Breite Streuung ist die beste Vorsorge gegen Verluste
Wer in den Stürmen der Kapitalmärkte bestehen und sein Ziel sicher erreichen will, der sollte sich auf die klassischen Anlagetugenden besinnen. In unsicheren Zeiten kann man das Prinzip der “Diversifikation” gar nicht hoch genug loben. Eine große Herausforderung für Vermögensmanager sind die gegenwärtig niedrigen Zinsen, die es schwer, wenn nicht unmöglich machen, eine hohe Rendite zu erwirtschaften. Besonders schwer ist die Aufgabe, wenn eine Mindestverzinsung erwirtschaftet werden muss. Als Vermögensmanager für Lebensversicherungen ist es für uns allerdings eine mittlerweile vertraute Herausforderung, weil wir uns bereits seit einigen Jahren mit niedrigen Zinsen konfrontiert sehen.Wenn wir von einem Niedrigzinsumfeld sprechen, dann meinen wir die niedrigen Zinsen, die es auf sichere Anleihen gibt. Nur, was ist heutzutage noch sicher? Auch Staatsanleihen im Euroraum sind unter Berücksichtigung von eventuell weiter steigenden und extrem hohen öffentlichen Schuldenbelastungen einer sich ausweitenden Euro-Verschuldungskrise nicht mehr absolut sicher. Diese Situation ist neu. Bisher haben Vermögensmanager ausgehend von dem Aufsetzpunkt einer sicheren Anlage überlegt, wie viel Risiko sie sich leisten können, und haben entsprechend ihrer Risikoneigung der sicheren Anlage riskante Titel beigemischt. Nun stellt sich die Frage, wie der Fixpunkt der sicheren Anlage aussehen kann. Die Lösung liegt in der Diversifikation.Schon bislang haben deutsche Versicherungen auf der Suche nach Sicherheit nicht ausschließlich deutsche Bundesanleihen gehalten, sondern relativ breit diversifiziert, neben Staatsanleihen auch anderer Länder vor allem Pfandbriefe, ihre europäischen Pendants, die Covered Bonds, sowie auch Unternehmensanleihen. Jetzt streuen sie noch stärker, mehr Unternehmensanleihen und mehr Covered Bonds, auch eine breitere Streuung über Staatsanleihen. Die Streuung ist so angelegt, dass über verschiedene wahrscheinliche Szenarien, Gewinne der einen Anlageart etwaige Verluste anders-wo ausgleichen können.Im Idealfall reichen unter bestimmten Voraussetzungen zwei extrem schwankungsfreudige Anlagen um ein sicheres Portfolio zu erhalten. Die investierbare Realität ist komplizierter, die Lösungen der Diversifikation entsprechend komplexer. Vermögensmanager der Versicherungswirtschaft halten Kurs auch in schwerer See. Extreme SzenarienDie Neuinterpretation von Sicherheit hat viel mit der großen Spannweite unterschiedlicher Szenarien zu tun, mit denen wir uns beschäftigen müssen. Die Szenarioanalyse ist nicht neu, sie schärft den Sinn für weniger wahrscheinliche, aber bisweilen extreme Szenarien. Gerade in der Versicherungswirtschaft sind wir gewohnt, mit Schadensszenarien zu arbeiten. Nur dann ist es uns möglich, auskömmliche Preise für den gewährten Versicherungsschutz zu berechnen. Dabei müssen wir auch von extremeren Szenarien ausgehen, wenn wir vermeiden möchten, dass Schadenzahlungen unsere Kapitalkraft überstrapazieren könnten.Der 11. September 2001, die Lehman-Pleite, die Euro-Schuldenkrise, mögliche und wahrscheinliche Krisenszenarien werden immer dramatischer, in der öffentlichen Wahrnehmung wie auch in ihren allgemeinen ökonomischen sowie ihren Folgen für die Versicherungswirtschaft. Die Szenarioanalyse ist essenziell für die Kapitalanlage geworden, sie muss deswegen auf extremere Szenarien hin ausgerichtet werden.Entscheidend ist, dass wir in keiner Situation der Verlierer einer Krise sein dürfen. Dies bringt es allerdings mit sich, dass wir auch keine Gewinner sein werden, jedenfalls keine Gewinner in dem Sinn, dass wir einseitig auf das richtige Szenario gesetzt haben. Die Lösung für dieses Dilemma lautet: Diversifikation. Wir suchen als Vermögensmanager den Ausgleich. So halten wir bei wechselnden Winden und tückischen Strömungen Kurs. Blick zurück trügtVermögensmanager lernen aus der Vergangenheit für die Zukunft. Sei es bei der Identifikation von Trends oder der Bestimmung von Korrelationen, Beobachtungen aus der Vergangenheit liefern Informationen für die künftige Steuerung der Vermögensanlage. Bei der Entwicklung von Anlagestrategien ist das Back Testing zu Recht beliebt, hat es sich doch mit Erfolg bewährt. Entsprechend entwickelte Konzepte erwiesen sich oft als ertragreich und nachhaltig.In jüngerer Zeit hat sich bei der Fahrt nach vorn dieser Blick in den Rückspiegel als trügerisch herausgestellt. Wir beobachten vermehrt das Phänomen des Überschießens, der Blasenbildung, mit der Folge eines Platzens. Entwicklungen an den Märkten vollziehen sich zunehmend in scheinbar exponenziellen Aufwärts- und abrupten Abwärtsbewegungen. Gründe dafür können das Verhalten