Einlagengeschäft

Britischer Finanzausschuss kritisiert Banken

Die britischen Großbanken haben den rasanten Leitzinsanstieg nur in geringfügigem Maß an die Tagesgeldkunden weitergereicht. Der Finanzausschuss des Unterhauses kritisiert ihr Vorgehen vehement.

Britischer Finanzausschuss kritisiert Banken

Britischer Finanzausschuss kritisiert Banken

Zinserhöhungen nicht an Tagesgeldkunden weitergereicht

hip London

Der Finanzausschuss des britischen Unterhauses hat die Rechtfertigungen der Banken für die Nichtweitergabe höherer Zinsen an ihre Sparkunden vom Tisch gewischt. Während sich der Leitzins der Bank of England noch auf 4,5% belief, hätten die vier größten Institute ihren Kunden für Tagesgeld lediglich zwischen 0,75% und 1,35% gezahlt, bemängelte das Gremium. “Es ist klarer als je zuvor, dass die größten Banken des Landes mehr tun müssen, um das Sparen zu fördern”, sagte Harriett Baldwin, die Vorsitzende des Ausschusses. “Für diejenigen, die sich umsehen, sind andere Produkte verfügbar, aber die jämmerlichen Tagesgeldsätze bringen uns zu dem Schluss, dass loyale Kunden ausgequetscht werden, um die Gewinnmargen der Banken aufzupolstern.” Das gelte insbesondere für ältere und vulnerable Menschen, die für ihre Bankgeschäfte immer noch auf Filialen zurückgreifen.

Debbie Crosbie, die Chefin der Nationwide Building Society, hatte in einem Schreiben an den Ausschuss darauf hingewiesen, dass die Bank die Stabilität ihrer Einlagenbasis sicherstellen müsse. Der Großteil der Einlagen bestehe aus Tagesgeld mit variablem Zins, während die meisten Hypotheken einen fixen Kupon und eine Laufzeit von bis zu fünf Jahren aufwiesen. Weil Festgeld mehr Stabilität und Gewissheit biete, würden dafür am Markt höhere Zinsen geboten. Weil man Absicherungsgeschäfte gegen Zinsschwankungen tätige, verdiene man an bereits bewilligten Hypotheken nicht mehr, wenn der Leitzins steige. Nationwide zahle für Tagesgeld höhere Zinsen als britische High-Street-Banken im Schnitt. David Duffy, der Chef von Virgin Money UK, verwies darauf, dass ein Teil seiner Kunden ein Tagesgeldkonto als Alternative zum Girokonto nutzte. Im Schnitt habe ein “Everyday Saver”-Kunde in den vergangenen drei Monaten mehr als drei Transaktionen getätigt. Er merkte zudem an, dass der Kontostand solcher Produkte im Schnitt vier Mal niedriger sei als der anderer Sparkonten.

Wie der Branchenverband UK Finance mitteilte, ist das Einlagenvolumen von Tagesgeldkonten im ersten Quartal im Vorjahresvergleich um 4% auf 867 Mrd. Pfund geschrumpft – der erste Rückgang in mehr als 15 Jahren. Zugleich sei das Einlagenvolumen von Festgeldkonten um 15% gestiegen.

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