BNP Paribas behauptet sich in Krise
Europas von der Börsenkapitalisierung her größte Bank hat das zweite Quartal im Gegensatz zu einigen Konkurrenten besser als befürchtet überstanden. Das hat sie vor allem dem Handel mit festverzinslichen Papieren, Währungen und Rohstoffen sowie einer niedrigeren Risikovorsorge als erwartet zu verdanken. wü Paris – BNP Paribas hat als erste börsennotierte französische Bank ihre Ergebnisse veröffentlicht und dabei trotz der Gewinnwarnung im Mai erneut bewiesen, zu den am besten geführten Finanzinstituten Europas zu zählen. So hat ihr das Investment Banking im zweiten Quartal geholfen, die Coronavirus-Krise relativ gut zu überstehen. Das Nettoergebnis von BNP verringerte sich deshalb lediglich um 6,8 % auf 2,3 Mrd. Euro und übertraf damit die Erwartungen. Analysten hatten im Schnitt mit 1,5 Mrd. Euro gerechnet.Selbst ohne Berücksichtigung des Investment Bankings falle das Vorsteuerergebnis besser als erwartet aus, was für die Nachhaltigkeit von BNP spreche, urteilen die Experten von Jefferies. Das Vorsteuerergebnis sank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 7,4 % auf 3,13 Mrd. Euro.Das Ergebnis belastete vor allem der starke Anstieg der Risikovorsorge. Sie erhöhte sich zum Vorjahreszeitraum von 621 Mill. Euro auf 1,45 Mrd. Euro. Damit ist die Risikovorsorge niedriger als bei Santander und Barclays und nicht so hoch wie befürchtet, denn laut Reuters hatten Analysten im Schnitt mit einer Risikovorsorge von 1,72 Mrd. Euro gerechnet. Bei ihrer Risikovorsorge geht die von der Börsenkapitalisierung her größte Bank Europas von einem mittleren Szenario einer schrittweisen Erholung aus, bei der das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Mitte 2022 wieder ein vergleichbares Niveau wie im Vorjahr erreichen würde, außer es käme zu einer neuen Krise. Das Szenario berücksichtigt die erwarteten Auswirkungen der Pläne zur Wiederankurbelung der Wirtschaft. Vielfältiges BildDie Einnahmen von BNP legten im zweiten Quartal um 4 % auf 11,7 Mrd. Euro zu. Im Privatkundengeschäft zeigte sich allerdings ein sehr unterschiedliches Bild. Das Vorsteuerergebnis des Bereichs Domestic Markets brach um 21 % auf 899 Mill. Euro ein. Im französischen Privatkundengeschäft fiel es mit 212 Mill. Euro sogar um 43 % niedriger aus, während es in Italien mit 95 Mill. Euro um 29 % zurückging und in Belgien um 25 % auf 243 Mill. Euro. Dagegen stieg das Vorsteuerergebnis der ebenfalls in der Sparte angesiedelten Spezialaktivitäten wie Leasing um 15,8 % auf 335 Mill. Euro.Während das Vorsteuerergebnis der Sparte International Financial Services ebenfalls zurückging (um 33 % auf 960 Mill. Euro), glänzte der Bereich Corporate and Institutional Banking (CIB), dessen Vorsteuerergebnis einen Sprung von 50 % auf 1,59 Mrd. Euro vollführte. Damit fiel es deutlich besser als erwartet aus, da die Märkte mit 840 Mill. Euro gerechnet hatten. Vor allem im Handel mit festverzinslichen Papieren, Währungen und Rohstoffen erzielte BNP außerordentlich hohe Erträge. Sie verbesserten sich um 154 % auf 2 Mrd. Euro und verbuchten damit einen stärkeren Anstieg als bei den meisten US-Banken, die in diesem Bereich im zweiten Quartal ebenfalls kräftig zulegten. Aktienhandel bricht einDagegen brachen die Einnahmen im Aktienhandel, der die Dividenden-Restriktionen in Europa und die geringeren Volumina bei den Prime Services zu spüren bekam, um 53 % auf 290 Mill. Euro ein. Die BNP-Aktie schloss am Freitag an der Pariser Börse bei 34,115 Euro (+0,8 %). – Wertberichtigt Seite 6