Berliner Börse macht schrittweise dicht
Börse Berlin migriert auf Tradegate
Wertpapierhandelsplatz der Hauptstadt weist seit Jahren Umsatzschwäche auf
spe Stuttgart
Mit dem Auslaufen des Xontro-Vertrags Ende 2025 droht der Börse Berlin das Aus. Zu diesem Zeitpunkt endet das Vertragsverhältnis mit der Braintrade, die ein gemeinsames Tochterunternehmen von sieben deutschen Börsenträgern für Orderrouting, Handel und Abwicklung darstellt.
Wie aus dem Umfeld mehrerer Börsen zu hören ist, hat die Deutsche Börse zur Ablösung von Xontro angeboten, ihre moderne Handelsinfrastruktur T7 zur Verfügung zu stellen, die auch von Xetra, dem vollelektronischen Handelsplatz der Gruppe Deutsche Börse, genutzt wird.
Da die Umstellung auf T7 mit einem nicht unerheblichen Programmieraufwand verbunden wäre, hat dem Vernehmen nach die öffentlich-rechtliche Börse Berlin beschlossen, den Freiverkehrshandel zum Jahresultimo 2025 einzustellen. Der regulierte Markt soll dagegen auf die wachstumsstarke Berliner Tradegate
Exchange übergehen, die bereits seit 2019 sämtliche Aktien an der Börse Berlin AG hält.
Kräfte werden gebündelt
Die Hauptstadtbörse wollte die Aussagen nicht kommentieren. Vorstandsmitglied Simone Kahnt-Eckner sagte aber, man sei schon seit längerem dabei, die Kräfte am Börsenplatz Berlin zu bündeln, um Synergien zu heben.
Aufgrund einer jahrelangen Umsatzschwäche käme ein Ende der Berliner Börse, die 1731 gegründet wurde, nicht ganz überraschend. So wies der Wertpapierhandelsplatz der Hauptstadt für das Gesamtjahr 2023 zwar einen Handelsumsatz von 81 Mrd. Euro aus, dazu beigetragen hat allerdings die klassische Börse lediglich 2,44 Mrd. Euro. Das Gros machte dagegen der intereuropäische Handelsplatz Equiduct aus. Durch die Trägerschaft der Berliner Börse ist Equiduct ein Mifid-konformes Marktsegment, das voll reguliert ist.
Berlin hatte im Jahr 2007 mehrheitlich die Easdaq, die unter der Marke Equiduct in London aktiv ist, übernommen. Wie zu hören ist, soll die Entscheidung über den weiteren Umgang mit der Beteiligung noch im ersten Halbjahr 2024 fallen. Das Auslaufen des Vertrags über Xontro, das den Handelsprozess vom elektronischen Orderrouting über die maklergestützte Preisbildung bis hin zur Geschäftsabwicklung unterstützt, betrifft nicht nur Berlin, sondern alle Börsen, die das System mehr oder weniger intensiv nutzen.