Direktbank

BNP Paribas-Tochter Nickel kommt nach Deutschland

Nickel, die Direktbanktochter der französischen BNP Paribas, kommt spätestens Anfang 2023 auch nach Deutschland. Für den Kundenkontakt will das Institut das Netz der Lottoannahmestellen nutzen.

BNP Paribas-Tochter Nickel kommt nach Deutschland

bg Frankfurt

– Retail-Banken müssen angesichts des Filialabbaus erfinderisch sein, wenn es darum geht, lokale Präsenz und Digital Banking miteinander zu verbinden. Mit was für einem Konzept man das erschließen kann, das hat die BNP Paribas-Tochter Nickel schon in der französischen Heimat und in Spanien vorexerziert und kommt damit als Zahlungsinstitut spätestens Anfang 2023 auch nach Deutschland, kündigt Nickel-CEO Thomas Courtois im Gespräch mit der Börsen-Zeitung an. Geboten wird ein schlankes Basiskonto mit Mastercard-Debitkarte, das für Kontoeröffnung und Bargeldverkehr auf die Dienste der über ganz Deutschland verteilten Lottoannahmestellen zurückgreift, die von der Ilo-Profit Services GmbH bedient werden. Das sei immerhin schon die Hälfte der bundesweit 22000 Niederlassungen, so Ilo-Profit-Geschäftsführer Marc Plesser.

Die 2006 gegründete Organisation habe ihre Reichweite stetig vergrößert und sei immer bemüht, zusätzliche Ertragsmöglichkeiten für ihre Standorte aufzutun, erklärt Plesser. Und da die Lottoannahmestellen ohnehin schon mit der treuhänderischen Geldannahme befasst seien, habe man vor einem Jahr gerne mit der Aufnahme von Dienstleistungen für Nickel begonnen. Innerhalb von fünf Jahren sollen 5000 Läden aus dem Netz als Vertriebsstelle für Nickel ertüchtigt sein, die Händler erhalten dann eine Kommission für jede Nickel-Transaktion.

Konkret erfolgt am Tresen der Ge­schäfte die Kontoeröffnung mit Prüfung der Identität plus nachfolgend die Abwicklung des Bargeldverkehrs. Dafür werden künftig Mitarbeiter von Teams ge­schult, die zum Berliner Büro von Nickel gehören werden, führt Courtois aus. Innerhalb von fünf Minuten soll die Kontoeröffnung vor Ort geschehen: „Konto und Karte, und los geht’s.“ Die Kosten für die Basisversion des Angebots belaufen sich auf 20 Euro im Jahr – und Courtois lässt es sich nicht nehmen, darauf hinzuweisen, dass die Deutschen im Durchschnitt 135 Euro pro Jahr für Bankgebühren ausgeben. Da ist natürlich Spielraum für kostengünstigere Angebote, die Nickel offenbar nutzen kann: In Frankreich hat Nickel seit 2014 schon 2,4 Millionen Konten errichtet, dort geht es über die Tabakläden. Zwei Drittel der Kunden nutzen Nickel als Hauptkonto, sagt Courtois – eine erstaunlich hohe Quote für einen Newcomer. Die Kunden seien im Schnitt 37 Jahre alt, führen 240 Transaktionen pro Jahr durch und werden von 600 Mitarbeitern in bislang fünf europäischen Standorten betreut.

Konto für die Nachbarschaft

In Deutschland will man mit dem Konto für jedermann innerhalb von fünf Jahren auf 600000 Kunden kommen, Kredite gehören nicht zum Portfolio. Zusatzeinnahmen will Nickel über eine Premiumkarte mit zusätzlicher Payment-Reichweite für 30 Euro extra oder aber das ganz große Paket einer Metal-Karte mit weltweit kostenlosem Zahlungsverkehr für 100 Euro pro Monat erzielen. Bargeldeinzahlungen kosten immer 2% des Betrags, drei Abhebungen pro Monat sind kostenlos, darüber hinaus sind es 0,50 Euro pro Vorgang. Am Geldautomaten sind 1,50 Euro fällig pro Abhebung – diese Konstellation legt eine Nähe zum Ladengeschäft nahe für den Bargeldbedarf.

Regulatorisch kommt Nickel über das EU-Passporting, das Institut verfügt über eine Lizenz der französischen Finanzaufsicht ACPR und wird von der Banque de France überwacht. Das Produkt hat dann eine deutsche IBAN, ist aber mit dem Verzicht auf Kredite schlank aufgestellt, was Prozesskosten spart. In diesem Jahr wird Nickel den Geschäftsbetrieb in Portugal und Belgien aufnehmen – in Belgien geht es über die Presseshops. Mit dem einfachen Zugang zum Guthabenkonto wolle Nickel auch einen Beitrag zur finanziellen Inklusion leisten, sagt Courtois. Plesser zufolge ist die Partnerschaft nicht exklusiv. Beide Partner haben jedoch Vertrauen in ihren gemeinsamen Erfolg. Grundsätzlich wolle man es bestehenden Partnern nicht mit einer Schwemme weiterer Partner aus demselben Sektor erschweren.