Zahlenvorlage 2023

Berliner Volksbank verdoppelt Gewinn

Die Berliner Volksbank kann mit dem höchsten Gewinn nach ihrer Neugründung 1946 aufwarten. Zinsanstieg und Wertaufholungen bei Wertpapieren machten es möglich.

Berliner Volksbank verdoppelt Gewinn

Berliner Volksbank verdoppelt Gewinn

Rekordergebnis dank Zinsauftrieb und Wertpapier-Zuschreibungen – Optimistischer Ausblick

fir Frankfurt

Die Berliner Volksbank hat 2023 ein Rekordergebnis erzielt und will ihre fast 225.000 Mitglieder mit einer Dividende von 4%, die einen einprozentigen Bonus enthält, daran teilhaben lassen. „Es ist mit Abstand das erfolgreichste Jahr nach der Neugründung 1946“, sagte Vorstandschef Carsten Jung am Freitag im Gespräch mit der Börsen-Zeitung anlässlich der Vorlage der Jahreszahlen.

Cost-Income-Ratio sinkt auf 52%

Das in Berlin und Brandenburg aktive Institut hat das operative Ergebnis im Jahresvergleich exakt auf 224 Mill. Euro verdoppelt. Es profitierte wie so viele Institute von der Zinswende, die den Zinsüberschuss 2023 um mehr als ein Drittel auf 394 Mill. Euro getrieben hat. Sowohl im Einlagen- als auch im Kreditgeschäft konnten die Berliner leicht zulegen. Die Cost-Income-Ratio verbesserte sich auf 52,0% nach 57,4% im Jahr 2022.

Berliner Volksbank
Kennzahlen nach HGB
in Mill. Euro20232022
Zinsüberschuss393,9287,8
Provisionsüberschuss121,6125,9
Verwaltungsaufwand268,7237,5
Bewertungsergebnis−33,6−66,0
davon Kredit−48,1−5,1
davon Anlagebuch26,2−60,9
davon Beteiligungen−11,70,0
Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit223,9112,0
Jahresüberschuss38,628,9
Bilanzsumme (in Mrd.)17,718,0
Kernkapitalquote (%)15,915,2
Cost-Income-Ratio (%)52,057,4
Mitglieder224.500219.600

Darüber hinaus halbierte sich der Bewertungsaufwand, weil statt Abschreibungen auf Zinspapiere im Eigenbestand, die sich 2022 auf 61 Mill. Euro summierten, nun Zuschreibungen von 26 Mill. Euro verbucht werden konnten.

Die rapide Zinswende, die seit Mitte 2022 vonstattenging, hatte die Kurse festverzinslicher Wertpapiere abrutschen lassen, was mit entsprechenden Abschreibungen verbunden war. Werden die Papiere bis zur Endfälligkeit gehalten, kommt es, wie bei den Berlinern 2023 geschehen, zu Wertkorrekturen.

Kreditrisikovorsorge aufgestockt

Die Zuschreibungen und der Zinsschub überkompensierten bei Weitem den deutlichen Anstieg der Kosten sowie die im Vergleich mit dem Vorjahr auf 48 Mill. Euro fast verzehnfachte Kreditrisikovorsorge. Schwächer entwickelte sich der Provisionsüberschuss, der um mehr als 4 Mill. Euro nachgab. Als Grund nennt Jung das schwächere Vermittlungsgeschäft, weil die Nachfrage nach Ratenkrediten und privaten Baufinanzierungen aufgrund der gestiegenen Zinsen nachgelassen habe. Die Berliner vermitteln Baufinanzierungen im Volumen bis 750.000 Euro über die Plattform Baufinex, beraten aber im eigenen Hause. Erst ab 750.000 Euro finanzieren sie selbst.

Knapp 5.000 Mitglieder hinzugewonnen

Gut 1.900 Mitarbeiter betreuen 537.000 Kunden, von denen 224.500 Mitglieder sind. Deren Zahl wachse gegen den Trend, betont Jung. Im vergangenen Jahr kamen knapp 5.000 hinzu.

Die Bilanzsumme ging leicht auf 17,7 Mrd. Euro zurück. Damit gehört die Berliner Volksbank zu den drei größten genossenschaftlichen Instituten hierzulande. Das Ranking führt mit Abstand die Deutsche Apotheker- und Ärztebank mit 52 Mrd. Euro Mitte vergangenen Jahres an. Nach Vollzug der im Oktober angekündigten Verschmelzung von Frankfurter Volksbank Rhein/Main und Raiffeisen-Volksbank Aschaffenburg wird das neue Institut mit einer kombinierten Bilanzsumme von 19,2 Mrd. Euro (Stand Jahresende 2022) zum zweitgrößten genossenschaftlichen Primärinstitut und zur größten Volksbank aufsteigen.

ABK-Übernahme schürt Hoffnungen

Die Berliner Volksbank verstärkt sich, wie vor einem Monat verkündet. Sie übernimmt die ABK Allgemeine Beamten Bank mit einer Bilanzsumme von 630 Mill. Euro, die im Zuge einer Zwei-Marken-Strategie eigenständig bleiben soll. „Berlin/Brandenburg hat deutlich höhere Anteile an Mitarbeitern, die im öffentlichen Dienst beschäftigt sind. Deshalb ist die Akquisition der ABK eine echte Chance für uns“, sagt Jung über den Zukauf, über dessen finanzielle Dimension Stillschweigen herrscht. Auch sei in der Metropolregion mit einer noch weiter wachsenden Schar von Beschäftigten des öffentlichen Dienstes zu rechnen, so das Kalkül.

Aktuell läuft das Inhaberkontrollverfahren, nach Genehmigung kann das Haus in die Berliner Volksbank integriert werden. Jung ist nach eigener Aussage guter Dinge, dass es bis Mitte des Sommers so weit ist.

Leicht rückläufiges Ergebnis erwartet

Was die weitere Geschäftsentwicklung angeht, so ist der Vorstandsvorsitzende optimistisch. Alles in allem sei zwar zu erwarten, dass das Ergebnis aufgrund des Wegfalls von Sondereffekten aus der Zinswende zwar leicht rückläufig sein werde, aber nach wie vor stabil und klar positiv ausfalle. „Wir werden auch 2024 ein gutes Ergebnis erreichen, insofern auch die Risikosituation in Deutschland so bleibt, wie sie ist.“

Die Frage sei, inwieweit auf der Kreditseite Herausforderungen entstünden. „Das glauben wir zwar nicht, doch haben wir uns für 2024 vorgenommen, hier etwas defensiver zu planen“, macht Jung klar.

Ihm zufolge ist das Institut im Büroimmobilienmarkt nicht sonderlich exponiert, der Schwerpunkt liege seit eh und je auf der Wohnungswirtschaft. Das rare Gut Wohnung spreche dafür, dass in dem Segment keine krisenhafte Entwicklung zu erwarten sei.

Ende des Jahres hat die Volksbank nach eigenen Angaben den Umzug mit rund 800 Mitarbeitern in die neue Zentrale „Quartier Berliner Volksbank“ im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf abgeschlossen.

Investition in Filialen

Aktuell betreibt die Volksbank in Berlin und in Brandenburg 43 Filialen (inklusive SB-Standorten 167) sowie darüber hinaus sieben Beratungscenter. Seit einigen Jahren werde in die Modernisierung der 43 Filialen investiert, sagt der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Daniel Keller. Insgesamt handele es sich um einen hohen einstelligen Millionenbetrag. Vor der Erneuerung stünden jetzt noch 13 Zweigstellen.

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