Briten planen staatliche Förderbank
Weil mehrere Regierungsprogramme zur Ankurbelung der Mittelstandsfinanzierung in Großbritannien in der Vergangenheit nicht die erhofften Erfolge brachten, denkt man in London angesichts der Rezession im Land konkret über die Gründung einer staatlichen Förderbank nach. Inspiration bieten dabei Institutionen aus den USA, aus Irland und – offenbar vor allem – aus Deutschland.ste London – Die britische Regierung plant die Etablierung einer staatlichen Förderbank, die dazu beitragen soll, der seit längerem beklagten und kritisierten Unterversorgung kleinerer Unternehmen mit Krediten wirksam zu begegnen. Als ein Vorbild der Pläne, die nach Angaben von Finanzminister George Osborne im Herbst präsentiert werden sollen, dient dabei die KfW .Wie die zu 80 % vom Bund und zu 20 % von den Bundesländern getragene deutsche Förderbank soll auch das britische Institut nicht mit Geschäftsbanken wie dem größten Privat- und Unternehmenskundeninstitut auf der Insel, Lloyds Banking Group, um Kreditkunden konkurrieren. Vielmehr sieht ein derzeit in der Öffentlichkeit zirkulierender Vorschlag aus dem Finanzministerium, das bei der Entwicklung der Pläne eng mit dem Wirtschaftsministerium zusammenarbeitet, im Kern zunächst vor, dass diverse Förderprogramme, die sich derzeit über mehrere Ministerien verteilen, in einer Bank zusammengefasst werden. Dieses Institut soll eigenständig mit Ausrichtung auf den Privatsektor operieren. Auch soll es – zumindest vorerst – nur via Internet arbeiten, d. h. ohne Filialen.Ausgeschlossen wird aber auch nicht, dass das Geschäft dieser Förderbank ausgeweitet werden könnte. So werden Partnerschaften mit dem privaten Kreditgewerbe für möglich gehalten, etwa bei der Verbriefung von Mittelstandskrediten über den Kapitalmarkt. Allerdings wird in Regierungskreisen auch darauf verwiesen, dass mit Widerstand gegen die Pläne zu rechnen ist, sollte das Förderinstitut ein höheres Maß an Risiken eingehen können.Die Idee der Gründung einer eigenen staatlichen Förderbank wird in Großbritannien bereits seit längerem ventiliert, etwa von Wirtschaftsminister Vince Cable. Eine von der Regierung gebildete Task Force wägt seit Monaten. Im März ließ diese Gruppe Schätzungen verbreiten, wonach sich die Finanzierungslücke im Unternehmenssektor in den kommenden fünf Jahren auf 84 Mrd. bis 191 Mrd. Pfund belaufen könnte. Der britische Verband kleiner Unternehmen teilt mit, ein Drittel der britischen Betriebe könne Wachstumsmöglichkeiten nicht wahrnehmen, da die dafür benötigten Kreditmittel fehlten. Die Lobbyvereinigung spricht sich für die Gründung einer staatlichen Förderbank aus.Die seit Mai 2010 amtierende Mitte-rechts-Regierung sieht sich derweil dem Vorwurf der sozialdemokratischen Opposition ausgesetzt, die Pläne für eine Förderbank seien das Eingeständnis, dass bisherige Regierungsprogramme zur Stärkung der Unternehmensfinanzierung wirkungslos geblieben seien. Im Februar war eine Initiative (“Projekt Merlin”), die die fünf größten Banken des Landes an Kreditvergabeziele band, nach einem Jahr abgebrochen worden. Seit Anfang August bietet die Regierung gemeinsam mit der Bank of England in einem neuen Anreizprogramm Banken für zunächst 18 Monate Refinanzierungsvorteile bei stärkerer Kreditvergabe an.