WIRECARD UND DIE FOLGEN

Brüssel schaltet bei Wirecard die EU-Marktaufsicht ein

Bundesregierung stellt BaFin auf den Prüfstand

Brüssel schaltet bei Wirecard die EU-Marktaufsicht ein

ahe/sp Brüssel/Berlin – Die EU-Kommission hat nach dem Zusammenbruch des Zahlungsabwicklers Wirecard jetzt auch die europäische Marktaufsichtsbehörde ESMA eingeschaltet. Die in Paris ansässige Behörde soll innerhalb von gut zwei Wochen unter anderem mögliche Versäumnisse der nationalen Aufsicht unter die Lupe nehmen, womit auch die BaFin unter Druck gerät. “Wir müssen klären, was schiefgelaufen ist”, sagte der für die Finanzmärkte zuständige EU-Kommissionsvizepräsident Valdis Dombrovskis in einem Interview mit der “Financial Times”. Die ESMA solle nun prüfen, ob es aufsichtsrechtliche Versäumnisse gegeben habe, und wenn ja, eine mögliche Vorgehensweise festlegen.In einem Brief der zuständigen Generaldirektion der Kommission an die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde, der der Nachrichtenagentur dpa vorliegt, wird ein Bericht der ESMA zu dem Münchener Zahlungsdienstleister bis zum 15. Juli verlangt. Nötig sei eine umfassende Beschreibung und Analyse der Ereignisse und eine Prüfung, ob die Reaktion der Aufsichtsbehörden angemessen gewesen sei, hieß es. Ein wichtiger Gesichtspunkt solle der Schutz der Anleger sein.Die Bundesregierung will ebenfalls prüfen, ob es im Fall Wirecard Mängel bei der Aufsicht gab. “Das ist ein besorgniserregender Fall”, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag in Berlin. Deswegen müssten Schwächen bei den Kontrollmechanismen, wo sie sich herausstellten, auch behoben werden.Bereits am Donnerstagabend hatte Finanzminister Olaf Scholz (SPD) angekündigt, die Aufsichtsstrukturen auf den Prüfstand zu stellen. Die aktuelle Arbeitsweise müsse überdacht werden. Das Finanzministerium werde dazu in den nächsten Tagen ein Konzept ausarbeiten. “Die BaFin muss künftig in der Lage sein, Sonderprüfungen möglichst kurzfristig, schnell und effizient durchführen zu können”, sagte Scholz.Das Bundeswirtschaftsministerium sieht im Fall Wirecard auch die Prüfungsgesellschaften in der Verantwortung. “Die müssen natürlich Fehler in Bilanzen frühzeitig erkennen und wenn das schiefgelaufen ist, dann auch tatkräftig dazu beitragen, das aufzuarbeiten”, sagte eine Sprecherin am Freitag.