Börsenpräsident wechselt zu Julius Bär
Von Daniel Zulauf, ZürichJulius Bär braucht einen Arzt zur Behandlung von Wachstumsschmerzen. Mit dieser Aufgabe will der Verwaltungsrat den amtierende Six-Präsidenten Romeo Lacher betrauen, wie die Bank am Montag mitteilte. Der promovierte Betriebswirt soll auf der nächsten ordentlichen Generalversammlung am 10. April in das Aufsichtsgremium gewählt werden und auch gleich dessen Leitung übernehmen. Der aktuelle Präsident Daniel Sauter, der eine große Expansionsphase des 129-jährigen Instituts überwacht hatte, will sich nach sieben Jahren als Präsident und nach zwölf Jahren im Verwaltungsrat nicht mehr wählen lassen.Unter Sauter hat Julius Bär die Summe der verwalteten Kundenvermögen auf fast 400 Mrd. sfr mehr als verdoppelt und die Zahl der Mitarbeiter um vier Fünftel auf über 6 600 Personen erhöht. Doch seit einem Jahr fehlt dem Präsidenten das Zugpferd. Boris Collardi, der die Bank ab 2009 operativ geleitet hatte, ging Ende 2017 überraschend von Bord, um Partner bei der Genfer Privatbank Pictet zu werden.Der neue Bankchef Bernhard Hodler kämpft gegen hohe Kosten und für den Ruf der Bank. Seitdem ein ehemaliger Mitarbeiter im Zusammenhang mit einem Geldwäscheskandal um die staatliche venezolanische Erdölgesellschaft PDVSA in den USA zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt worden ist, hängt ein Schatten über Julius Bär – obwohl es bislang keine Anzeichen für eine Mitverantwortung der Bank gibt.Collardis abrupter Abgang und die rasche Konsolidierung haben dem Aktienkurs nicht gut getan. 40 % haben die Titel im Lauf der vergangenen zwölf Monate verloren. Mit dieser Entwicklung steht Julius Bär zwar nicht allein da, doch die Aktionäre waren in früheren Jahren mehr gewohnt. Lacher soll die Dinge bei Julius Bär wieder ins Lot bringen. “Ich habe gesunden Respekt vor dieser Aufgabe, nicht zuletzt mit Blick auf das herausfordernde Umfeld in der Bankenbranche”, sagt er.Der bald 59-jährige Schweizer bringt mit, was seinem Vorgänger fehlte: Er ist ein Banker durch und durch. Während 26 Jahren war er für die Credit Suisse zunächst im heimischen Privat- und Firmenkundengeschäft und später in der internationalen Vermögensverwaltung tätig. Der Aufstieg ins Top-Management blieb Lacher zwar verwehrt, doch der Manager bewährte sich als stiller Schaffer und zunehmend als Spezialist für die technischen Belange in den rückwärtigen Bereichen. So qualifizierte er sich 2016 für den Posten als Präsident des Finanzmarktinfrastrukturbetreibers Six, ein Gemeinschaftsunternehmen der in der Schweiz tätigen Banken. “Ich empfinde die Nomination etwas wie eine Rückkehr zu meinen beruflichen Wurzeln”, freut sich Lacher.Nach der Ära Sauter-Collardi, die von vielen Akquisitionen gezeichnet war, braucht die Bank Ruhe. Gut steht Julius Bär auch eine weibliche Verstärkung des Verwaltungsrates. Mit der ehemaligen ABN-Amro-Präsidentin Olga Zoutendijk steht den Aktionären am 10. April eine zweite branchenkundige Kraft zur Wahl. Nominiert ist mit Eunice Zehnder-Lai zudem eine Schweizerin, die beim Sanitärkonzern Geberit und beim Handelsunternehmen DKSH als Verwaltungsrätin wirkt.