Finanzregulierung

Euronext sieht Retail benachteiligt

Nicht alle in der Branche sind von den Plänen der EU-Kommission zur Reform des Aktienhandels überzeugt. Euronext plädiert dafür, das Consolidated Tape in leicht abgespeckter Version umzusetzen.

Euronext sieht Retail benachteiligt

Aktienhandel

Euronext sieht Retail beim Echtzeithandel benachteiligt

Zugang zu besten Preisen in der Praxis nur für Profihändler

Björn Godenrath, Frankfurt
bg Frankfurt

Euronext-CEO Stéphane Boujnah hat die Pläne der EU-Kommission für ein neues Regime im Aktienhandel kritisiert. Gegenüber der “Financial Times” erklärte er, dass Privatanleger mit Einführung eines “Consolidated Tape” (CT) benachteiligt werden würden, da sie im Gegensatz zu professionellen Tradern nicht auf alle Handelsplätze gleichzeitig zugreifen könnten. Im Sinne der Vorhandelstransparenz würden dann zwar Echtzeitpreise von allen Handelsplätzen angezeigt, aber nur Hedgefonds und Hochfrequenzhändler könnten das optimal anwenden, dabei “Preisanomalien” ausnutzen und damit Arbitrage betreiben. Es käme letztlich zu einer Fragmentation der Preisbildung.

Nur ein Snapshot

Die Euronext gehört zu den 14 Börsenplätzen, die ihre Mitarbeit am Consolidated Tape grundsätzlich zugesagt haben. Boujnah unterstützt die Bereitstellung von Echtzeit-Nachhandelsdaten, möchte im etwas sensibleren Vorhandel aber nur einen “snapshot”, also einen Ausschnitt der Preisdaten erlauben. Aber auch unter den Handelsplätzen kann es zu Stress kommen: Die Federation of European Securities Exchanges weist darauf hin, dass ein Echtzeit-CT die Wirtschaftlichkeit kleinerer Handelsplätze bedroht.

Boujnah fordert zudem, dass die sogenannten systemischen Internalisierer wie Banken und Investmentfirmen, die Trades außerbörslich über eigene Systeme abwickeln, wie regulierte Börsenplätze behandelt werden. Der einzige Ort, an dem eine Preisfindung stattfinden solle, sei in einem ordentlichen Orderbuch. Die Internalisierer seien wie “eine Art Uber”, denen erlaubt werde, sich nicht an die Regeln zu halten. Und wenn die zu groß würden, ergäbe sich eine ganze Reihe an Systemrisiken.

Der Econ-Ausschuss des EU-Parlaments wird in Kürze die Konsultationen zur Mifir-Review aufnehmen. Dort wird auch das Consolidated Tape, wie es von der EU-Kommission vorgeschlagen wurde, Gegenstand der Diskussionen sein. Eine Verständigung sollte bis zum Jahresende erfolgen.

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