Deutsche Börse

Börse sieht sich bei Mittelfristzielen auf Kurs

Die Deutsche Börse sieht sich nach einem Erlös- und Ergebnisanstieg um je 9% auf Kurs, ihre Mittelfristziele zu erreichen. Rückenwind erwartet sie von einer höheren Volatilität und der US-Zinswende.

Börse sieht sich bei Mittelfristzielen auf Kurs

ck Frankfurt

Auf der Bilanzpressekonferenz der Deutschen Börse hat sich der Vorstandsvorsitzende Theodor Weimer zufrieden darüber geäußert, dass der Marktbetreiber trotz erheblicher Herausforderungen mit einem Anstieg des Nettoerlöses und des Ebitda um je 9% auf rund 3,5 Mrd. und etwas mehr als 2 Mrd. Euro seine Ziele erreicht hat. Die Deutsche Börse habe ein 9-prozentiges Wachstum verzeichnet, davon 2% rein organisch. „In einem Jahr, in dem wir Gegenwind hatten, ist das ein beachtlicher Wert.“ Weimer zufolge kostete die Entwicklung des Vorjahres, in dem der Corona-Crash für rekordhohe Handelsaktivitäten gesorgt hatte, 2021 bei den Nettoerlösen 4% Wachstum. Strukturell sei die Deutsche Börse um 6% gewachsen, um 7% durch Akquisitionen.

Eurex mit Erlösrückgang

Die hohen Aktivitäten des Jahres 2020 und die niedrige Volatilität des abgelaufenen Jahres drückten ins­besondere das Wachstum des wich­tigen Aktienindexderivatehandels, dessen Erlösbeitrag um 28% auf rund 390 Mill. Euro fiel. Das trug maßgeblich zum Erlösrückgang der Eurex um 10% auf 996 Mill. Euro bei. Der Erlös des Xetra-Segments sank infolge der niedrigeren Handelsaktivitäten um 7% auf 364 Mill. Euro. Ein weiterer zyklischer Gegenwind waren die niedrigen Zinsen. Die Nettozinserträge der Clearstream-Sparte fielen um 50% auf 50 Mill. Euro, so dass diese nur ein Erlöswachstum von 1% auf 835,4 Mill. Euro erzielte.

Fondsgeschäft legt stark zu

Andere Sparten entwickelten sich dagegen stark. So stieg etwa der Erlös der EEX, die von der Energiepreis-Hausse profitierte, um 13% auf rund 342 Mill. Euro. Herausragend entwickelte sich das Fondsservice-Geschäft mit einem Erlösanstieg von 64% auf rund 382 Mill. Euro. Dazu trug die vollständige Übernahme der UBS Fondcenter maßgeblich bei. Wie Finanzvorstand Gregor Pottmeyer erläuterte, fiel aber auch das organische Wachstum der Sparte mit 28% sehr hoch aus.

Der Marktbetreiber erwartet für 2022 einen Erlös von 3,8 Mrd. und ein Ebitda von 2,2 Mrd. Euro und ist zuversichtlich, die Mittelfristziele seiner Strategie Compass 2023 zu erreichen. Danach sollen der Erlös und das Ebitda im Zeitraum 2019 bis 2023 um durchschnittlich 10% p.a. wachsen, je 5% Umsatzwachstum sollen strukturell bzw. durch M&A erzielt werden. Die Deutsche Börse habe die Umsätze über die vergangenen drei Jahre im Durchschnitt um 9 % pro Jahr gesteigert, das Ebitda um 10% und das Ergebnis je Aktie um 11%, so Weimer. Das durchschnittliche strukturelle Erlöswachstum, für das 5% erwartet worden seien, habe seit 2019 6% p.a. betragen. Bei den M&A-Zielen liege die Deutsche Börse über Plan, die im November 2020 ausgegebenen Ziele seien bereits zu zwei Dritteln er­reicht. „Wir werden mit 10% weiter voranschreiten, sowohl beim Ebitda als auch bei den Umsätzen.“

Robustes strukturelles Wachstum verspricht sich die Deutsche Börse unter anderem im ESG-Geschäft. Die Institutional Shareholder Services entwickle sich richtig gut, so Weimer. „Wir haben durchaus die Aussicht auf ein Nettoerlöswachstum im zweistelligen Bereich, deutlich besser als ursprünglich erwartet.“ Pottmeyer zufolge profitiert auch die Devisenhandelssparte von strukturellen Faktoren. Im Währungsbereich gebe es einen anhaltenden Trend zur Elek­tronisierung des Handels auf multilateralen Plattformen.

Zuversichtlich ist das Unternehmen ferner für das OTC-Clearing von Euro-Derivaten, auch wenn sich Weimer­ enttäuscht darüber äußerte, dass die Äquivalenz für britische Clearinghäuser bis zum Juni 2025 verlängert worden ist. Die ESMA habe klargestellt, dass die CCPs in Großbritannien ein systemisches Risiko darstellten; ESMA, EU-Kommission und EZB wollten das Risiko in die EU-27 verlagern. Die Regulatoren machten deutlich, dass sie von den Marktteilnehmern jetzt eine entsprechende Bewegung erwarteten. Pottmeyer zufolge hat die Deutsche Börse mit dem OTC-Clearing 2021 einen Erlös von 57 Mill. Euro erwirtschaftet. Der Marktanteil habe bei 20 % gelegen und sei per Ende Januar 2022 auf 22 % gestiegen.

Die zyklischen Gegenwinde, die der Deutschen Börse zu schaffen ge­macht haben, werden sich Weimer zufolge drehen. „Ich rechne mit einer stetigen Verbesserung des zyklischen Umfelds.“ Die Volatilität sei wieder auf höherem Niveau, so dass die Deutsche Börse eher wieder mit zyklischem Rückenwind rechnen dürfe. Ferner werde die Deutsche Börse von der bevorstehenden US-Zinswende profitieren. Laut Pottmeyer würde ein um 1% höherer US-Leitzins zusätzliche Zinseinnahmen von jährlich 75 Mill. Dollar bedeuten.

Absage an große Deals

Die Deutsche Börse sieht sich für weitere Akquisitionen gut gerüstet. Von sehr großen Übernahmen will sie allerdings absehen. Im Rahmen der Strategie Compass 2023 stehe das Thema „großer Deal“ nicht auf der Agenda. Im Fokus der Deutschen Börse stehe die Umsetzung der Strategie.

Deutsche Börse
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro 20212020
Nettoerlös3 509,53 213,8
Treasury-Ergebnis aus dem Bankgeschäft142,7196,6
Operative Kosten1 551,61 368,7
Ebitda2 043,11 869,4
Periodenüberschuss1 209,71 079,9
Ergebnis je Aktie (Euro)6,595,89
Dividende (Euro)3,203,00
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