In Großbritannien hat eine Diskussion über die Abschaffung der von der EU übernommenen Anti-Geldwäsche-Regeln begonnen, die sich mit “politisch exponierten Personen” befassen. Auslöser war der bekannte Brexiteer Nigel Farage, der von mehreren Banken abgewiesen wurde. Zunächst wurde er von seinen politischen Gegnern lächerlich gemacht, weil er die Mindesteinlagesumme für die Privatbank Coutts nicht aufbringen konnte. Dann wurden weitere Fälle bekannt, in denen prominente Politiker oder deren Angehörige Probleme mit ihren Banken hatten. Die Regeln gehen auf eine Initiative der G7-Staaten gegen Korruption und Geldwäsche von 1987 zurück. Ursprünglich richteten sie sich gegen ausländische Amtsträger. Doch wurden ihnen bald auch inländische Personen unterworfen.

Der Oberhausabgeordnete Michael Forsyth sagte dem “Telegraph”, seine Tochter sei von einem Coutts-Manager gebeten worden, doch bitte zu einer anderen Bank zu wechseln, weil die Compliance so viel Mühe mache. “Es ist eine absolute Zumutung”, sagte Forsyth dem Blatt. “Unsere Kinder haben Schwierigkeiten, eine Hypothek zu bekommen.” Der liberaldemokratische Lord John Sharkey berichtete dem Blatt, die staatliche NS&I habe nicht nur von ihm detaillierte finanzielle Informationen abgefragt, sondern auch von seinen drei Kindern, obwohl diese gar kein Konto dort haben.

Wie der Kolumnist Dominic Lawson in der “Daily Mail” schrieb, wurde seiner Tochter Domenica 2016 von Barclays ein Konto verweigert. Sie hat Down-Syndrom, konnte es also nicht selbst tun. Ihrer Mutter wurde eröffnet, dass sie kein Konto haben könne, weil ihr Großvater eine “politisch exponierte Person” sei. Ihr Großvater war der ehemalige Schatzkanzler Nigel Lawson, der damals im Oberhaus saß. Man habe viele Formulare ausfüllen und einen langen Austausch mit der Compliance-Abteilung von Barclays pflegen müssen, um doch noch ein Konto für Domenica eröffnen zu dürfen.