Briten unterstützen Libor-Reformvorschläge

Regulierung wird umgehend eingeleitet

Briten unterstützen Libor-Reformvorschläge

ste London – Die Ende September vorlegten Vorschläge zur Reform des Libor-Ermittlungsverfahrens sollen vollständig umgesetzt werden. Der britische Finanzstaatssekretär Greg Clark erklärte, die Regierung unterstützte nach den “vollkommen inakzeptablen” Manipulationen des für Finanztransaktionen und -produkte im Wert von mindestens 300 Bill. Dollar maßgeblichen Interbankenzinssatzes alle zehn Empfehlungen der Kommission unter Leitung des künftigen Chefs des neuen Finanzregulators Financial Conduct Authority (FCA), Martin Wheatley (vgl. BZ vom 29. September). Die Reform sei ein “bedeutsamer Schritt”, um die Reputation des Finanzsektors in Großbritannien, der direkt und indirekt 2 Millionen Menschen beschäftige, wieder aufzupolieren. Erforderliche gesetzliche Maßnahmen würden “umgehend” eingeleitet. Die Reform soll in das neue Finanzdienstleistungsgesetz eingehen, das 2013 in Kraft treten wird.Die Empfehlungen sehen vor, dass die neue FCA, die aus der Aufspaltung und Auflösung der bisherigen Finanzaufsichtsbehörde FSA hervorgeht, als Regulator des Libor-Ermittlungs- und Administrationsverfahrens auftritt. Das Gesetz soll die Behörde in die Lage versetzen, Regeln auszuarbeiten, denen zufolge nur autorisierte Personen an der Zinssatzermittlung beteiligt sein dürfen. Zudem sollen strafrechtliche Sanktionen für jeden Manipulationsversuch etabliert werden. Geplant ist nun, dass der britische Bankenverband BBA, der seit Mitte der achtziger Jahre für die Zinsermittlung verantwortlich ist, die Zuständigkeit auf einen neuen Administrator überträgt. Dieser muss von einer unabhängigen Kommission noch bestimmt werden. Aufgabe des neuen Verwalters soll es den Empfehlungen zufolge sein, die Libor-Eingaben der beteiligten Panel-Banken zu kontrollieren und die Plausibilität des Zinssatzes regelmäßig zu überprüfen. Für die beteiligten Institute wird ein Verhaltenskodex eingeführt, der von der FCA gebilligt werden muss.Die Zinssatzermittlung selbst soll so weit wie möglich durch Transaktionsdaten untermauert werden, anstatt wie bislang nur auf Schätzungen des Refinanzierungsbedarfs der einzelnen Institute zu basieren. Dazu ist vorgesehen, die Zahl der Libor-Währungen und -Laufzeiten deutlich zu reduzieren und auf die am häufigsten genutzten Benchmarks zu beschränken. Die Libor-Eingaben sollen veröffentlicht werden, allerdings erst mit dreimonatiger Verzögerung. Die Empfehlungen sollen in relevanten internationalen Gremien, etwa EU-Institutionen oder dem Wertpapieraufseherverbund Iosco, debattiert werden.