Britische Großbanken halten Fintechs klein

Zeitung: Zugang zu Notenbankgeldern verbaut

Britische Großbanken halten Fintechs klein

hip London – Die britischen Großbanken haben der “Sunday Times” zufolge ihren Herausforderern aus der Fintech-Szene den Zugang zu Notenbankgeld verbaut. Wie das Blatt unter Berufung auf mit dem Vorgang vertraute Kreise berichtet, prüfte das Schatzamt im vergangenen Monat, ob die Bilanz der Bank of England Fintech-Firmen, die Kredite unter einem der während der Coronavirus-Pandemie aufgelegten Hilfsprogramme vergeben, “indirekt” zugänglich gemacht werden sollte.Man habe die Pläne wegen der “Fragen rund um die geschäftlichen Herausforderungen” verworfen, die von den High-Street-Banken – darunter HSBC, Barclays, Lloyds Banking Group und Royal Bank of Scotland (RBS) – vorgetragen worden seien. Angedacht worden war, dass die Banken als Mittler auftreten und Notenbankgeld an alternative Kreditgeber weiterleiten sollten. Die Institute seien dazu aber nicht bereit gewesen. “Die Geschäftsbanken wollten es nicht tun”, zitiert die Zeitung den Chef einer Fintech-Firma. “Sie sagten, es sei nicht machbar. Warum sollten sie Wettbewerbern helfen?”Die Kreditvergabemöglichkeiten der sogenannten Challenger, die einst gefördert wurden, um den Platzhirschen Konkurrenz zu machen, werden durch den Rückzieher des Schatzamts eingeschränkt. Der Wettbewerb wird beeinträchtigt – und das zu einer Zeit, in der britische Mittelständler in nie dagewesenem Maße Kredite aufnehmen. Den Daten der Finanzlobby UK Finance zufolge wurden Covid-19-Hilfskredite im Umfang von insgesamt 45 Mrd. Pfund an mehr als eine Million Unternehmen ausgereicht. Rund 31 Mrd. Pfund gingen über das Bounce Back Loan Scheme (BBLS) an Mittelständler und Kleinstunternehmen. Stephen Pegge, Managing Director of Commercial Finance bei UK Finance, erinnerte zuletzt noch einmal daran, dass es sich bei den Geldern nicht um Zuschüsse, sondern um Kredite handele. Wer sie beantrage, solle gut darüber nachdenken, wie er sie zurückzahlen wolle.Während sich die Großbanken in nahezu unbegrenztem Umfang über die Notenbank refinanzieren können, sind Fintech-Unternehmen auf private Geldgeber angewiesen. Vor Ausbruch der Pandemie machten Mittelständler zunehmend von den Angeboten der alternativen Anbieter Gebrauch. Danach ging die Nachfrage deutlich zurück. Die Bank of England äußerte sich zuletzt besorgt zur Verfügbarkeit von Nichtbanken-Finanzierung. Das gehe zum Teil auf die verschärften Finanzierungsbedingungen für die Anbieter zurück, hieß es. Vergangene Woche musste sich Tide aus dem BBLS-Hilfsprogramm zurückziehen. Rund 70 000 Mittelständler auf der Warteliste waren gezwungen, sich nach einem neuen Anbieter umzusehen.