Beste Voraussetzungen für ein unternehmerisches Wagnis

Investorennetzwerke, staatliche Förderprogramme und ein technologieaffines Umfeld machen den Standort Bayern attraktiv

Beste Voraussetzungen für ein unternehmerisches Wagnis

In keiner anderen deutschen Stadt sprießen so viele neue Start-ups hervor wie in Berlin. Die Hauptstadt gilt als Denkfabrik und führt die Liste der meisten Neugründungen jährlich an. Doch wenn es um Digitalisierung geht, setzen immer mehr Firmen auch auf Bayern und seinen Ballungsraum München. Denn hier arbeiten Industrie und Forschung so eng zusammen wie an kaum einem anderen Standort.Als global agierender Markt finden sich in Bayern nicht nur Global Player wie Adidas, Allianz, Audi, BMW, MTU Aero Engines, MAN und Siemens, sondern auch ein starker Mittelstand in den Bereichen Industrie, Handwerk und Dienstleistung. Wirtschaft und Hochschulen arbeiten eng zusammen. Die Technische Universität München (TUM) etwa hat es sich zum Ziel gesetzt, eine der erfolgreichsten Gründeruniversitäten Europas zu sein. Mit einem umfassenden Handlungskonzept TUM-Entrepreneurship will sie ihre Aktivitäten zur Förderung von wachstumsorientierten Gründungen ausbauen. Aktiver KapitalmarktDie Förderung innovativer Start-ups hat in Bayern viele Gesichter. Gründer und Unternehmen in Bayern treffen zum Beispiel auf einen äußerst aktiven Kapitalmarkt, der sich vor allem aus engagierten privaten Investoren zusammensetzt. Es gibt aber auch große und erfahrene Investorennetzwerke, die sich nicht nur auf die Finanzierung, sondern auch auf die Förderung junger Unternehmen spezialisiert haben. Dies ist für einen Gründerstandort wie Bayern auch dringend notwendig, denn junge Unternehmen (Start-ups) müssen auf ihrem Weg zur erfolgreichen Positionierung am Markt viele Herausforderungen meistern.In der Gründungsphase eines Unternehmens stehen die Verantwortlichen vor großen Herausforderungen im Tagesgeschäft: Sie müssen erfolgreiche Produkte entwickeln, ihre Bekanntheit am Markt steigern, Kunden gewinnen, geeignetes Personal finden und Umsatz generieren. Gleichzeitig stehen aber auch innerhalb des Unternehmens wichtige Entscheidungen an, mit denen sich die Unternehmer frühzeitig beschäftigen müssen. Dies alles kann zu Friktionen führen, die es dem Unternehmer schwer machen, seine Geschäftsidee zu verwirklichen und den richtigen Markteinstieg zu finden.Mit rund 250 gelisteten Business Angels bietet Bayern mit dem BayStartUP-Investorennetzwerk eines der größten in Europa. Business Angels bieten hier exklusive Treffen und persönliche Unterstützung an und stellen den Kontakt zu Venture-Capital-Vertretern, öffentlichen Kapitalgebern und Beratern aus ganz Deutschland her. Sie bringen das nötige Kapital sowie ihr Know-how aktiv in das Unternehmen mit ein. Entscheidende FragenWir, Rödl & Partner, arbeiten seit einigen Jahren eng mit BayStartUP zusammen und sind selber Gründungsmitglied des Nordbayerischen Businessplanwettbewerbs und auch dem Münchner Businessplanwettbewerb verbunden. Wir stehen als Juror und Coach mit all unseren Kontakten und vor allem dem Know-how in essenziellen Gründungsfragen den Wachstumsunternehmen zur Seite. Es ist immer wieder hoch interessant, wenn wir mit innovativ denkenden und überaus motivierten Persönlichkeiten zusammen arbeiten dürfen und sie auf dem Weg in das erfolgreiche Unternehmertum mit begleiten können. Dabei werden Wirtschaftsprüfer, Rechtsanwälte