Bundesbank liest Kreditwirtschaft die Leviten

Thiele: Sepa-Migration verläuft "leider zu schleppend" - Banken sollen Kunden über einheitlichen Zahlungsverkehrsraum aufklären

Bundesbank liest Kreditwirtschaft die Leviten

Acht Monate vor Start des europaweit einheitlichen Zahlungsverkehrsraums nimmt die Nervosität unter den Akteuren offenbar zu: Die Bundesbank fordert Banken auf, mehr zu tun, um Kunden auf Sepa (Single Euro Payments Area) vorzubereiten. Aus der Kreditwirtschaft sind wiederum widersprüchliche Meinungen zu hören, ob die Branche selbst für Sepa gewappnet ist.bn Frankfurt – Die Bundesbank fordert von Banken mehr Engagement bei der Vorbereitung auf den europaweit einheitlichen Zahlungsverkehrsraum (Sepa/Single Euro Payments Area). Die Migration auf die neuen Sepa-Verfahren verlaufe in Deutschland “leider zu schleppend”, erklärte Carl-Ludwig Thiele, Mitglied im Vorstand der Deutschen Bundesbank, auf einem Symposium der Zentralbank am Montag.Schon für Februar kommenden Jahres ist grundsätzlich das Ende nationaler Zahlungsverfahren beschlossen. Die Umstellung fordert nicht nur der Kreditwirtschaft erheblichen Aufwand ab, sondern ebenso Unternehmen und Vereinen. Zu den Vorbereitungen zählt die Umwandlung von Kontonummern und Bankleitzahlen in International Bank Account Number (IBAN) und Bank Identifier Code (BIC), die Umstellung des Formats im elektronischen Zahlungsverkehr, aber auch die Einholung und Verwaltung von durch Zahler erteilten Mandaten für den Lastschriftverkehr.Auf Seiten der Bank stellt sich gerade die Einführung einer Verwaltung von Sepa-Mandaten als Hürde heraus. “Wir müssen sehen, dass jede Bank Sepa-tauglich ist”, insistierte Werner Steinmüller, Head of Global Transaction Banking der Deutschen Bank. Dies sei noch nicht der Fall. Vor allem im momentanen Umfeld mit niedrigen Zinsen und angesichts niedriger Investitionsbudgets würden regulatorisch bedingte Arbeiten in Banken “ganz zum Schluss” erledigt, und dabei werde “nur das absolut Nötigste” getan. Damit aber könne man bei Sepa in Gefahr geraten.Auf Seiten der Kunden wiederum muss insbesondere bei vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie bei Vereinen “ein erheblicher Rückstand aufgeholt werden”, wie Bundesbank-Präsident Jens Weidmann am Montag erklärte. Je länger die Umstellung herausgezögert werde, desto risikoreicher werde sie. Bei Beratern wird schon eine “Panikwelle” vor dem Stichtag Februar 2014 prophezeit, und die Commerzbank richtet sich schon seit längerem darauf ein, wider die gesetzliche Vorgabe auch nach dem Umstellungstermin Zahlungsverkehrsaufträge für Kunden in alter Form entgegenzunehmen und Sepa-gerecht umzuwandeln. Wie Thiele am Montag vorrechnete, wurden im ersten Quartal gerade einmal 8,7 % aller Überweisungen in Deutschland im Sepa-Format abgewickelt. Thiele: “In acht Monaten müssen daraus 100 % geworden sein.”Viele Kunden der Kreditwirtschaft und von Zahlungsdienstanbietern hätten das Problem noch nicht erkannt, erläuterte er. Wenn die Kreditwirtschaft aber weiter gute Kontakte zu ihren Kunden haben wolle, könne sie diese dazu auffordern, sich verstärkt auf Sepa vorzubereiten. Man wolle ja seine Kundenkontakte halten, und deshalb liege es im Interesse der Marktakteure, “so auf die Umstellung hinzuweisen, dass die Kunden springen”.Im Kreise der Zuständigen und Betroffen scheint für den Fall eines Scheiterns der Umstellung bereits der Schwarze Peter herumgereicht zu werden. Denn während die Bundesbank die Banken in die Pflicht nimmt, beklagt sich die Kreditwirtschaft über mangelnde Unterstützung der Politik. “Wir fühlen uns ziemlich allein gelassen”, erklärte Ludger Gooßens, seit Anfang April geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV). Die Politik tue so, als sei Sepa ein von der Kreditwirtschaft “selbst auferlegtes neues Format” und nicht eine gesetzliche Vorgabe, die umzusetzen sei. “Ein Stück weit” Verständnis”Solange die Endnutzer heute keinen unmittelbaren Vorteil davon haben, Sepa-Überweisungen durchzuführen oder Sepa-Lastschriften schon einzusetzen, so lange müssen wir auch ein Stück weit Verständnis dafür haben, dass das nicht jeder tut, nur um der Öffentlichkeit oder der EZB zu gefallen”, relativierte Andreas Martin, Mitglied im Vorstand des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), während einer Podiumsdebatte auf dem Symposium am Montag. Unter den Firmenkunden der Genossenschaftsbanken sind seiner Schätzung zufolge inzwischen 80 bis 90 % über Sepa im Bilde. Nun gehe es daran, die operativen Vorbereitungen zu treffen und etwa einen Sepa- Verantwortlichen zu definieren, IT-Dienstleister zu konsultieren oder auch Briefbögen zu überprüfen. “Nach allem, was wir hören, werden alle Institute rechtzeitig Sepa-fähig sein zum 1. Februar 2014”, sagte Hans-Joachim Massenberg, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes deutscher Banken, auf die Frage zum Stand der Vorbereitungen im Lager der privaten Banken. Das Problem liege mittlerweile aber weniger auf Seiten der Banken, sondern “insbesondere bei den kleinen und mittleren Unternehmen”.