Wagniskredite

Blackrock übernimmt den Venture Debt Fund Kreos Capital

BlackRock will das Private-Debt-Geschäft ausbauen und übernimmt mit Kreos Capital einen führenden Wagniskreditgeber in Europa. Das ist nicht die einzige laufende Übernahme in der Venture-Debt-Szene.

Blackrock übernimmt den Venture Debt Fund Kreos Capital

Blackrock übernimmt Venture Debt Fund

Kreos Capital wird Teil der europäischen Plattform – Markt in Bewegung

phh Frankfurt

In der Venture-Debt-Szene herrscht Bewegung: Nachdem die Silicon Valley Bank in den USA an die First Citizens Bank und in Großbritannien an die HSBC verkauft wurde und nun ein Käufer für das Deutschlandgeschäft gesucht wird, bekommt auch der Wettbewerber Kreos Capital einen neuen Eigentümer. Blackrock wird den Private-Debt-Anbieter übernehmen, wie der Assetmanagement-Gigant am Donnerstag mitteilte.

Zu den finanziellen Rahmenbedingungen der Transaktion machte Blackrock keine Angaben. Die finanziellen Auswirkungen der Transaktion auf das Ergebnis von Blackrock seien jedoch „nicht wesentlich“. Den Vollzug der Transaktion erwartet Blackrock im dritten Quartal.

Blackrock will Private Debt ausbauen

Kreos ist einer der führenden Debt Funds in Europa, der Wachstums- und Risikokredite (Growth und Venture Debt) an Unternehmen aus der Technologie- und Gesundheitsbranche vergibt. Seit der Gründung im Jahr 1998 hat Kreos laut offiziellen Angaben mehr als 750 Transaktionen mit einem Gesamtvolumen von mehr als 5,2 Mrd. Euro an über 550 Unternehmen aus 19 Ländern ausgereicht.

Mehr als die Hälfte der befragten Investoren plant, ihren Bestand an privaten Krediten im Jahr 2023 zu erhöhen.

Stephan Caron, Blackrock

Kreos hat seinen Hauptsitz in London und beschäftigt ein Team von 45 Mitarbeitern, die Blackrock im Zuge der Transaktion künftig übernehmen wird. Das Investment-Team von Kreos wird der europäischen Private-Debt-Plattform von Blackrock angegliedert, soll aber weiter von dem bestehenden Management geführt werden.

Laut Stephan Caron hat die Bedeutung von Private Debt bei Investoren zugenommen. „Der jüngste Global Private Market Survey von Blackrock ergab, dass mehr als die Hälfte der Befragten plant, ihren Bestand an privaten Krediten im Jahr 2023 zu erhöhen”, so der Head of EMEA Private Debt von Blackrock.

Mehr Rendite mit mehr Risiko

Die aktuelle Marktdynamik habe Private Credit zu einer attraktiven Anlageklasse gemacht. Verglichen mit den öffentlichen Märkten seien Private-Debt-Märkte weniger volatil und hätten geringere Ausfallraten. Hinzu kommt, dass die Zinswende Private-Debt-Produkte für Investoren zusätzlich interessant macht. Die Übernahme des Kreos-Teams eröffne Blackrock die Möglichkeit, Anlegern einen größeren Teil des Risiko-Rendite-Spektrums zu bieten.

Innerhalb des Private-Debt-Universums zählt Venture Debt zu den riskantesten Finanzierungsformen. Fonds vergeben hierbei Kredite an junge Unternehmen, die stark wachsen und sich aufgrund ihres Kredit- und Unternehmensprofils noch nicht für eine klassische Bankenfinanzierung eignen. Da sich aber auch Venture-Debt-Anbieter Kreditausfälle nur begrenzt leisten können, benötigen die Start-ups einen Nachweis, dass ihr Geschäftsmodell funktioniert.

US-Venture-Debt-Markt fünfmal so groß wie europäischer

Venture Debt kommt deshalb für gewöhnlich dann zum Einsatz, wenn ein Start-up bereits einige Eigenkapital-Finanzierungsrunden mit Wagniskapitalgebern erfolgreich hinter sich gebracht hat und mehr Kapital für schnelles Wachstum benötigt oder wenn die Gründer die Zeit bis zur nächsten Funding-Runde strecken wollen. Angesichts des makroökonomischen Gegenwinds und der stärkeren Zurückhaltung von Venture-Capital-Investoren prüfen derzeit mehr Gründer ihre Fremdkapitaloptionen.

In den USA ist Venture Capital bereits etabliert, die Silicon Valley Bank leistete dort Pionierarbeit. In Europa gewinnt das Thema auch an Bedeutung, auch wenn der Markt noch deutlich kleiner ist. Die exakte Marktgröße ist schwer zu bestimmen. Die European Investment Bank schätzt, dass Venture Debt rund 3% der jährlichen Venture-Capital-Transaktionen ausmacht. In den USA liegt die Quote bei 15%.

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