"Bislang ist mehr geredet als getan worden"

Assetmanager wenig auf Digitalisierung vorbereitet

"Bislang ist mehr geredet als getan worden"

hip London – Die Vermögensverwaltungsbranche hat sich aus Sicht eines der größten Assetmanager bislang wenig auf die Digitalisierung ihres Geschäfts vorbereitet. “Wir reden viel über Digitalisierung, Big Data und künstliche Intelligenz, aber bislang ist mehr geredet als getan worden”, sagte Chris Willcox, CEO von J.P. Morgan Asset Management, vor Journalisten in London. Im Vergleich zu anderen Branchen bewegten sich Vermögensverwalter am unteren Ende der Skala, wenn es um “Digital Readiness” gehe.Die Assetmanagementbranche bewege sich auf einen Wendepunkt zu, so Willcox. Sie sei reif dafür, durcheinandergewirbelt zu werden. Viele Entscheidungsprozesse würden ausgelagert. Man pflege eine Obsession für Benchmarks, die mal gut, mal weniger gut designt worden seien. Derzeit sei zwar eine der besten Zeiten, um in diesem Geschäft zu sein, sagte Willcox. Aber die großartigen Margen der Vergangenheit werden sich aus seiner Sicht kaum halten lassen. Die Branche sei in hohem Maße von Komplexität und Überkapazitäten geprägt. Das zeige sich schon daran, dass an den großen europäischen Börsen zwar nur 3 910 Firmen notiert seien, aber 4 458 auf den europäischen Markt fokussierte Aktienfonds und ETFs angeboten würden. Die Bereitschaft, obsolete Produkte aufzugeben, sei in der Branche nicht sehr groß. Der Druck auf die Gebühren werde weiter anhalten. In geradezu brutaler Weise habe sich dieser Druck im Geschäft mit passiven Anlageprodukten gezeigt, wo sich die Verwaltungsgebühren binnen eines Jahrzehnts halbiert hätten. Hinzu komme die prozyklische Natur des Geschäfts.Wer künftig Erfolg haben wolle, müsse global aufgestellt sein. “Es ist unmöglich, keine Chinastrategie zu haben”, sagte Willcox. Disziplin, Diversifikation und neue Technologien gehörten ebenso dazu wie eine lösungsorientierte Herangehensweise über alle Assetklassen hinweg.