Bundesbank für zügige Abwicklungsregeln in Hellas

Deutschlands Banken erleichtert über Kompromiss der Euro-Partner mit Griechenland

Bundesbank für zügige Abwicklungsregeln in Hellas

fed/BZ Brüssel/Frankfurt – In Griechenland sollte nach Ansicht der Bundesbank die Beteiligung von Eigentümern und Gläubigern an einem möglichen Umbau der dortigen Bankenbranche schnell geklärt werden. “Aus meiner Sicht sollte dieses Instrument in Griechenland so rasch wie möglich zur Verfügung stehen und nicht erst ab dem Pflichttermin 1. Januar 2016”, sagte Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret am Mittwoch laut Redetext in München.Die Institute seien inzwischen über zwei Wochen geschlossen, daher müsse man Zweifel an ihrer Solvenz haben. Sie sollen noch bis einschließlich Donnerstag dicht bleiben – so war zumindest der vorläufige Stand gestern. “Die genaue Frage ist: Sind alle vier großen griechischen Banken langfristig überlebensfähig?” Die Struktur müsse überprüft werden.Es sei vereinbart worden, dass die Regierung in Athen die EU-Abwicklungsrichtlinie (BRRD) bis Mitte nächster Woche in nationales Recht umsetze, ergänzte Dombret. Auf diese Weise “würden die notwendigen Instrumente geschaffen, um Banken geordnet abwickeln zu können”. Dazu gehöre auch das Instrument eines sogenannten Bail-in, also der Beteiligung von Eigentümern und Gläubigern an den Kosten einer geordneten Abwicklung.Außerdem müsse geklärt werden, ob der Bankensektor umgebaut werden könne, ohne den Wettbewerb einzuschränken. “Hier sollte rasch eine Antwort gefunden werden”, so Dombret. Die Zeit dränge für die griechischen Institute. Dombret ist im Vorstand der Bundesbank unter anderem für die Banken- und Finanzaufsicht zuständig.Nach früheren Informationen von Insidern droht mehreren Kreditinstituten des Krisenlandes die Schließung – und zwar trotz des politischen Kompromisses im Schuldenstreit. Laut einer mit den Überlegungen vertrauten Person könnten von den vier großen Instituten – National Bank of Greece, Eurobank, Piraeus und Alpha Bank – möglicherweise nur noch zwei übrig bleiben. Eine Restrukturierung der Bankenbranche dürfte aber wohl auf starken Widerstand bei der Regierung stoßen. Denn neben Kosteneinsparungen wäre damit auch ein Abbau von Arbeitsplätzen verbunden.Der am frühen Montagmorgen erzielte Kompromiss über die Bedingungen für ein komplett neues, dreijähriges Hilfspaket wird von Deutschlands privaten Kreditinstituten begrüßt. “Die deutschen Banken sind erleichtert darüber, dass beim Euro-Gipfel eine Verständigung mit Griechenland erreicht wurde”, unterstreicht der Hauptgeschäftsführer des Bankenverbands, Michael Kemmer, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Zwar wäre, wie der Verband auch zuvor betont hat, “die Welt nicht untergegangen, wenn es zum Grexit gekommen wäre”. Kemmer hatte schon vor Wochen darauf verwiesen, dass die Risiken deutscher Banken aus unmittelbaren Engagements in Griechenland gering und die Risiken aus Geschäften mit Kunden, die ihrerseits in enger Beziehung zur griechischen Kreditwirtschaft stehen, überschaubar seien. Dennoch habe es “schwer kalkulierbare Restrisiken” gegeben – etwa, dass ein Grexit generell die Risikoscheu von Investoren in anderen Regionen deutlich verstärke, gibt der Bankenvertreter zu bedenken.Er erwarte nicht, “dass in den nächsten Monaten eine Investitionswelle auf Griechenland zurollt”. Zunächst müsse schließlich Vertrauen wiederhergestellt werden. Trotzdem bewerte der Bankenverband den Kompromiss positiv. Er eröffne zumindest die Chance, dass nun Bewegung in festgefahrene Diskussionen komme und strukturelle Reformen angegangen werden. “Insofern könnte er die Wirkung eines reinigenden Gewitters haben”, meint Kemmer.Zudem sei nicht damit zu rechnen, dass deutsche Banken bereits in naher Zukunft verstärkt Investitionen in Griechenland finanzieren, die nur durch den erwarteten Cash-flow abgesichert sind. “Aber sicherlich werden Finanzierungen interessant, sobald beispielsweise der neue Europäische Fonds für Strategische Investitionen das politische Risiko bei Vorhaben, die in der Sache erfolgversprechend sind, abzudecken hilft.” Auf längere Sicht seien dann mehr Kreditengagements deutscher Banken vorstellbar, da Griechenland als Standort substanziell attraktiv sei – ob für Investments in den Tourismus, die Energieerzeugung oder die Landwirtschaft.—– Wertberichtigt Seite 6