Bethmann feilt an Provisionsstruktur
Nach einem größeren Zukauf 2014 ist die Bethmann Bank 2015 eigenen Angaben zufolge “extrem gut” gestartet. Die Preise für ihre Dienste will die ABN-Amro-Tochter künftig “konsequenter” setzen.Von Bernd Neubacher, FrankfurtNach der Übernahme des in Deutschland gebuchten Private-Banking-Geschäfts der Credit Suisse stellt die Bethmann Bank Investitionen in IT, in digitale Dienste, in ihr Personalportfolio sowie in die Fortbildung der Mitarbeiter in den Mittelpunkt. Zudem will das Haus seine Provisionssätze stärker differenzieren, wie Horst Schmidt, Vorstandsvorsitzender der ABN-Amro-Tochter, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung sagt: “Da wollen wir künftig konsequenter sein.” Künftig werde man die eine oder andere Kundenbeziehung überprüfen und in Fällen, in welchen Aufwand und Provisionsertrag in einem Missverhältnis stünden, über eine Anpassung reden müssen.Damit riskiert das Management Konflikte mit Beratern, welche oft viel Zeit in die Akquise eines Kunden gesteckt haben und nach Möglichkeit vermeiden möchten, dass dieser sich von der Bank abwendet. Im groben Mittel peilt die Bank einen Provisionssatz von 80 Basispunkten jährlich auf das verwaltete Vermögen eines Private-Banking-Kunden an. Johannes Baratta, Mitglied des Vorstands, schränkt gleichwohl ein, dass solche Angaben leicht in die Irre führten: “Eine aussagekräftige Durchschnittsmarge gibt es nicht”, sagt er. So zahlen Kunden mit größeren Vermögen tendenziell geringere Sätze, Kunden mit kleineren Vermögen hingegen werden prozentual höhere Provisionen berechnet. Unterschieden wird ferner zwischen institutionellen und privaten Kunden, zudem nach dem Grad des Betreuungsbedarfs. Netto fließen Mittel zuIm laufenden Jahr rechnet Schmidt operativ mit einem “deutlich zweistelligen Millionenbetrag” als Ergebnis. Der Start ins neue Jahr sei “extrem gut” verlaufen, sagt er. Hatte die Bank Ende 2014 noch 34,3 Mrd. Euro verwaltet, so sind es per Anfang Februar bereits 35,8 Mrd. Euro. Damit ist die Bank gemessen an den Assets under Management der drittgrößte Anbieter im deutschen Private-Banking-Markt hinter der Deutschen Bank und der Commerzbank. Zum weitaus überwiegenden Teil sei der Anstieg der verwalteten Mittel auf Nettozuflüsse anstatt auf anziehende Marktwerte zurückzuführen, heißt es.Investieren will Schmidt 2015 in die Fortbildung von Mitarbeitern, in das digitale Angebot der Kunden sowie in die IT, welche, wie er einräumt, im Zuge der mit Credit Suisse im vergangenen Jahr vereinbarten Transaktion zuletzt nicht oberste Priorität genoss. Mehrere Millionen Euro will die Bank in den kommenden Jahren aus ihrem lokalen Budget in die digitale Entwicklung stecken. Zudem hat die Mutter ABN Amro im Dezember 2014 mit IBM vereinbart, dass die IT der gesamten Bank in den kommenden zehn Jahren für mehrere Milliarden Dollar für internetbasierte Dienste modernisiert wird. Die ersten Dienste sollen noch 2015 an den Start gehen.Berater einstellen will die Bank, die mit Übernahme der Credit-Suisse-Aktivitäten die Zahl ihrer Standorte um zwei auf zwölf erhöht hat, noch in Bremen und in Mannheim. Zugleich sei nicht ausgeschlossen, dass im Back Office noch Stellen gekürzt würden oder Berater sich entschlössen, andernorts anzuheuern, sagt Schmidt. Jeroen Rijpkema, bei ABN Amro zuständig fürs internationale Private Banking, hatte im Oktober vergangenen Jahres deutlich gemacht, dass er die Kosten-Ertrags-Quote im internationalen Private Banking von momentan 76 % im Laufe der Zeit auf unter 70 % senken will. Investitionen wie die Integration der Credit-Suisse-Aktivitäten könnten die Kennzahl dabei vorübergehend verzerren. Die Bethmann Bank nennt für 2014 wie für 2013 eine Aufwand-Ertrags-Quote von 80 %.Im vergangenen Jahr hat der mit der Übernahme verbundene Migrationsaufwand das Ergebnis der Bank praktisch auf null gedrückt. Dieses Ergebnis liege noch am oberen Ende der ursprünglichen Erwartungen, sagt Schmidt. Der Zukauf hatte die Assets under Management 2014 um 10 Mrd. auf gut 34 Mrd. Euro geschraubt, die Mittel in der Vermögensverwaltung um 2,2 Mrd. auf 5,2 Mrd. und die Zahl der Mitarbeiter um 210 auf 610 erhöht. Man habe an Größe gewonnen, sagt Schmidt. Eine Herausforderung sei es nun, darauf zu achten, dass unter der Größe die Nähe auch des Vorstands zu Kunden nicht leide. Etwaige Befürchtungen einer hohen Überschneidung im jeweiligen Kundenstamm haben sich den Angaben zufolge nicht bewahrheitet. Da beide Gesellschaften bis zum Abschluss der Transaktion Anfang September rechtlich als konkurrierende Einheiten galten, hatte Bethmann keinen Einblick in die Kundenkartei von Credit Suisse gehabt.Man habe rasch festgestellt, dass beide Banken in ihrer Strategie gut zueinander passten, berichtet Baratta, der seit 2011 als Vorstandsvorsitzender das Private-Banking-Geschäft der Credit Suisse in Deutschland verantwortet hatte und mit einem weiteren Vertreter der schweizerischen Bank in den nun von drei auf fünf Köpfe erweiterten Vorstand der Bethmann Bank eingezogen ist: “Es gab totale Übereinstimmung, wie man Private Banking betreiben sollte.” Einigkeit bestehe etwa darin, dass der Berater vor Ort dank seiner größeren Nähe zum Kunden König sei: “Die Zentrale dient.” Laut Angaben der Bank wurde denn auch vermieden, Kunden infolge der Fusion mit neuen Beratern zu konfrontieren. Beide Banken hätten sich bemüht, die jeweils bessere Praxis fortzuführen, heißt es. So habe Credit Suisse ihre Erfahrungen mit einer engeren Verzahnung von Beratern und Wertpapierspezialisten eingebracht, Bethmann unterdessen einen überlegenen Ansatz in der Vermögensverwaltung. Performance erleichtertAngesichts der ultralockeren Geldpolitik und neu entstandener Krisengebiete etwa in der Ukraine zeigt sich Schmidt erleichtert darüber, wie sich die Vermögensverwalter der Bank 2014 geschlagen haben. Das Aktienmandat der Bank warf den Angaben zufolge 10 % ab, das Rentenmandat 5 % und das gemischte Mandat 8 %. Dabei sei es derzeit nicht einmal einfach, Vermögen zu bewahren, sagt Schmidt. Mit Blick auf mit realen Negativzinsen konfrontierten Kunden gelte zugleich: “Wenn man vom Kunden her denkt, gibt es viel Potenzial im Markt.”