Britische Ermittler haben Neues zu Jan Marsalek
Der frühere Wirecard-Manager und Justizflüchtige Jan Marsalek wird von britischen Ermittlern verdächtigt, Teil eines Spionagenetzwerks für Russland gewesen zu ein. Das geht aus einer Mitteilung der britischen Staatsanwaltschaft vom Dienstag hervor. Zuvor hatte das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" über die Vorwürfe berichtet.
Demnach soll Marsalek eine zentrale Rolle als Vermittler zwischen Moskau und einer Gruppe von Bulgaren gespielt haben, die sich als mutmaßliche russische Spione in London vor Gericht verantworten müssen. Eine erste Anhörung dazu sollte am Dienstag am Westminster Crown Court in London stattfinden.
Marsalek nach Wirecard-Pleite abgetaucht
Marsalek war früher Finanz- und Vertriebsvorstand des Finanzdienstleisters Wirecard, ist seit Längerem abgetaucht und wird in Russland vermutet. Er gilt als Hauptverdächtiger im Wirecard-Skandal.
Marsalek verantwortete das Geschäft mit Drittpartnerfirmen – externen Zahlungsdienstleistern, die im Wirecard-Auftrag Kreditkartenzahlungen überwiegend in Asien abwickelten oder abgewickelt haben sollen. Im Sommer 2020 war der einstige Dax-Konzern zusammengebrochen, weil 1,9 Mrd. Euro angeblicher Erlöse aus diesem Drittpartnergeschäft nicht auffindbar waren. Marsalek hatte sich daraufhin ins Ausland abgesetzt, als sich der Kollaps abzeichnete.
Brief an das Gericht
Im Juli hatte sich der mutmaßliche Drahtzieher des milliardenschweren Bandenbetrugs über seinen Anwalt schriftlich an das Landgericht München gewandt. In einem mehrseitigen Brief stützte er die Sicht von Ex-Wirecard-Chef Markus Braun und erhob massive Anschuldigungen gegen Oliver Bellenhaus, den Kronzeugen und ehemaligen Dubai-Chef von Wirecard.
Der Spiegel-Autor Fidelius Schmidt weist darauf hin, dass sich Marsalek den Informationen zufolge bei diesen Spionagetätigkeiten nach seinem Verschwinden engagiert habe. Das heißt, Marsalek würde damit wohl aus Russland heraus tätig sein.