Privatbanken

BNP Paribas schluckt Private-Banking-Sparte von HSBC Deutschland

Nach Erwerb der Hauck Aufhäuser Lampe durch ABN Amro bahnt sich in Deutschland eine weitere große Übernahme im Private Banking ab: Die französische Großbank BNP Paribas übernimmt das Private Banking der HSBC Deutschland. Die Zahl der Standorte soll erhalten bleiben, doch dürfte es Änderungen im Management geben.

BNP Paribas schluckt Private-Banking-Sparte von HSBC Deutschland

BNP Paribas schluckt Private-Banking-Sparte von HSBC Deutschland

Französische Großbank erhält verwaltete Vermögen von 26 Mrd. Euro und 120 Beschäftigte – Im Vergleich zu Hauck Aufhäuser Lampe ist Erwerb klein

jsc Frankfurt

Nach Erwerb der Hauck Aufhäuser Lampe durch ABN Amro bahnt sich in Deutschland eine weitere große Übernahme im Private Banking ab: Die französische Großbank BNP Paribas übernimmt das Private Banking der HSBC Deutschland. Die Zahl der Standorte soll erhalten bleiben, doch dürfte es Änderungen im Management geben.

BNP Paribas erwirbt das deutsche Geschäft mit vermögenden Privatkunden von der britischen Rivalin HSBC. Die französische Großbank übernimmt die Private-Banking-Sparte mit einem verwalteten Vermögen von rund 26 Mrd. Euro per Ende 2023 und rund 120 Beschäftigten, wie BNP Paribas und HSBC Montag bekannt gaben. Der Abschluss der Transaktion wird für das zweite Halbjahr 2025 erwartet, sobald die Behörden die Übernahme genehmigt haben.

Ein Kaufpreis wurde nicht genannt. Doch ist das Geschäft weniger umfangreich als jenes von Hauck Aufhäuser Lampe, das bekanntlich für einen Kaufpreis von 672 Mill. Euro überwiegend an die niederländische ABN Amro übergeht. Während HSBC im Private-Banking-Segment in Deutschland im vergangenen Jahr nach Angaben eines Sprechers 80 Mill. Euro an Erträgen erwirtschaftete, kam die gesamte Hauck Aufhäuser Lampe laut Geschäftsbericht auf Zins- und Provisionserträge von 401 Mill. Euro und auf einen Vorsteuergewinn von 113 Mill. Euro. Die Zahl der Beschäftigten liegt hier bei 1.500.

Großbank zielt auf Mittelstand

BNP Paribas ist selbst in Deutschland eine wichtige Adresse für Bankgeschäft, Wertpapierverwahrung und Vermögensverwaltung. Im Wealth Management und Private Banking kommt die Bank hierzulande nach eigener Zählweise auf ein verwaltetes Vermögen von rund 20 Mrd. Euro per Ende Juni. Ein möglicher Verkauf von Geschäft durch die HSBC Deutschland steht bereits seit einigen Monaten im Raum. Die Düsseldorfer zählen vor allem in Nordrhein-Westfalen viele Kunden.

BNP Paribas zielt auf Überkreuzgeschäfte: Das Wealth Management richte sich vor allem an Kunden im Mittelstand, also auf Inhaberfamilien und einzelne Personen. Investment Banking, Firmenkundengeschäft, Assetmanagement und die private Vermögensverwaltung sollen also aus einer Hand erfolgen. Auch stifte die globale Ausrichtung der Großbank einen Mehrwert für international ausgerichtete deutsche Unternehmen, argumentierte Deutschlandchef Lutz Diederichs am Montag. Mit einem verwalteten Vermögen von 446 Mrd. Euro zur Jahresmitte sieht sich BNP Paribas als größte Private-Banking-Adresse in Europa.

Aktionäre reagieren zurückhaltend

Die Aktionäre reagierten am Montag zurückhaltend auf die Transaktion. Während BNP Paribas an der Börse in Paris am Abend mit einem Minus von 3,7% auf 62,41 Euro aus dem Handel ging, legte das HSBC-Papier in London zu.

Privatbanken in Deutschland durchlaufen eine Konsolidierung: Nach der im Mai angekündigten Übernahme von Hauck Aufhäuser Lampe durch die ABN Amro gab im Juli die Münchener Merkur Bank den Erwerb der kleineren Otto M. Schröder Bank in Hamburg bekannt. Hierzulande sind zuvor bereits mit Oddo-BHF und mit Merck Finck als Teil der Quintet-Gruppe integrierte Private-Banking-Anbieter entstanden. HSBC Deutschland ist selbst aus der Trinkaus & Burkhardt hervorgegangen. Spekuliert wird im Markt auch über die Warburg-Gruppe.

Die fusionierte Einheit wird unter dem Dach von BNP Paribas voraussichtlich an mindestens zehn Standorten präsent sein. Denn das „Set-up“ werde künftig nicht kleiner ausfallen als bisher, sagte Deutschlandchef Diederichs weiter. Beide Häuser kommen im Private Banking auf jeweils acht Standorte, sofern die Düsseldorfer HSBC-Zentrale nicht mitgezählt wird. In den sechs Städten Frankfurt, München, Nürnberg, Stuttgart, Hamburg und Berlin sind heute jeweils beide Banken vor Ort. HSBC ist darüber hinaus in Dortmund und Baden-Baden präsent, BNP Paribas in Köln und Hannover.

Führungsposten neu verteilt

Mit Blick auf das Management werde es Änderungen geben, sagte Pierre Ramadier, Chef für globale Märkte von BNP Paribas Wealth Management, doch sei es für konkrete Aussagen zu früh. Erst im Juli hatte HSBC-Managerin Liv Wyen die Leitung des Private Bankings übernommen, nachdem ihr Vorgänger Axel Hoffmans sich den Angaben nach entschlossen hatte, die Bank zu verlassen. Für BNP Paribas tritt Michael Arends als CEO des Wealth Managements in Deutschland auf, während Marcel Becker als Head of Private Banking fungiert.

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