BNP lanciert Direktbank Nickel in Deutschland
BNPs Direktbank
Nickel startet Deutschland-Geschäft
BNP-Tochter prüft Markteintritt in weiteren Ländern der Eurozone – Ausweitung der Produktpalette angedacht
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Gesche Wüpper, Paris
Auch ohne Marketingkampagne hat Nickel in Deutschland bereits erste Kunden. Bis Ende des Jahres will die Direktbank die Zahl der Vertriebsstellen mindestens verdoppeln. Nickel-Chef Thomas Courtois will zudem in Frankreich neue Produkte wie Hausversicherungen und Kredite testen.
Die französische Direktbank Nickel ist in Deutschland Donnerstag offiziell mit zunächst 110 Vertriebsstellen an den Start gegangen. Dafür ist die Tochter von BNP Paribas eine Partnerschaft mit der Ilo-Profit GmbH eingegangen. Kunden können in ausgewählten Lotto-Annahmestellen ein Nickel-Konto eröffnen.
Dabei sollen alle Regionen in Deutschland abgedeckt werden. "Wir sind in 15 der 16 Bundesländer präsent", sagt Nickel-Deutschlandchef Reinhard Grübl zur Börsen-Zeitung. "Das einzige Bundesland, wo wir noch keine Vertriebsstelle haben, ist Schleswig-Holstein."
Bis Ende des Jahres will Grübl die Zahl der Verkaufsstellen mindestens verdoppeln. Im Schnitt dauere es 3,5 Monate, bis eine Lotto-Annahmestelle als Vertriebsstelle von Nickel registriert sei. "Jede Verkaufsstelle muss sowohl von der Banque de France als auch von der BaFin abgesegnet werden", erklärt Nickel-Chef Thomas Courtois.
Ursprünglich hatte die Tochter von BNP Paribas den Start in der Bundesrepublik für das erste Quartal 2023 angekündigt, dann jedoch auf Ende des ersten Halbjahres und später auf die Zeit nach der Sommerpause verschoben.
Ehrgeizige Ziele
"Wir haben den Sommer dafür genutzt, das gesamte System unter realen Bedingungen mit wirklichen Kunden zu testen", sagt Courtois. "Wir waren sehr erstaunt, dass sich Kunden bei uns gemeldet haben, obwohl wir noch gar keine Marketing-Kampagne gestartet haben."
Für Nickel ist Deutschland der fünfte Markt nach Frankreich, Belgien, Spanien und Portugal. Die Neobank hat sich das Ziel gesetzt, in der Bundesrepublik innerhalb von fünf Jahren auf 600.000 Kunden und 5.000 Vertriebsstellen zu kommen. Zum Vergleich: Derzeit verfügt sie über insgesamt 10.000 Verkaufsstellen und 800 Mitarbeiter, davon 25 in Deutschland.
Seit dem Start von Nickel 2014 haben bereits 3,5 Millionen Kunden ein Konto bei der Direktbank eröffnet, die BNP 2017 übernommen hat. Damit ist Nickel auf gutem Wege, 2024 das geplante Ziel von 4 Millionen Kunden allein in Frankreich zu erreichen.
Zielgruppe sind vor allem Verbraucher, die bisher keine Bankverbindung haben. Um ihnen die Scheu vor der Eröffnung eines Kontos zu nehmen, arbeitet Nickel mit populären Vertriebspartnern zusammen, bei denen Kunden ihr Konto eröffnen können.
In Frankreich sind das Tabakhändler, in Spanien Tabakhändler und Lotto-Annahmestellen, in Belgien Buch- und Zeitungshändler. In Portugal wiederum wird das Nickel-Konto über verschiedene Nachbarschaftsläden vertrieben.
Neue Produkte geplant
Weitere Länder könnten dazukommen. "Wir wollen ein europäischer Anbieter sein", sagt Nickel-Chef Courtois. "Wir prüfen deshalb andere Länder der Eurozone." Doch bisher sei noch nichts entschieden.
Die BNP-Tochter denkt auch über die Ausweitung der Produkte nach. Zusätzlich zu dem Girokonto auf Guthabenbasis und der Debitkarte könnte Nickel künftig auch Versicherungen, Kredite und andere Sparprodukte anbieten.
"Wir werden in Frankreich eine Wohnungsversicherung testen", sagt Courtois. Zusammen mit Floabank, einer anderen Tochter von BNP, will er zudem noch vor Ende des Jahres ein Angebot für einen Kredit testen.