Britische Aufsicht befürwortet zweigleisiges Libor-Verfahren
ste London – Bei der Reform der Ermittlung des Londoner Interbankenzinssatzes Libor (London Interbank Offered Rate) liegen die Regulierer international offenbar noch nicht auf einer Linie. Der in Großbritannien für den Umbau zuständige Chef der neuen Finanzaufsichtsbehörde FCA, Martin Wheatley, befürwortet nach einem Bericht der “Financial Times” ein zweigleisiges Verfahren: Der Libor solle nicht nur mithilfe täglicher Umfragen unter den sogenannten Panel-Banken ermittelt werden, sondern auch auf Grundlage von Transaktionen. Dies würde Kontinuität bedeuten für die Ermittlung des weltweit wichtigsten Interbankenzinssatzes, an dem sich Finanzprodukte im Wert von mehr als 300 Bill. Dollar orientieren. Zugleich würde eine Benchmark geschaffen, die sich an objektiven Daten ausrichtet.Dem Konzept droht den Darstellungen der Zeitung zufolge Widerstand von Seiten der amerikanischen Rohstoffderivateaufsicht CFTC. Das derzeitige System der Umfragen sei langfristig nicht aufrechtzuerhalten, da Banken nicht ausreichend unbesichert Geld verleihen würden, um akkurate Schätzungen abgeben zu können, teilt die Aufsicht mit. CFTC-Chairman Gary Gensler warb für eine sofortige Umstellung auf eine transaktionsbasierte Zinsermittlung. Wheatley erklärte hingegen, eher sollten Marktteilnehmer als Regulierer entscheiden, wie und wann das Libor-System abgeschafft wird. Offen bleibt, wer anstelle des britischen Bankenverbandes BBA als Administrator für das Ermittlungsverfahren verantwortlich wird.Jahrelange Manipulationen brachten das in den achtziger Jahren entstandene System der Zinsermittlung in Verruf. Mit Barclays, UBS und Royal Bank of Scotland zahlten bislang drei Panel-Banken Strafen von insgesamt rund 3 Mrd. Dollar.