Sparkassen und die Coronakrise

Berliner Sparkasse rüstet sich für Kreditausfälle

Die Berliner Sparkasse rechnet im laufenden Jahr mit einer steigenden Zahl von Insolvenzen und Kreditausfällen als Folge der Corona-Pandemie und hat im alten Jahr dafür Vorsorge getroffen.

Berliner Sparkasse rüstet sich für Kreditausfälle

sp Berlin

Die Berliner Sparkasse rechnet im laufenden Jahr mit einer steigenden Zahl von Insolvenzen und Kreditausfällen als Folge der Corona-Pandemie und hat im alten Jahr dafür Vorsorge getroffen. Insgesamt hat die Bank per Ultimo für Kreditrisiken 124 Mill. Euro zurückgelegt, wobei eine pauschale Wertberichtigung für Ausfallrisiken im Zusammenhang mit der Pandemie allein 75Mill. Euro ausmacht. Im vorangegangenen Jahr hatte die Risikovorsorge im Kreditgeschäft einen Nettoertrag von 37 Mill. Euro beigesteuert. Das Betriebsergebnis nach Risikovorsorge für 2020 schrumpft entsprechend auf 5(i.V. 198) Mill. Euro zusammen. An die Muttergesellschaft Landesbank Berlin Holding AG werden 43 (103) Mill. Euro abgeführt. „Wir gehen auf keinen Fall von mehr aus“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Berliner Sparkasse, Johannes Evers, zu den Aussichten für das neue Jahr, ohne einen konkreten Ergebnisausblick zu wagen.

„Das Geld haben wir beiseite gelegt, ohne dass wir es jetzt brauchen. Aber wir gehen davon aus, dass es genutzt werden muss, auch wenn wir es nicht wollen“, erklärt Evers zu der Pauschalberichtigung. In normalen Jahren lege die Bank zwischen 70 Mill. und 80 Mill. Euro für Kreditrisiken zurück. „Das heißt auf gut Deutsch: Wir haben zusätzlich ein Jahr Standardrisikovorsorge zur Seite gelegt.“ Noch könne er nicht sagen, wo Corona-Risiken schlagend werden könnten. Die großen Kunden habe sich die Bank alle genau angeschaut. „Im breiten Geschäft ist es aber auch eine Frage der Statistik“, sagt Evers.

Der Chef der Berliner Sparkasse macht sich aber nicht nur wegen der Pandemie Sorgen um den Wirtschaftsstandort. „Wir spüren eine immer deutlichere Zurückhaltung, wenn es um Investitions- und Standortentscheidungen in Berlin geht“, sagt er mit Blick auf Mietendeckel und Volksentscheid über die Enteignung des Immobilienkonzerns Deutsche Wohnen. „Die Zukunft Berlins hängt mehr denn je davon ab, ob es der Berliner Politik gelingt, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen“, mahnt Evers sechs Monate vor der Wahl zum Abgeordnetenhaus von Berlin, die parallel zur Bundestagswahl stattfindet.

Erträge unter Druck

Operativ lief das vergangene Jahr für die Berliner Sparkasse insgesamt mäßig. Der Zinsüberschuss entwickelte sich trotz stabiler Entwicklung im Kundengeschäft leicht rückläufig, weil die Erträge aus Beteiligungen geringer ausfielen. Der Provisionsüberschuss geriet unter Druck, weil sich das Fehlen von Touristen bei den Erträgen aus der Nutzung von Geldautomaten bemerkbar machte. Das sonstige betriebliche Ergebnis, das im vergangenen Jahr von der Auflösung von Rückstellungen für nicht mehr genutzte Verwaltungsgebäude profitierte, fiel deutlich zurück.

Der Fonds für allgemeine Bankrisiken, den die Bank im vergangenen Jahr noch mit 130 Mill. Euro aufgestockt hatte, ging in diesem Jahr leer aus. Man habe im Vorstand diskutiert, ob man hier Vorsorge für Corona-Risiken treffen solle, sagt Evers. „Aber wir haben gesagt nein, wir sind vorsichtig und stecken es dahin, wo wir glauben, dass es auch gebraucht werden könnte.“

Berliner Sparkasse
Zahlen nach HGB
in Mill. Euro20202019
Zinsüberschuss767775
Provisionsüberschuss233252
Verwaltungsaufwand857901
Sonst. betriebliches Ergebnis–626
Betriebsergebnis vor Risikovorsorge137152
Risikovorsorge132–46
 Kreditgeschäft124–37
Betriebsergebnis5198
Ergebnis Finanzanlagen3531
Fonds für allg. Bankrisiken0130
Ergebnis vor Steuern4099
Ergebnisabführung43103
Jahresüberschuss00
Bilanzsumme (Mrd.)49,140,9
Kernkapitalquote (%)16,617,5
Börsen-Zeitung