und Steuer- sowie Unternehmensberater häufig zunächst mit ähnlichen Fragestellungen konfrontiert:- Ist das Geschäftsmodell, ist die Geschäftsidee die richtige? Ist das Produkt, die Dienstleistung überhaupt marktgängig? Mit dem Unternehmer zusammen muss bewertet werden, ob das neue Produkt oder Angebot seinem zukünftigen Kunden einen konkreten Nutzen stiftet – ob ein echter Mehrwert geboten wird, für den der Markt bereit ist, zu bezahlen. Branchenkenntnisse und Benchmarkanalysen können erste Einschätzungen fundamentieren.- Wurde die richtige Rechtsform für das Unternehmen gewählt? Die Rechtsform bestimmt den gesetzlichen Handlungsrahmen des Unternehmens. Hier entscheidet sich letztlich, wer mit welchen Mitteln für das unternehmerische Tun einstehen muss. Die Entscheidung für eine bestimmte Rechtsform ist gut zu durchdenken, denn sie hat eine Vielzahl rechtlicher, finanzieller, struktureller und persönlicher Konsequenzen (zum Beispiel Haftung, Grundkapital, Außenwirkung, Steuern). Verschiedene Strukturen und ihre Konsequenzen müssen mit den jungen Unternehmern besprochen und Handlungsoptionen aufgezeigt werden.- Ist der Businessplan geeignet, Investoren für die eigene Idee zu gewinnen? Der Businessplan ist ein zentrales Kommunikationsmittel, um Kapitalgeber wie Venture-Capital- und Private-Equity-Gesellschaften, Banken, Business Angels oder Kooperationspartner von der Geschäftsidee zu überzeugen und zu einer Beteiligung einzuladen. Er ist häufig der wesentliche erste Schritt zur Kapitalbeschaffung. Beratung zu Inhalt und Struktur ist hier unerlässlich, damit Investoren schnell von der neuen Geschäftsidee überzeugt werden können.- Lässt der Finanzplan auch Luft, um erste Rückschläge finanziell zu verkraften? Die Finanzierungsplanung ist das Kernstück jeder Unternehmensneugründung und -übernahme und nicht zuletzt Basis für Gespräche mit (potenziellen) Kapitalgebern. Die beste Geschäftsidee funktioniert nur, wenn die Finanzierung geklärt und bestmöglich gesichert ist. Durch eine professionelle Finanzplanung kann ohne unternehmerisches Risiko der Verlauf der einzelnen Unternehmensphasen simuliert werden. Dabei ist wichtig, so zu planen, dass der Kapitalbedarf gedeckt und mindestens bis zur Marktreife der Produkte und Leistungen genügend finanzieller Spielraum für Unvorhergesehenes vorhanden ist. Auch die kurzfristigere Liquiditätsplanung mit den Ein- und Auszahlungen ist Teil der Finanzplanung. Die Prüfung der Plausibilität der Planung und die Analyse der Finanzierungsannahmen (Herkunft von Eigen- und Fremdkapital und Finanzierungsbedingungen) vor den ersten Finanzierungsrunden bieten dem Unternehmer Sicherheit beim Auftritt vor Investoren und für seine eigene finanzielle Ausstattung.Wie die Praxis zeigt, ist es bei jungen Unternehmen aber nur selten mit der Beantwortung dieser fundamentalen Einstiegsfragen getan. Wegen der Konzentration auf Forschung und Entwicklung sind Start-ups häufig ohne eigene Marktpräsenz, das heißt, sie nehmen allenfalls als Nachfrager, nicht aber als Anbieter am Wirtschaftsverkehr teil. Durch diesen fehlenden Kontakt zum Absatzmarkt mangelt es im frühen Lebenszyklus der Unternehmen häufig an einer wirtschaftlich tragfähigen Einschätzung der Produktidee und des Marktes. Nicht jede Geschäftsidee ist daher von sich aus geeignet, wirklich marktreif zu sein. Management-ExpertiseWeiter ist bei jungen Unternehmen die Personalzusammensetzung erfahrungsgemäß