Blessing warnt vor "Phase der Unsicherheit"
ssc Frankfurt – Vor einer weiteren “Phase der Unsicherheit” in Europa warnt Martin Blessing, Vorstandsvorsitzender der Commerzbank. Unter Marktteilnehmern habe zwar die Sorge nachgelassen, dass der Euroraum in den kommenden zwei bis drei Jahren auseinanderbrechen könnte, betonte er auf der Kapitalmarktkonferenz seines Instituts am Donnerstag in Frankfurt. Vertrauen darin, dass der Euro “25, 30 oder sogar 50 Jahre” weiterbestehen werde, fehle aber noch und dementsprechend auch die Bereitschaft, sich in größerem Umfang grenzüberschreitend in langlaufenden Anleihen zu engagieren.Mit den jüngsten Stützungsmaßnahmen der Notenbanken in Europa, den USA und Japan sei die europäische Staatsschuldenkrise “natürlich nicht überwunden”, so Blessing. Die Probleme des Euroraums – unterschiedliche Wettbewerbsfähigkeit der Länder und eine mangelnde politische Integration – könne nur die Politik beseitigen, nicht aber die Zentralbanken. Blessing wiederholte in diesem Zusammenhang seine Forderung nach einer “klaren Fiskalunion” einschließlich verbindlicher Budgetregeln und klarer Sanktionsmechanismen. Auch mit einem “gewissen Umbau der EU-Institutionen” sollte dies laut Blessing einhergehen. Es habe sich gezeigt, dass das Europa der 17 – also die Euro-Länder – “irgendwie auch andere Entscheidungsmechanismen braucht”. Da diese Veränderungen Zeit brauchten, müssten Europäische Zentralbank (EZB) und der Euro-Rettungsschirm ESM für eine Weile als Überbrückungsfinanzierer auftreten. Spielregeln für KontrolleureBlessing sprach sich auch klar für eine umfassende Bankenunion aus. “Ich finde, wir brauchen einheitliche Aufsichtsregeln in Europa”, betonte der Commerzbank-Chef. Andernfalls bestehe die Gefahr, dass die Spielregeln für Banken als Instrumente des Standortwettbewerbs genutzt würden, wie es auch in der Vergangenheit bereits geschehen sei, “und das macht eigentlich keinen Sinn”. Die EZB mit dem notwendigen Personal auszustatten, um 6 000 Banken in der EU “alle physisch zu überwachen”, hält Blessing nicht für zwingend. Diese Aufgabe könne durchaus auf lokale Institutionen übertragen werden, doch dies müsse “nach klaren Spielregeln” und “mit klaren Offenlegungen” erfolgen.