezugsrechtsemission von Biontech.
Zudem habe man weitere Marktanteile im Research gewonnen, wie Berenberg ausführte. In Frankfurt will die Bank in diesem Jahr ein ungefähr 15-köpfiges Research-Team aufbauen, das sich speziell um kleine und mittelgroße Unternehmen in Deutschland kümmern soll. Weltweit stieg die Zahl der gecoverten Unternehmen im vergangenen Jahr auf 1100 von 890, wobei in London 89 Analysten 842 Unternehmen und in New York 27 Analysten 258 Unternehmen bewerteten.
Zum höchsten Provisionsüberschuss führte ferner der Ausbau der Fondspalette und Vermögensverwaltung im Wealth und Asset Management, wie die Bank weiter erläuterte. Der Netto-Neugeldzufluss der Sparte habe 3,4 Mrd. Euro betragen. Die von der Gruppe verwalteten Vermögen hätten sich trotz der Mittel, die durch den Verkauf von Unternehmensteilen abflossen, um 1,5% auf 41,3 Mrd. Euro erhöht. Zum Kreditgeschäft hieß es, Einzelwertberichtigungen seien nicht angefallen. Die Bank habe die Ertragslage genutzt, um alle Rückstellungen zu bilden, die bis 2022 nach neuen Regeln vorgenommen werden müssen.