Brexit dürfte die Vergütung kaum treiben

Willis Towers Watson befragt Personalverantwortliche - Stellenbewertungen weiterhin nötig

Brexit dürfte die Vergütung kaum treiben

bn Frankfurt – Personalverantwortliche im Finanzsektor glauben nicht an steigende Vergütungen am Finanzplatz Frankfurt infolge des Brexit. Dies hat eine Ad-hoc-Umfrage unter Personalmanagern auf einer Branchenkonferenz der Beratungsgesellschaft Willis Towers Watson am Mittwoch ergeben. So stimmten der Aussage, der britische EU-Austritt werde einen Anstieg der Vergütungen nach sich ziehen, 37,5 % der Befragten zu; 62,5 % verneinten dies.Diese Mehrheitsmeinung deckt sich mit der Einschätzung von Willis Towers Watson, wie Florian Frank erklärte, Head of Talent & Rewards für Deutschland und Österreich. Zum einen dürften letztlich nicht ganz so viele Mitarbeiter wie ursprünglich erwartet von London an den Main wechseln, da auch andere europäische Metropolen wie Paris oder Dublin sich um Ansiedlungen bemühten. Zum anderen haben sich die Vergütungen schon zuletzt in nur moderatem Umfang erhöht, wie er ausführte. Für 2018 bezifferte er den Anstieg im gesamten Finanzsektor auf rund 2 %. Im Corporate Banking und im Investment Banking waren es demnach 3 bis 4 %. Nicht nur StellenabbauAuf große Zustimmung stieß dagegen die in den Raum gestellte These, digitale Trends und ein sich veränderndes Marktumfeld würden einen gravierenden Stellenabbau bei Banken und Versicherungen zur Folge haben. Drei Viertel der Befragten bejahten dies. “Ganz so einfach ist es nicht”, sagte Martin Emmerich, Director Talent & Rewards der Gesellschaft. Auch wenn im herkömmlichen Bankgeschäft Stellen entfielen, entstünden zugleich doch Arbeitsplätze bei Fintechs und in verwandten Tätigkeitsfeldern. Zudem zeigten Statistiken, dass beispielsweise die Zahl der Mitarbeiter in US-Banken nach Einführung des Geldautomaten keineswegs gesunken, sondern auf lange Sicht vielmehr gestiegen sei.Die Befragten im Saal erwarten jedoch nicht, dass ein wachsender Einfluss der Digitalisierung sowie eine fortschreitende Umsetzung neuer Organisationsformen dabei die klassische Bewertung von Stellen überflüssig machen werden. 71 % der Umfrageteilnehmer lehnten diese These ab. Schon mit Blick auf Vergütungsfragen blieben Stellenbewertungen notwendig, hieß es auch bei Willis Towers Watson. Kein Ende der RegulierungWie die Erhebung zudem zutage förderte, sehen die Personalverantwortlichen bis auf Weiteres kein Ende der Regulierung angesichts etwa der anstehenden Umsetzung der zweiten Aktionärsrechterichtlinie (ARUG II) oder der Geldwäschevorschriften samt Transparenzregister. Erst zur Wochenmitte hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) im Lichte des Brexit eine Änderung ihrer Institutsvergütungsverordnung zur Konsultation gestellt, um den Kündigungsschutz hoch bezahlter Bankangestellter zu lockern.