„Bitcoins kaufen, halten, verkaufen – mehr vorerst nicht“
Gegen Kritik an Kryptowährungen hat sich die DWP Bank gewappnet. Der zentrale Wertpapierdienstleister von Genossenschaftsbanken, Sparkassen und einigen privaten Geldhäusern nimmt eine „agnostische“ Haltung zum Kryptogeld als Anlageklasse ein. Ob der stark schwankende Bitcoin ein lohnenswertes Investment sei, entscheiden private Anleger demnach selbst. Die Kritik am hohen Energieverbrauch, der sich aus dem Rechenprozess beim Schürfen digitaler Münzen und im Blockchain-Handel ergibt, pariert Bankchef Heiko Beck mit dem verbreiteten Argument der Kryptobranche, dass der Strom aus erneuerbaren Energien gewonnen werden könne. Und auch die spektakulären Diebstähle auf verschiedenen Handelsplätzen will er nicht mit der DWP Bank verbunden wissen. Die Bank führe die Aufträge selbst aus und vergebe die Schlüssel nicht an Dritte.
Noch vor Jahresende will die DWP Bank ein Bitcoin-Konto als Funktion anbieten. Beck verweist auf eine hohe Nachfrage durch private Anleger und appelliert an Banken und Sparkassen, „das Thema selbst anzupacken, anstatt es Fintechs und Neobrokern zu überlassen“. Wie die Bank oder Sparkasse ein Konto einbinde, entscheide sie selbst, die DWP Bank stelle lediglich die Infrastruktur bereit. Das Konzept sieht eine Anbindung an das Girokonto vor, ein separates Verrechnungskonto plant die Bank nicht. Die Funktionen sollen zunächst einfach sein und sich auf Bitcoins beschränken, ehe das Angebot später auf weitere Währungen und Funktionen ausgeweitet werden könnte. „Bitcoins kaufen, halten, verkaufen – mehr vorerst nicht“, sagt Beck. Die Gesellschaft bedient 1162 Institute, wozu neben Sparkassen und Kreditgenossenschaften auch einige private Adressen zählen.
Die Finanzgruppen der Sparkassen und der Kreditgenossenschaften gehen auf Distanz zu Bitcoin als Anlageprodukt, schließen ein Angebot an Privatleute aber bisher nicht grundsätzlich aus. BVR-Präsidentin Marija Kolak verwies vor wenigen Wochen auf das Projekt der DWP Bank. Die Sparkassen arbeiten darüber hinaus über ihre zuständige Gesellschaft S-Payment beim Deutschen Sparkassenverlag an einer Lösung, auch wenn eine Entscheidung der Finanzgruppe zur Einbindung dieser Lösung noch aussteht.
Sparplan-Bonanza
Rege gehandelt werden laut Beck aber vor allem die klassischen Instrumente, also Fonds, ETFs und Aktien. Mit der Coronakrise, die einen Schub für digitale Angebote brachte, stieg auch das Handelsaufkommen bei der DWP Bank rapide. Die Einbindung der Sparkassen-Plattform SBroker und der Hamburger Sparkasse brachte dem systemrelevanten Infrastrukturanbieter im vergangenen Jahr zusätzlich Schub, während die Deutsche Bank, die ihre Wertpapierdepots selbst betreut, die konzernzugehörige Postbank an ihr eigenes System andocken wird und somit die Verbindung zur DWP Bank kappt.
Auch seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine halte eine hohe Nachfrage von Sparerinnen und Sparern an, sagt Beck. Unterm Strich kauften die Kunden mehr, als sie verkauften. Im ersten Quartal zählte das Institut bereits 15,9 Millionen Transaktionen und damit gut ein Zehntel mehr als im Vorjahreszeitraum. Ein tiefer Kursrutsch an den Börsen sei ausgeblieben. „Der Markt hat es tapfer genommen“, sagt er zum Ukraine-Krieg.
Ähnlich wie auch andere Anbieter verzeichnet die DWP Bank darüber hinaus einen starken Anstieg der Wertpapiersparpläne. Rund 1,1 Millionen Verträge zählt das Institut bereits, bei zugleich 5,5 Millionen Depots sei das Potenzial aber nicht ausgeschöpft. „Da geht noch was.“ Die Fondsanbieter von Sparkassen und Kreditgenossen, also DekaBank und Union Investment, zählen mit 6,9 Millionen und 6,3 Millionen Sparplänen zum Jahresende zwar deutlich mehr Verträge als die DWP Bank. Mit einer monatlichen Rate von durchschnittlich ungefähr 370 Euro legen die Anleger, die ein Depot der DWP Bank nutzen, aber deutlich mehr an als die Fondssparer, die zum Beispiel bei Union Investment im Durchschnitt 161 Euro pro Monat zur Seite legen, wie die Gesellschaft noch Anfang 2021 erklärt hatte.
Banken und Sparkassen offerieren die separaten Wertpapierdepots, hinter denen die DWP Bank steht, also gerade der wohlhabenden Klientel. Auch Sparpläne auf Einzelaktien zählen zum Angebot. Zudem ändern sich die Gebührenmodelle. Die Funktion einer „All-in Fee“ und die automatische Auskehrung von Vertriebsprovisionen für aktiv verwaltete Fonds stießen auf Interesse der Kreditwirtschaft, sagt Beck. Aktiv verwaltete Fonds blieben neben ETFs gefragt, eine Verdrängung sehe er nicht.
Viel Geld für neues System
Ein Großprojekt bleibt der Umbau der Abwicklungsplattform WP2, die das Haus schrittweise auf das modulare System WP3 umstellt. Hatte der Manager die Kosten im Gespräch mit der Börsen-Zeitung 2019 auf ungefähr 100 Mill. Euro für fünf Jahre beziffert, gibt er nun den Rahmen mit 100 Mill. bis 120 Mill. Euro an. „Wir sind weiterhin im Kostenplan.“ Zahlreiche weitere Angebote habe die Bank dabei mit aufgenommen. Viele Dienstleistungen übertrug die Bank bereits auf das neue System, ein großer Brocken folgt in Kürze: Im laufenden und im kommenden Jahr baut das Haus das Handels- und Ordersystem neu, das im Jahr 2024 ausgerollt werden soll.
Für das vergangene Jahr weist die Bank einen Aufwand von 252 Mill. Euro aus und damit ein Zehntel mehr als im Jahr zuvor. Davon rechnet Beck 87 Mill. Euro den Investitionen zu, darunter etwa 30 Mill. Euro für die Umsetzung von Regulierung und ungefähr 20 Mill. Euro für das WP3-Projekt. Der Wettbewerb um Personal sei hart. „Sie können IT-Fachleute nicht in Paletten backen.“