Immobilienfinanzierer

Berlin Hyp hakt Covid-Risiken ab

Der gewerbliche Immobilienfinanzierer BerlinHyp hat im Coronajahr sein zweitbestes Betriebsergebnis vor Risikovorsorge erzielt. Für Kreditrisiken legt das Institut zehn Mal mehr als noch 2019 zur Seite. Der Vorstandsvorsitzende Sascha Klaus rechnet 2021 auch nach Risikovorsorge mit einem verbesserten Ergebnis.

Berlin Hyp hakt Covid-Risiken ab

sp Berlin

Die auf großvolumige gewerbliche Immobilienfinanzierungen spezialisierte Berlin Hyp hat wegen der Corona-Pandemie ihre Vorsorge für Kreditrisiken im vergangenen Jahr kräftig hochgefahren und zeigt sich zuversichtlich, mit diesem Polster in der Bilanz einen Haken an die Coronakrise machen zu können. Im neuen Jahr traut sich das Verbundinstitut der Sparkassen-Gruppe deshalb auch nach Risikovorsorge wieder ein deutlich höheres Ergebnis zu. Operativ lief es für die Pfandbriefbank auch im Coronajahr ordentlich. Das Betriebsergebnis vor Risikovorsorge liegt sogar noch etwas über dem Vorjahr. Der an die Eigentümer abgeführte Gewinn ist wegen der vorsichtigen Risikobewertung im Kreditgeschäft um zwei Fünftel ab­gerutscht.

„Wir machen es, weil wir es können“, sagte der Vorstandsvorsitzende Sascha Klaus zu der mit gut 81 Mill. Euro mehr als verzehnfachten Vorsorge im Kreditgeschäft. Es gebe bislang keine Ausfälle im Portfolio und er rechne auch im Falle von scharfen Korrekturen auf dem Immobilienmarkt nicht damit, dass die Bank die zurückgestellten Mittel ausschöpfen müsse. „Es zeigt sich, dass es sich auszahlt, mit bonitätsstarken Adressen Geschäfte zu machen“, sagt Klaus. Auch eine Verlängerung des Lockdowns in Deutschland wäre nach Darstellung des Bankchefs verkraftbar. Die Anzahl der Tilgungsaussetzungsanfragen von Kunden bewege sich weiterhin auf einem sehr niedrigen Level, erläutert Klaus. Auch das Volumen der verschobenen Tilgungen sei mit knapp 10 Mill. Euro in einem Portfolio von mehr als 24 Mrd. Euro verschwindend gering. „Aber lieber sind wir mit der Bank sehr gut aufgestellt mit zurzeit viel Wasser unter dem Kiel, als unbedingt das gleiche Gewinnergebnis wie im Vorjahr auszuweisen“, sagt Klaus zum Jahresabschluss.

Der Gewinn, den das Verbundunternehmen der Sparkassen-Gruppe 2020 an die Eigentümer abgeliefert hat, ist auch wegen der neuerlichen Aufstockung des Fonds für allgemeine Bankrisiken auf rund 23 (i.V. 61) Mill. Euro zusammengeschnurrt. Damit liege man über den internen Planungen, betont Klaus, der für das neue Jahr auch nach Risikovorsorge wieder ein deutlich höheres Ergebnis in Aussicht stellt.

Das vergangene Jahr sei operativ gut gelaufen. „Wir haben unsere Ertragskraft nach zuletzt guten Jahren noch einmal gesteigert“, fasst der Vorstandsvorsitzende zusammen. Das Betriebsergebnis vor Risikovorsorge liegt mit 158 Mill. Euro über dem Vorjahr und nur knapp unter dem Spitzenwert von 2018. Das rückläufige Neugeschäft ist mit einem Volumen von 6,7 (7,3) Mrd. Euro im Rahmen der Erwartungen ausgefallen. Der Nettokreditbestand ist um 2 Mrd. Euro gestiegen und übertraf die Planungen. „Das ist für die Ertragskraft der Bank fast die wichtigste Zahl“, sagt Klaus. Sowohl Zins- als auch Provisionsüberschuss haben bei stabilen Verwaltungsaufwendungen zugelegt.

Zurückhaltung bei Sparkassen

Nur im Geschäft mit den Partnern aus der Sparkassen-Gruppe hat die Pandemie erkennbar Spuren hinterlassen. Das Gesamtvolumen rutschte auf 1,4 (1,9) Mrd. Euro ab, wobei vor allem die Unsicherheit im ersten Halbjahr für die Zurückhaltung verantwortlich war. Klaus zeig sich optimistisch, schon 2021 wieder an das Vorkrisenniveau anknüpfen zu können. Helfen soll dabei auch die neue Plattform Immodigital, über die Sparkassen den Angaben nach papierlos, schnell und einfach etwa Konsortialverträge für angebotene Beteiligungen der Berlin Hyp abschließen und verwalten können. „Das macht natürlich viel mehr Spaß als dutzende Mails hin und her zu schreiben“, wirbt Klaus für das neue Angebot. Bei den mittlerweile 153 aktiven Geschäftspartnern aus der Sparkassen-Gruppe habe man be­reits reges Interesse verzeichnet. Nach dem Start mit dem ImmoAval werde die Bank nach und nach andere Produkte auf der Plattform zu­gänglich machen.

Auch mit Blick auf die eigene Nachhaltigkeitsagende sieht sich die Berlin Hyp auf Kurs. Mit aktuell dreizehn ausstehenden grünen Anleihen – davon sieben grüne Pfandbriefe – ist das Institut unter den europäischen Geschäftsbanken der führende Emittent von grünen Emissionen. Bis 2025 sollen sogenannte Green Buildings ein Drittel der finanzierten Immobilien im Portfolio ausmachen. Wenn möglich schon 2023, spätestens aber zwei Jahre später, will das Institut auch den CO2Fußabdruck aller Gebäude im Portfolio kennen. Mit dem sogenannten Transformationskredit hat die Bank ein Produkt lanciert, das klimafreundliche Renovierungen attraktiver machen soll.

Ungebrochen großes Interesse nimmt Klaus für den gewerblichen Immobilienmarkt in Deutschland wahr. Auch wenn das Transaktionsvolumen im vergangenen Jahr gesunken sei, habe der Markt trotz Corona ein „insgesamt starkes Jahr“ verzeichnet (siehe Grafik). Auch für Büroimmobilien, die 40% im Portfolio der Berlin Hyp ausmachen, sei der Appetit zuletzt wieder gewachsen. „Es ist wieder mehr Vertrauen in der Assetklasse“, sagt Klaus, der trotz der langen Zeit vieler Arbeitnehmer im Homeoffice nicht mit Verwerfungen auf dem Büromarkt rechnet.

Das eigene Institut sei ein Jahr nach dem Start der Coronakrise mittlerweile so aufgestellt, dass es fast komplett aus dem Homeoffice gesteuert werden kann. „Auf dem Höhepunkt der Pandemie waren bei uns zeitweise rund zehn Mitarbeiter in der Bank“, sagt Klaus.

Berlin Hyp
Zahlen nach HGB
in Mill. Euro20202019
Zinsüberschuss333328
Provisionsüberschuss313310
Verwaltungsaufwand173172
Betriebsergebnis vor Risikovorsorge158154
Risikovorsorge– 622
  Kreditgeschäft– 81– 8
Fonds allg. Bankrisiken7090
Ergebnis vor Steuern2462
Gewinnabführung2361
Bilanzsumme (Mrd.)33,427,0
Kernkapitalquote (%)13,413,3
Börsen-Zeitung
BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.