Bigtechs ringen mit Banken

Finanzaufseher Felix Hufeld: Kleinere Kreditinstitute drohen den Anschluss zu verlieren

Bigtechs ringen mit Banken

Nach den neuen Regeln müssen Banken ihren angreifenden Bigtech-Konkurrenten Zugriff auf Kontoinformationen der Kunden gewähren. Finanzaufsichtschef Felix Hufeld fürchtet, kleinere Kreditinstitute blieben auf der Strecke. Deutsche-Bank-Digitalchef Markus Pertlwieser erwartet “tektonische Veränderungen”.cru Düsseldorf – Die Digitalisierung forciert nach Einschätzung der Finanzaufsicht Bafin den Kampf zwischen Bigtechs und Banken. “An der Kundenschnittstelle könnte es schon bald sehr eng werden”, sagte Behördenchef Felix Hufeld auf einer Konferenz an der Universität Bochum. “So mancher etablierten Bank und so manchem klassischen Versicherer droht bei einem Markteintritt der Bigtechs, viel Ertragspotenzial und vor allem die Kenntnis über ihre Kunden aus erster Hand verloren zu gehen.” Insbesondere die kleineren und mittleren Kreditinstitute, die sich nicht selbst zu einer Plattform weiterentwickeln können, liefen Gefahr, den Anschluss zu verlieren. Im schlimmsten Fall bliebe für einige dieser Unternehmen nur die Rolle als regulierter Infrastrukturanbieter übrig. “Dass inzwischen auch Vergleichsplattformen erkannt haben, welche Möglichkeiten ihnen Open Banking und der Trend zur Platformication auf den Finanzmärkten bieten, wird den Wettbewerb um die Kundenschnittstelle zusätzlich verschärfen”, sagte Hufeld. Schwieriger sei es, Prognosen darüber anzustellen, wie sich dieser Wettbewerb genau entwickeln werde. “Eine Möglichkeit wäre ein echter Wettbewerb um Marktanteile, den verschiedene Plattformen miteinander ausfechten würden”, sagte Hufeld.Denkbar wäre aber auch ein “The winner takes it all”-Szenario, bei dem der eigentliche Konkurrenzkampf letzten Endes darum entbrennt, wer überhaupt an einer dominanten Plattform teilnehmen kann und wer nicht, befürchtet der Finanzaufseher. Neue Konkurrenten greifen anNach Einschätzung von Markus Pertlwieser, Chief Digital Officer der Deutschen Bank, dominieren Plattformen aus den USA wie Apple und aus Asien gegenüber europäischen Bigtechs wie SAP. Unter den disruptiven Technologien, die wie Game Changer wirken, seien im Bankgeschäft die künstliche Intelligenz und die Blockchain entscheidend. Das sorge für einen Wandel der Bank zum Finanzdienstleistungsversorger.Die Veränderungen seien “tektonisch”. Als Beispiel nennt Pertlwieser neue Tech-Wettbewerber aus dem Nichtbankenbereich. Laut McKinsey geraten 30 % der Erträge traditioneller Banken bis 2020 unter Druck. Die “Gafas” – also Google, Amazon, Facebook und Apple – setzten neue Maßstäbe für die Erwartungen der Kunden. Sie nutzten elektronische Identitäten zur Markterschließung. Kürzlich startete etwa die europäische Datenplattform “Verimi”, bei der Nutzer ihre persönlichen Daten sicher hinterlegen und für die Anmeldung bei verschiedenen Online-Diensten einsetzen.Neue Technologien wie etwa offene Programmierschnittstellen – sogenannte API – machen laut Pertlwieser neue Geschäftsmodelle möglich. Dasselbe beobachtet Finanzaufseher Hufeld: “Wir erleben schon jetzt, dass auf dem Finanzmarkt Wertschöpfungsketten zunehmend aufgespalten und dezentralisiert werden. Die Anfang 2018 in Kraft getretene Zweite Zahlungsdiensterichtlinie, die PSD 2, und die Verpflichtung, offene Programmierschnittstellen, sogenannte APIs bereitzustellen, schaffen die rechtlichen Voraussetzungen für die Plattformwirtschaft.” Die Richtlinie will die Banken dazu verpflichten, für Drittparteien, welche beispielsweise personalisierte Finanzplanungstools wie Robo-Advisors fürs Sparen anbieten, eine Schnittstelle bereitzustellen, die diesen Anbietern den Zugriff auf die Kontoinformationen der Bankkunden bietet. Eine Hauptveränderung sind laut Pertlwieser die Account Information Services Provider (AISP), die Payment Initiation Service Provider (PISP) und die Card Issuer Service Provider (CISP). Die Wertschöpfung verschiebe sich vom Produzenten hin zu wenigen Distributoren – die Kundenbeziehung entscheide und nicht die Bilanz. Mehr Geld für neue GeschäfteIm Jahr 2017 hat die Deutsche Bank im Privat- und Geschäftskundenbereich ihre Investitionen in neue Geschäfte und Forschung nahezu verdoppelt auf 43 Mill. Euro. “Für die Umsetzung der Digitalisierungsstrategie sind Fintechs sehr wichtige Partner”, sagte Pertlwieser. Als Beispiele nannte er den Rechnungsscan-Anbieter Gini, den Videolegitimationsspezialisten Web ID Solutions oder den Internet-Banking-Sicherheitsspezialisten DSwiss. Als mögliches Geschäftsmodell glaubt Pertlwieser an die “digitale Hausbank”, die der Kunde über sein Smartphone in Verbindung mit einem virtuellen persönlichen Assistenten betritt.