der Anbieter oder Nachfrager sein, wie zum Beispiel das Herdenverhalten der Anleger, aber auch externe Faktoren wie eine Liquiditätsschwemme.Die Lösung, sich hiervon weitgehend unabhängig zu machen, liegt wieder in der Diversifikation. Wer möglichst stabil in diesen schaukligen und kippligen Welten leben will und möglichst sicher vor den Wellen überraschender Ereignisse sein möchte, der diversifiziert breit.In einer Marktwirtschaft gibt der Staat den Ordnungsrahmen für die Marktakteure vor. Ferner ist der Staat dafür zuständig, die Einhaltung des Ordnungsrahmens zu überwachen und gegebenenfalls einzufordern und durchzusetzen. Für die Erhaltung der Marktwirtschaft sind dies existenzielle Forderungen – sonst leidet nicht nur der Glaube in die Leistungsfähigkeit der Marktwirtschaft, sondern der Staat selbst verliert seinen Rückhalt, gefährdet das Ansehen und die Macht seiner Institutionen und setzt schließlich sogar seine demokratischen Grundlagen auf das Spiel.Die Politik hat ihre Aufgabe nicht richtig wahrgenommen, in der globalisierten Welt für die Akteure an den internationalen Geld- und Kapitalmärkten einen vernünftigen Ordnungsrahmen zu schaffen. Die Folge war und ist womöglich immer noch eine Systemkrise, die ausgehend von den Banken die Staaten selbst erfasst hat. Die Notenbanken sind nicht mehr unabhängig, sondern abhängig von staatlichen Entscheidungen. Die politischen Entscheidungsinstanzen kaufen Zeit in der Hoffnung, die Probleme würden sich von allein erledigen, anstatt die Probleme anzugehen. Staaten sind Getriebene, nicht Treiber der Entwicklung. Die Folge ist, dass sich die Akteure an den Kapitalmärkten nicht mehr auf einen Ordnungsrahmen verlassen können, dass staatliches Handeln nicht mehr berechenbar ist, dass Prognosen in die weitere Entwicklung von Wirtschaft und Kapitalmärkten abhängig sind von politischen Entscheidungen, die kaum vorhersehbar sind. Wie es weitergeht an den Märkten – das entscheidet die Politik. In dieser hohen Unsicherheit über politische Entscheidungen sind Kapitalanleger gut beraten, ihre Mittel breit zu streuen und gut zu mischen. Diversifizierung ist das Gebot der Stunde, um immer weniger vorhersehbare Entscheidungen von Politik und Notenbanken gut verkraften zu können. Volatile AktienmärkteDer Dax hat in den ersten beiden Monaten dieses Jahres so stark zugelegt wie schon lange nicht mehr. Natürlich fragen sich viele, warum auch Versicherungen nicht stärker investiert waren. Vor allem ausländische Anleger haben am deutschen Aktienmarkt zugegriffen, die meisten deutschen Versicherungen blieben mit ihrer Aktienquote im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Angesichts der niedrigen Zinsen bei Anleihen hätte eine starke Aktienperformance den Versicherungen aber doch gutgetan.Was viele Beobachter vergessen, Versicherungen müssen scharf kalkulieren zwischen der Verzinsung, die sie mindestens erbringen müssen, und der Rendite, die sie hinreichend sicher an den Kapitalmärkten erwirtschaften können. Die Luft ist dünn, bei niedrigen Zinsen und hohen Volatilitäten an den Aktienmärkten bleibt kaum Risikokapital für Aktien. Auch wenn die Kurse über längere Zeit steigen sollten, Aktien kennen nicht nur die eine Richtung nach oben. Ein Rückschlag an den Aktienmärkten darf nicht dazu führen, dass Versicherungen in Gefahr geraten könnten, ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen zu können. Die von der Europäischen Zentralbank zur Verfügung gestellte Liquidität sowie die gute Konjunktur in Asien haben den Aktienmarkt in diesem Jahr am Laufen gehalten, doch ist die Euro-Krise keineswegs ausgestanden und auch der Konflikt mit dem Iran kann den Ölpreis treiben und so auch die asiatische Konjunktur belasten. Die US-Wirtschaft hat zwar wieder Tritt gefasst, wächst aber deutlich langsamer als vor der Krise. So stehen den Chancen stets auch Risiken gegenüber, und Versicherungen sollten keine zu hohen Risiken in der Aktienanlage eingehen. Versicherungen sind in Aktien investiert, nur zum kleinen Teil – gemessen am Risiko sind sie aber richtig investiert. Diversifikation ist auch hier der Schlüssel für den Anlageerfolg.Fazit: Das Prinzip Diversifikation war in der Vermögensanlage schon immer wichtig, wohl selten aber so wichtig wie heute. Je schwieriger die Welt zu prognostizieren ist, je extremer die Ereignisse sind, mit denen wir rechnen müssen, umso wichtiger ist es, sein Vermögen auf unterschiedliche Anlagen so zu verteilen, dass ein Ausgleich zwischen ihnen einen stabilisierenden Effekt auf die Gesamtanlage hat. So vermeidet die Kapitalanlage der Versicherungswirtschaft Schlagseite, trotzt Wind und Wellen und bleibt für Versicherte und Aktionäre sicher auf Kurs.