einseitig den Produktentwicklungsaufgaben angepasst. Verwaltungsprozesse werden kostenminimal geführt. Vor diesem Hintergrund verfügen viele Start-ups nur über eine geringe kaufmännische und in der Regel keine rechtlich profunde und professionelle interne Aufstellung. Deshalb ist es umso wichtiger, dass Business Angels, aber auch die in Bayern zahlreich vertretenen Venture-Capital-Unternehmen (VC) hier auch im Rahmen einer langfristig strukturiert angelegten Unterstützung und Begleitung weiterhelfen. Neben dem Kapital liefern sie dem Start-up-Unternehmen fundierte Branchenkenntnisse sowie Management-Expertise. Der Standort Bayern bietet hierfür ein hoch attraktives Umfeld. Viele Venture-Capital-FondsGeht es rein um Fragen der Finanzierung, gibt es darüber hinaus zahlreiche Venture-Capital-Fonds, die im bayerischen Markt beheimatet oder zumindest dort vertreten sind. Beispielsweise unterstützt Bayern Kapital, eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der LfA Förderbank Bayern, junge Gründer in allen Phasen ihres Unternehmens. Bayern Kapital finanziert innovative Technologieunternehmen von der Unternehmensgründung bis zur Expansionsphase. Die Förderung erfolgt etwa über den Seedfonds Bayern. Er finanziert technologieorientierte Unternehmensgründungen, die nicht älter als zwölf Monate sind.Der Clusterfonds “Start-Up!” kommt für ein bis zwei Jahre alte technologieorientierte Unternehmen beim Übergang von der Seed- zur Start-up-Phase zum Einsatz. Der Bayern Kapital Innovationsfonds beziehungsweise der Bayern Kapital Innovationsfonds EFRE bietet jungen bayerischen Technologieunternehmen Beteiligungskapital zur Mitfinanzierung von Innovationsvorhaben in verschiedenen Unternehmensphasen.Die Bayerische Beteiligungsgesellschaft (BayBG) finanziert innovative Unternehmen mit bis zu 1,5 Mill. Euro – in Ausnahmefällen auch mehr. Zudem können Existenzgründer, junge Unternehmen und Personen, die bestehende Unternehmen übernehmen, stille Beteiligungen erhalten, um eine solide Eigenkapitalausstattung in der Gründungs- und Festigungsphase sicherzustellen.Die Herausforderungen, ein junges Unternehmen professionell zu gründen und zu finanzieren, sind hoch, die Chancen, dies zu schaffen, stehen in Bayern gut. Mit Blick auf das Finanzierungsvolumen konnte sich im vergangenen Jahr der Start-up-Standort Bayern (527 Mill. Euro) wieder hinter der Bundeshauptstadt Berlin platzieren – und verzeichnete dabei erhebliche Zuwächse um 87 %. Förderung hat viele GesichterWie aufgezeigt hat die Start-up-Förderung in Bayern viele Gesichter. Zahlreiche Förderprogramme, erfahrene und vermögende Privatinvestoren sowie ein technologieaffines Umfeld und Kooperationen mit international ausgezeichneten Hochschulen leisten einen nicht unwesentlichen Beitrag zur lebendigen Start-up-Szene im Freistaat. Die hohen Lebenshaltungskosten und der knappe Arbeitsmarkt können dadurch gerade im Vergleich zu Berlin sicherlich kompensiert werden.Bayern mag im Bereich Wagniskapital nicht an die in den USA von großen Fonds investierten Summen heranreichen, aber die wachsende und starke Business-Angel-Szene schafft quasi einen neuen Kapitalmarkt. Gepaart mit zahlreichen Möglichkeiten einer professionellen Betreuung, gerade in der Startphase von Unternehmen, bietet Bayern beste Voraussetzungen, um ein unternehmerisches Wagnis mit Erfolg abzuschließen.—Ronald Hager, Partner und Leiter der Niederlassung München von Rödl & Partner