Blessing: Banken bangen weiter um den Euro

Commerzbank-Chef: Institute fahren Engagement im Süden zurück - Langfristkredite verlieren an Reiz

Blessing: Banken bangen weiter um den Euro

ssc Mannheim – Die Sorge um den Fortbestand der Eurozone hält Banken bis heute davon ab, in größerem Stil grenzüberschreitende Kredite zu vergeben. Dies hat Martin Blessing, Vorstandsvorsitzender der Commerzbank, am Donnerstag auf dem “ZEW Wirtschaftsforum” in Mannheim betont. Infolge höherer Eigenkapitalanforderungen, die zudem stärker zu schwanken drohten, würden sich deutsche Geschäftsbanken verstärkt auch aus langfristigen Finanzierungen im Inland zurückziehen, glaubt der Commerzbank-Chef. Die KfW werde als Anbieter langfristiger Finanzierungen somit “gefordert bleiben”, meinte Ulrich Schröder, Vorstandsvorsitzender der öffentlichen Förderbank.Die Furcht, dass die Eurozone auseinanderbrechen könnte, halte deutsche Banken trotz einer Beruhigung der Lage davon ab, Kredite im klammen Spanien zu vergeben, obwohl dort höhere Margen winkten, führte Blessing weiter aus. So habe die Commerzbank ihr Südeuropa-Geschäft deutlich zurückgefahren. Wenn überhaupt, dann betrieben Banken in der Eurozone grenzüberschreitendes Geschäft, indem sie in den als schwächer geltenden Ländern Einlagen einsammelten und damit Kredite in stärkeren Ländern refinanzierten, berichtete der Commerzbank-Chef.Bereits Anfang 2012 hatte Blessing öffentlich kundgetan, sein Institut unterscheide zwischen “italienischem” und “deutschem” Euro – sichere sich also gegen eine potenzielle Rückkehr beispielsweise zu Lira und D-Mark ab (vgl. BZ vom 24.2.2012). Damit brach er ein Tabu unter deutschen Bankern, die bis dahin so gut wie nie laut über ein potenzielles Ende des Euro nachgedacht hatten. Aber auch aus Krediten mit langer Laufzeit – etwa für Infrastrukturprojekte – zögen sich die Banken generell zurück, sagte Blessing. Hauptgrund sei, dass die Institute diese nach den Vorgaben des Baseler Ausschusses mit zusätzlichem Eigenkapital unterlegen müssten, falls sich innerhalb der Laufzeit die Bonität verschlechtere.Die Commerzbank baue daher langfristige Kredite ab, berichtete Blessing. Erschwerend komme hinzu, dass internationale Projektfinanzierungen häufig nicht in Euro, sondern in Dollar vergeben würden. Europäische Banken müssten dadurch mit zusätzlichen Währungs- und Refinanzierungsrisiken kämpfen. Asiatische und australische Institute, die verstärkt international als Projektfinanzierer aufträten, nähmen dieses Währungsrisiko bewusst in Kauf.Problematisch werde die Lage indes für deutsche Geschäftsbanken, deren Geschäftsmodell bislang darauf gefußt habe, langfristige Kredite zu vergeben. “Insbesondere der Landesbankensektor” könne sich damit in Zukunft als nicht tragfähig erweisen, meinte Blessing.Schröder zufolge wird der von ihm geführten öffentlichen KfW weiterhin eine zentrale Rolle als Finanzierer für langfristige Investitionen zukommen. Der Refinanzierungsvorteil, den die KfW aufgrund ihrer Staatsgarantie gegenüber Geschäftsbanken genießt, habe sich allerdings deutlich reduziert, erklärte Schröder. Gegenüber den bonitätsstärksten privaten Banken betrage dieser Spread derzeit nur noch 50 Basispunkte. Zu Beginn der Finanzmarktkrise seien es 150 Punkte gewesen – davor allerdings nur 5 Punkte. Auch langfristige Refinanzierungen zu bekommen falle den Instituten damit wieder leichter.