Frisches Kapital soll aus den Emiraten kommen

Bolt-CEO Breslow erpresst Altaktionäre bei neuem Funding

Der einstige Fintech-Highflyer Bolt erlebt mit der Rückkehr von CEO Ryan Breslow eine aufregende Phase. Der kontroverse Gründer will schwierige Bedingungen für eine Series F diktieren, Anteilseigner rebellieren. Und Breslow will für sich einen Bonus erhalten, allein dafür, dass er wieder als CEO übernimmt.

Bolt-CEO Breslow erpresst Altaktionäre bei neuem Funding

Bolt-CEO verärgert seine Altaktionäre

Geplantes Funding kommt zu harten Bedingungen – Breslow will Boni als Antrittsgeschenk

bg Frankfurt

Bei dem US-Fintech Bolt geht es mit der Rückkehr von Gründer Ryan Breslow als CEO drunter und drüber. Wie am Dienstagabend über einen Bericht von „The Information“ bekannt wurde, hat Breslow ein neues Funding über brutto 450 Mill. Dollar arrangiert, das für die Altaktionäre sehr schlechte Bedingungen definiert. Sie müssten doppelt so viel aufwenden, um eine Verwässerung zu verhindern, ansonsten würden ihre Anteile nicht mehr den Status von Vorzugsaktien genießen – und könnten vom Unternehmen für einen Penny zurückgekauft werden, heißt es. Zwei Investoren bekundeten schon, das nicht mitmachen zu wollen.

Damit kommt Breslow unter Druck, den Deal zustande zu bringen. Denn mindestens die Hälfte des stimmberechtigten Kapitals muss dem zustimmen. Bei dem Series-F-Funding sollen zwei Investoren im Lead sein: Zum einen eine Adresse aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) – was Mubadala sein könnte. Zum anderen der VC-Fonds The London Fund aus Großbritannien – wobei der 250 Mill. Dollar im Gegenwert von „marketing credits“ geben will. Es würde also kein Cash fließen. Diese „credits“ wären vielmehr Dienstleistungen, die Kunden von Bolts E-Commerce-Software (One-Click-Checkout) erhalten würden.

Dabei könnte Bolt wohl einiges an Eigenkapital gebrauchen. Drei Entlassungsrunden hat es seit 2022 gegeben. Mit Verwunderung wird zudem in der VC-Branche registriert, dass Breslow für die Series F eine Bewertung von 14 Mrd. Dollar angibt. Denn „Crunchbase“ zufolge hatte Bolt vor ein paar Monaten angeboten, Aktien zu einer Bewertung von 300 Mill. Dollar zurückzukaufen. Bei der letzten Finanzierungsrunde 2021 wurde Bolt mit 11 Mrd. Dollar bewertet, Blackrock stieg groß ein. Seitdem ging es bergab.

Breslow hatte das Unternehmen Anfang 2022 verlassen, nachdem er sich auf Twitter aggressiv über Stripe und den Y Combinator ausgelassen hatte. Auch mit Investoren legte er sich an. Activant Capital musste er 30 Mill. Dollar zahlen, nachdem er einen Kredit nicht zurückzahlen konnte oder wollte. Bolt selbst wird von Authentic Brands wegen einer angeblich vermasselten Integration verklagt. Es gibt also viele Baustellen im Konzern. Konkurrenten wie Stripe sind weit enteilt.

Irrwitzige Bewertung

Dass zumindest auf dem Papier eine Bewertung von 14 Mrd. Dollar für das aktuell geplante Funding steht, könnte dadurch zustande kommen, dass sich der neue Investor aus den Emiraten sogenannte Liquidationspräferenzen hat festschreiben lassen. Damit erhielte er bevorzugt Tranchen vor allen anderen Investoren, wenn es einen Börsengang oder Rückflüsse aus dem Verkauf von Unternehmensteilen gäbe. Das wäre aber auch noch ein Grund mehr für die Altaktionäre, das Konzept des Funding abzulehnen. Breslow will sich seine Rückkehr als CEO mit einem Vorab-Bonus von 2 Mill. Dollar versüßen lassen – plus 1 Mill. Dollar für die Zeit, als er weg war.

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