Brüssel entdeckt Bausparvertrag
fed Brüssel – Auf der Suche nach Anreizen für langfristiges Investment findet die EU-Kommission Gefallen an Produkten, die in einigen Mitgliedstaaten schon länger erprobt sind, in Brüssel aber bislang wenig erklärte Anhänger fanden – Sparkonten mit Garantiezins und Bausparverträge. EU-Kommissar Michel Barnier wird am Montag das lang erwartete Grünbuch zur langfristigen Finanzierung vorstellen. Grünbuch bedeutet, dass die EU-Behörde ihre Vorüberlegungen für Gesetzesinitiativen präsentiert und gezielte Fragen an Banken, Fonds, Behörden und Verbraucherverbände stellt.Wie bereits berichtet (Ausgaben vom 26. Januar und vom 21. Februar), erwägt die EU-Behörde die Einführung von Produkten auf EU-Ebene, die einen speziellen Anreiz für private Sparer bieten, ihr Geld auf lange Sicht anzulegen. In einigen EU-Staaten seien Sparkonten etabliert, die mit einem vom Staat besicherten Garantiezins ausgestattet sind und teilweise steuerliche Vorzugsbehandlung genießen, heißt es in der aktuellen Fassung des EU-Papiers. Ausdrücklich verwiesen wird auf das französische Livret A, die italienischen “libretti postali” und den deutschen Bausparvertrag. Das dürfte die Bausparkassen freuen, die in der Vergangenheit in Brüssel oft mit einer angelsächsischen Vorstellung von Anlageprodukten konfrontiert waren.Die EU-Kommission kann sich vorstellen, dass darüber nachgedacht wird, solche “speziellen Vehikel” auf EU-Ebene zu offerieren. Allerdings bleibt diese Formulierung hinter der ursprünglichen Fassung zurück, die wesentlich konkreter wurde und eine Garantie durch das EU-Budget oder die Europäische Investitionsbank explizit nannte. Das Geld, das durch diese auf Jahre oder Jahrzehnte festgelegten Summen zusammenkommt, könnte nach den Brüsseler Vorstellungen dabei helfen, soziale Investitionen zu finanzieren – Krankenhäuser, Universitäten, Wohnungsbau. Insgesamt will das Grünbuch Wege ausloten, um auch die absehbar billionenschweren Investitionen in Energie- und Verkehrsnetze finanzierbar zu machen.