Berlin bleibt Fintech-Spitzenreiter

Per Ende September 544 deutsche Start-ups im Sektor tätig - Frankfurt holt auf - Rekord bei Risikokapital

Berlin bleibt Fintech-Spitzenreiter

Die Comdirect-Studie zum deutschen Fintech-Markt untermauert, dass dieser Sektor der Motor des hiesigen Venture-Capital-Marktes ist. Frankfurt wird als Standort für Start-ups aus der Finanzszene immer beliebter, kann Berlin aber noch lange nicht das Wasser reichen.bg Frankfurt – Ein aktuelles Standort-Ranking der “Comdirect Fintech-Studie” hat Berlins Ausnahmestellung im deutschen Sektor bestätigt. Auf den Plätzen 2 bis 4 folgen dichtauf München, Hamburg und Frankfurt, wobei die Mainmetropole in den vergangenen beiden Jahren aufgrund der vielen Neugründungen (31 seit 2014) aufholen konnte. Aber auch bei den Neugründungen hat Berlin die Nase mit 63 Stück seit 2014 die Nase vorn. München gut dabeiPer Ende September sind in Berlin 179 Fintechs angesiedelt, Frankfurt kommt auf 58 (siehe Grafik). München ist für viele Beobachter überraschend weit vorn platziert, da die von Barkow Consulting zusammengestellten Daten auch das Segment Proptech umfassen – und da hat die in der Immobilienwirtschaft starke Isarmetropole reichlich Start-ups angezogen. Auch suchen Insuretechs gerne die Nähe der in München beheimateten Assekuranzkonzerne. Zudem verfügt München über eine gute Anbindung zu IT-Konzernen.Mit Blick auf die Deutschlandkarte ergibt sich für Studienautor Peter Barkow eine Dreiklassengesellschaft mit Berlin an der Spitze, dem Trio München, Hamburg und Frankfurt dahinter und dann dem großen Rest – wobei Düsseldorf und Köln schon eine signifikante Anzahl an Start-ups auf sich vereinen, was Potenzial für eine gemeinsame Hub-Strategie eröffnet. Drehkreuze etablierenDie Bundesregierung will im Rahmen ihrer Hub-Strategie Frankfurt und Berlin als zentrale Drehkreuze für Fintech etablieren, die für eine internationale Anbindung des Sektors sorgen. In Frankfurt wurde vergangene Woche das Tech Quartier als zentraler Sammelpunkt für die Fintech-Szene eröffnet. Die Betreiber des Tech Quartier wollen viel Austausch mit Berlin betreiben.Insgesamt gibt es in Deutschland der Studie zufolge per Ende September 544 Fintechs. Die meisten tummeln sich im Bereich Proptech mit 145 Start-ups. Dann folgen die Segmente Finanzierung (130), Insuretech (52), Investment (50) und Payments (44). Außerhalb der Top-Kategorien steht das Segment Regtech, das heißt IT-Lösungen im regulatorischen Umfeld, für das stärkste Wachstum.Allein 2015 wurde mehr als ein Viertel der heutigen deutschen Fintechs gegründet, fast jeden zweiten Tag fand den Daten zufolge eine Neugründung statt – das stützt die These des Bundesfinanzministeriums, dass Deutschland auf dem Weg zur Fintech-Nation ist. Die in diesem Jahr bislang zu beobachtende rückläufige Gründungstätigkeit erklärt Barkow damit, dass viele Start-ups zunächst im Tarnkappenmodus (“Stealth Mode”) unterwegs sind, sprich man sieht sie erst 6 bis 12 Monate nach Handelsregistereintrag, da sie erst dann öffentlichkeitswirksam ins operative Geschäft einsteigen. Gegen den globalen TrendBei den Venture-Capital-Investitionen wurde in diesem Jahr mit 507 Mill. Euro bereits per Ende September ein Rekordwert markiert. 2014 waren es 435 Mill. Euro, insgesamt wurden seit 2012 der Studie zufolge 1,3 Mrd. Euro in deutsche Fintechs investiert. Die Entwicklung in Deutschland läuft gegen den globalen Trend rückläufiger VC-Investitionen in Fintech, so dass die Studie Deutschland eine Sonderkonjunktur in Sachen Fintech bescheinigt.In der ersten Hälfte dieses Jahres machten Fintech-Investments fast die Hälfte des gesamten deutschen VC-Marktes aus, die Zahl der Deals liegt mit 105 schon über dem Rekord aus dem Vorjahr, da waren es 95. Die Kategorie Finanzierung zieht gut ein Viertel des Fintech-Risikokapitals an – und 57 % der VC-Gelder fließen nach Berlin. Die meisten VC-Deals fanden jedoch im Bereich Proptech statt.