NEUNMONATSZAHLEN DER COMMERZBANK

Bewertungseffekte schönen das Quartalsergebnis

CFO Engels: Überschuss im dreistelligen Millionenbereich für das Gesamtjahr - Heta-Zuschreibung kommt

Bewertungseffekte schönen das Quartalsergebnis

bg Frankfurt – Die Commerzbank hat trotz einer umbaubedingten Abschreibung von 627 Mill. Euro im dritten Quartal leicht besser abgeschlossen als erwartet, auch wenn sie unterm Strich mit 288 Mill. Euro in die roten Zahlen rutschte. Das operative Ergebnis betrug 429 (i.V. 452) Mill. Euro. Diese nur leichte Abschwächung trotz erhöhter Risikovorsorge aus dem Schiffsektor verdankt die Commerzbank vor allem einem durch positive Bewertungseffekte getriebenen Ertragsplus. Diese Sondereffekte machten knapp 200 Mill. Euro aus. Es wurden Finanzpositionen wie etwa eigene Verbindlichkeiten und Absicherungspositionen infolge von Schwankungen an den Kapitalmärkten neu bewertet. Die operativen Erträge kletterten so auf über 2,4 (2,3) Mrd. Euro im dritten Abschnitt, nach neun Monaten summieren sich diese auf exakt 7 (7,6) Mrd. Euro. Der Überschuss per Ende September beläuft sich auf 96 (891) Mill. Euro. Hypo-Alpe-EffektCFO Stephan Engels zufolge dürfte die Commerzbank im gesamten Geschäftsjahr einen Überschuss im dreistelligen Millionenbereich erzielen können – da waren die Analysten bislang ein wenig skeptischer mit einem Konsens von 50 Mill. Euro, hatten sie die eingangs beschriebenen positiven Bewertungseffekte doch wohl nicht auf dem Zettel. Zudem darf sich die Commerzbank auf Zuschreibungen auf ihr zuvor wertberichtigtes Engagement bei der Heta Asset Resolution freuen. Engels erklärte gegenüber den Analysten, dass im vierten Quartal ein Sondergewinn von rund 140 Mill. Euro verbucht werden kann. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte die Banken zunächst gezwungen, ihre Anleihen des Nachfolgerinstituts der Hypo Alpe Adria um die Hälfte abzuschreiben. Nach der Anfang Oktober getroffenen Einigung können die Hypo-Alpe-Gläubiger aber damit rechnen, mehr als 90 % ihrer Forderungen zurückzubekommen. Eventuell gibt es ab dem Frühjahr auch schon erste Auszahlungen, macht es für die Heta doch keinen Sinn, selbst Cash zu Negativzinsen bei der Zentralbank zu parken. Neues Reporting simuliertErstmals präsentiert wurde auf Basis einer vorläufigen Überleitungsrechnung das operative Ergebnis in der neuen Segmentstruktur. Dabei entfallen auf Privat- und Unternehmenskunden in den ersten neun Monaten operative Erträge von 3,6 Mrd. Euro, was bei Kosten von 2,7 Mrd. Euro sowie einer Risikovorsorge von 100 Mill. Euro in ein operatives Ergebnis von 0,8 Mrd. Euro mündet. Das Segment Firmenkunden kommt in seiner neuen Struktur auf operative Erträge von 3,4 Mrd. Euro, bei einer Risikovorsorge von 200 Mill. Euro und Kosten von 2,2 Mrd. Euro bleibt ein operatives Ergebnis von 0,9 Mrd. Euro. Da in diesem Segment mit 104 Mrd. Euro sehr viel mehr Risikoaktiva gebunden sind, ist die Kapitaleffizienz im Privatkundengeschäft mit seinen 38 Mrd. Euro an zugewiesenen Risikoaktiva höher. Deshalb lege man den Fokus beim Wachstum der Strategie “Commerzbank 4.0” auch auf das Privatkundengeschäft, erläuterte Engels. Die neue Reportingstruktur beginnt mit dem vierten Quartal und wird Anfang Februar im Rahmen der Bilanzvorstellung detailliert ausgewiesen.Um den Verwaltungsaufwand trotz steigender Investitionen in die Digitalisierung im Zaum zu halten, betreibt die Commerzbank eine Reihe von Effizienzmaßnahmen. Dem immanenten Kostenanstieg von 175 Mill. Euro in den ersten neun Monaten steht ein durch Kostenmanagement reduzierter Aufwand von 260 Mill. Euro gegenüber. Neben gedrückter variabler Vergütung und Sourcing registrierte die Commerzbank auch einen verringerten Personalaufwand durch den bereits realisierten Abbau von 900 Stellen. Dem Zinsabrieb trotzenDas negative Zinsumfeld hinterließ in den ersten neun Monaten einen kumulierten Abrieb von 226 Mill. Euro brutto im Einlagengeschäft der Commerzbank. In dem bislang noch als Mittelstandsbank berichteten Segment wurde der Einlagenbestand innerhalb von neun Monaten um 21 Mrd. Euro abgebaut, was laut Engels einem Abschmelzen von etwa 15 % des Bestands entspricht. Für 10 Mrd. Euro der verbliebenen Einlagen wurde bislang mit den Kunden eine Guthabengebühr vereinbart. Die erwartete Nettobelastung im Einlagengeschäft durch das Zinsumfeld beziffert Engels auf rund 100 Mill. Euro für 2020 gegenüber 2016, wobei die Pricing-Initiativen fortgesetzt würden. Kundenziel vor AugenIm Privatkundengeschäft steht die Commerzbank kurz davor, das selbst gesteckte Ziel, im Zeitraum ab 2013 netto 1 Million Neukunden zu gewinnen, mit einer Punktlandung Ende 2016 zu erreichen. Per Ende September sind 994 000 Neukunden erreicht. Die Vorgabe von Konzernchef Martin Zielke lautet, dass das um Unternehmerkunden bereicherte Privatkundengeschäft bis 2020 weitere 2 Millionen Neukunden gewinnen soll. Dabei will man insbesondere in jenen Regionen wildern, wo durch Filialschließungen Kundenbeziehungen frei werden.