Sechs Jahre nach dem Beginn des Ausflugs in das Online-Banking will Orange das Abenteuer beenden. Der französische Telekomriese kündigte an, sich wieder aus dem Privatkundenbankgeschäft zurückziehen und deshalb exklusiv mit BNP Paribas über eine Partnerschaft verhandeln zu wollen. Die größte Bank Frankreichs soll die rund 1,5 Millionen Kunden von Orange Bank in ihrem französischen Heimatmarkt übernehmen. Gleichzeitig wollen Orange und BNP im Rahmen der geplanten Partnerschaft Finanzierungsmöglichkeiten für mobile Endgeräte entwickeln und über die Bedingungen der Übernahme der Aktivitäten von Orange Bank in Spanien sprechen. Dort hat Orange Bank mehrere hundert weitere Kunden.

Orange-Chefin Christel Heydemann hat nicht strategische Aktivitäten seit ihrem Amtsantritt vor einem Jahr auf den Prüfstand gestellt und Lazard beauftragt, einen Käufer für Orange Bank zu finden. Ursprünglich war der US-Investmentfonds Cerberus als Favorit für die Übernahme der Banktochter des Telekomkonzerns gehandelt worden, die seit ihrem Start Ende 2017 Verluste von fast 1 Mrd. Euro angehäuft hat.

Doch sowohl Cerberus als auch Ripplewood sollen von Orange Geld für die Übernahme der Banktochter verlangt haben. BNP-Chef Jean-Laurent Bonnafé hatte sich mehrmals öffentlich gegen eine klassische Akquisition der Orange Bank oder einer Beteiligung an ihr ausgesprochen, da die Integration einer anderen Bank, ihrer Mitarbeiter und ihres IT-Systems äußerst komplex ist.

Die jetzt geplante Lösung ist von der Übernahme der Frankreich-Aktivitäten von ING durch die Société-Générale-Tochter Boursorama inspiriert. Sie bietet den Vorteil, dass BNP so den Kundenstamm ihrer Online-Bank Hello! Bank stärken kann. Sie ist in Deutschland unter dem Namen Consorsbank präsent und kommt in Europa auf 3,3 Millionen Kunden, davon knapp 1 Million in Frankreich. Boursorama hat annähernd 5 Millionen Kunden.

Die rund 700 Mitarbeiter der Orange Bank will BNP jedoch nicht übernehmen. Der Telekomanbieter versucht nun, eine Lösung für sie zu finden. Er restrukturiert derzeit auch seine Geschäftskundensparte Orange Business, weshalb bereits 700 Stellen wegfallen sollen. Orange-Verwaltungsratschef Jacques Aschenbroich hat sich auf eigenen Wunsch nicht an der Abstimmung über die Aufnahme der Exklusivverhandlungen mit BNP beteiligt, da er dem Kontrollgremium der Bank ebenfalls angehört.