Börsenbetreiber Nyse will im Dark Pool mitschwimmen
Von Sebastian Schmid, New YorkDer Börsenbetreiber Nyse hat offenbar genug davon, dass immer mehr Aktiengeschäft vom regulierten in den unregulierten Handel sogenannter Dark Pools fließt. Neben den heimischen Konkurrenten Bats oder Nasdaq nehmen dem New Yorker Finanzdienstleister vor allem große, anonyme Blockverkäufe über sogenannte Dark Pools immer mehr Erträge weg. Während in Europa angesichts eines 10-prozentigen Marktanteils von Dark Pools bereits über die gesetzliche Limitierung der intransparenten Geschäfte beraten wird, ist deren Anteil in den USA laut Börsenbetreiber Bats schon fast bei 40 % angelangt.Nun will die New York Stock Exchange sich offenbar die eigenen Geschäftsmöglichkeiten erweitern lassen, um auf Augenhöhe konkurrieren zu können. In einer Eingabe an die US-Börsenaufsicht SEC schlägt der Finanzdienstleister vor, die Funktionen eines Dark Pools künftig nachbilden zu können. So soll das “Institutional Liquidity Program” über neue Ordertypen den anonymen Handel unter Ausschluss der Öffentlichkeit ermöglichen, der bislang nur außerhalb der Börsen angeboten wurde. Zunächst soll das Programm als einjähriger Pilotversuch angegangen werden.Ein eigenständiger Antritt als Dark-Pool-Betreiber kann auch als Eingeständnis einer politischen Niederlage verstanden werden. Seit Jahren warnen US-Börsenbetreiber vor den negativen Effekten eines zunehmenden außerbörslichen Handels, an dessen Wachstum Nyse nun aber offenbar teilhaben will. Nyse-CEO Duncan Niederauer, Nasdaq-Chef Robert Greifeld und Bats-CEO Joseph Ratterman waren allesamt persönlich bei der SEC vorstellig, um Veränderungen der Marktstruktur anzuregen, die wieder mehr Geschäft zu den Börsenbetreibern lenken sollten. “Wenn das Handelsvolumen in dunklen Kanälen zunimmt, wo geringere Transparenz herrscht und weniger regulatorische Anforderungen gelten, ist es eine berechtigte Sorge, dass mehr und mehr Informationen aus dem öffentlichen Blickwinkel geraten”, hatte ein Nyse-Sprecher noch Ende September geklagt.Allerdings liegt das Augenmerk der Börsenbetreiber längst stärker auf dem Derivategeschäft als auf dem klassischen Aktienhandel. Dessen Bedeutung machte nicht zuletzt die Übernahme der Nyse durch den Terminmarktbetreiber ICE deutlich.