Berlin rückt Venture Capital ins Rampenlicht
Berlin rückt VC ins Rampenlicht
Markt für Wagniskapital soll gestärkt werden – Beteiligungsfirmen loben Standort
ahe/hei Berlin
Bundesfinanzminister Christian Lindner hat weitere Initiativen angekündigt, um mehr Wachstumskapital in Deutschland zu mobilisieren. So müsse die Architektur der öffentlichen Förderung auch bei Fonds noch einmal auf den Prüfstand, um gerade für kleinere Kapitalsammelstellen Investitionen in Venture Capital (VC) zu erleichtern, sagte der FDP-Politiker am Dienstag auf dem Deutschen Eigenkapitaltag in Berlin. Dabei gehe es auch um Erleichterungen in der Aufsicht.
Lindner verwies in diesem Zusammenhang auf Möglichkeiten rund um den Wachstumsfonds in Deutschland oder die European Tech Champion Initiative (ETCI) unter der Führung der Europäischen Investitionsbank (EIB). EIB-Vizepräsidentin Nicola Beer kündigte auf der Konferenz an, ein Nachfolger für den milliardenschweren Dachfonds sei bereits in Planung. Beer betonte, nicht nur für Wachstumsinvestitionen, sondern auch für die Exitphase müssten die Rahmenbedingungen verbessert werden.
KfW-Vorstandschef Stefan Wintels verwies auf dem Eigenkapitaltag darauf, es würden 30 Mrd. Euro jährlich für Innovationsfinanzierung benötigt. Die Assetklasse „European Venture“ sei attraktiv, sie könne dem Vergleich mit den USA mehr als standhalten. „Wir benötigen nur deutlich mehr Venture Capital, um die großen Herausforderungen der Transformation zu bewältigen und den Innovationsstandort zu stärken.“
Unterdessen betonten Vertreter namhafter Beteiligungsgesellschaften die hohe Attraktivität deutscher Unternehmen und des Standorts. Das Gerede über Deutschland als „kranker Mann Europas“ bezeichnete Rainer Lenhard, Chef der DACH-Region bei Nordic Capital, als „völligen Bullshit“. Er schaue „extrem positiv“ auf Investitionen in Deutschland, aufgrund des „immer noch sehr stabilen Umfelds“. Technologieführerschaft und hohe Qualifikation der Mitarbeiter seien auch für Firmenjäger „eine Bank“. Auch Jürgen Pinker, Head of Private Equity Deutschland bei Blackstone, relativierte die jüngste Wachstumsschwäche, die auch mit der Industriestruktur zu erklären sei, und lobte die Standortqualität, auch im Vergleich zu anderen EU-Ländern. Die Private-Equity-Manager waren sich einig, dass insbesondere der Mittelstand „hohe Investitionen benötigt“ und dafür auch attraktiv ist.
Marc Thiery, Gründer und Chef von Deutsche Private Equity, bemängelte allerdings, dass sich die Rahmenbedingungen für Start-ups in den letzten Jahren verbessert hätten, die Belange des Mittelstands jedoch von der Politik vernachlässigt worden seien. Scharfe Kritik übte der Manager an den steuerlichen Rahmenbedingungen für Beteiligungsgesellschaften in Deutschland. „Die hiesige Branche geht in zehn Jahren den Bach runter.“