BNP Paribas kehrt zur Normalität zurück. Frankreichs größte Bank steigerte im zweiten Quartal dank einer stark gesunkenen Risikovorsorge und einer Erholung des Privatkundengeschäfts ihr Ergebnis kräftig. Sie blickt deshalb optimistischer auf das Gesamtjahr. Die Einnahmen dürften 2021 stärker steigen als bisher angenommen. BNP will nun auf der Hauptversammlung am 24. September die Zahlung einer zusätzlichen Dividende in Höhe von 1,55 Euro je Aktie vorschlagen, die Ende September ausgezahlt werden soll, wenn die Beschränkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) wegfallen.

Das Finanzinstitut hatte bereits im Mai 1,11 Euro als Dividende gezahlt, so dass seine Ausschüttungsrate zusammen mit der Zusatzdividende wie versprochen 50% des Nettoergebnisses von 2020 betragen wird. Im Rahmen des neuen Strategieplans für die Zeit bis 2025 will BNP die Dividendenpolitik auf den Prüfstand stellen. Sie soll anlässlich der Vorlage der Bilanz für 2021 im Februar verkündet werden.

Im zweiten Quartal profitierte die von der Börsenkapitalisierung her größte Bank Europas davon, dass sie weniger Rückstellungen für faule Kredite vornahm. So verringerte sich die Risikovorsorge von 1,45 Mrd. Euro im Vorjahreszeitraum auf 813 Mill. Euro. Dagegen fielen die Einnahmen mit einem minimalen Plus von 0,9% auf 11,78 Mrd. Euro nahezu unverändert aus. Im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 sind sie jedoch um 4,9% gestiegen.

Noch größer war das Plus beim Bruttobetriebsergebnis und beim Nettoergebnis. Das Bruttobetriebsergebnis verbesserte sich mit 4,6 Mrd. Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6,2%, im Vergleich zum zweiten Quartal 2019 jedoch um 21,5%. Das Nettoergebnis wiederum legte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 26,6% auf 2,91 Mrd. Euro zu. Damit fiel es 17,9% besser als im selben Zeitraum 2019 aus.

Damit konnte BNP auch die Erwartungen übertreffen, da Analysten im Schnitt mit Einnahmen in Höhe von 11,29 Mrd. Euro und einem Nettoergebnis von 2,37 Mrd. Euro gerechnet hatten. Das Nettoergebnis von BNP spiegele die Normalisierung der Geschäftsaktivitäten der Bank, niedrigere Verwaltungskosten und den Rückgang der Risikovorsorge um 44% wider, kommentiert Olivier Panis von Moody’s Investors Service.

Für BNP zahlt sich auch die breite Aufstellung aus, denn die unterschiedlichen Aktivitäten der Bank haben sich seit 2019 als Zugpferde abgewechselt. In der Zeit von April bis Ende Juni war es das heimische Privatkundengeschäft, das als einzige Aktivität seine Einnahmen erhöhen konnte: um 9,7% auf 3,95 Mrd. Euro. Das Vorsteuerergebnis des Bereichs Domestic Markets, das vor allem das Filialnetz in Frankreich, Belgien, Italien und Luxemburg umfasst, legte sogar 38,8% auf 1,25 Mrd. Euro zu.

Vor allem das Privatkundengeschäft im französischen Heimatmarkt und die ebenfalls bei Domestic Markets angesiedelten Fachgebiete wie die Leasing- und Flottenmanagement-Tochter Arval seien gut gewachsen, erklärte BNP. So verbesserte sich das Vorsteuerergebnis des französischen Privatkundengeschäfts um 78,2% auf 377 Mill. Euro, während es in Belgien um 30,2% auf 317 Mill. Euro stieg und in Italien um 27,1% auf 120 Mill. Euro.

Die Aktivitäten der Sparte Corporate und Institutional Banking (CIB) entwickelten sich unterschiedlich. So brachen die Einnahmen des Bereichs Fixed Income um 43% ein, nachdem es dort im Vorjahresquartal außergewöhnlich gut gelaufen war. Obwohl sich die Einnahmen der CIB-Sparte um 9,9% auf 3,71 Mrd. Euro verringerten, konnte sie ihr Vorsteuerergebnis um 3,2% auf 1,64 Mrd. Euro steigern. Das Vorsteuerergebnis der Sparte internationale Finanzdienstleistungen fiel mit 1,15 Mrd. Euro 20,2% höher aus.