Kaum haben sich die deutschen Banken auf künftig härtere Mindestkapitalvorgaben des Baseler Ausschusses eingestellt, steht ihnen vielfach eine neuerliche Stärkung der Bilanz ins Haus. Die geplante Leverage Ratio, welche das Eigenkapital zur ungewichteten Bilanzsumme ins Verhältnis setzt, offenbart Lücken in den Kapitaldecken der größten Häuser.bn Frankfurt – Die von der Aufsicht verordnete Stärkung der Bankbilanzen tritt in eine neue Phase ein. Nachdem die Institute weit vorangekommen sind im Bemühen, die künftigen Mindestkapitalvorgaben des europaweit von 2014 bis Ende 2021 schrittweise eingeführten Regelpakets Basel III zu erfüllen, rücken die Vorgaben für eine Schuldenquote (Leverage Ratio) in den Mittelpunkt. Wie vom Baseler Ausschuss, von der EU-Bankenaufsicht EBA und der Deutschen Bundesbank zur Wochenmitte vorgelegte Studien zu den Auswirkungen von Basel III zeigen, hatten Ende 2012 insbesondere die größten deutschen Banken angesichts der Anforderungen der risikoungewichteten Eigenkapitalquote erheblichen Anpassungsbedarf. So kam die Gruppe der sieben international tätigen deutschen Banken mit jeweils mindestens 3 Mrd. Euro Kernkapital auf eine durchschnittliche Leverage Ratio von gerade einmal 1,9 %. Europaweit errechnete die EBA für die größten Institute auf dieser Basis einen Mittelwert von 2,9 %, international errechnete der Baseler Ausschuss für die ungewichtete Eigenkapitalquote einen Mittelwert von 3,7 %.Die 35 kleineren der bundesweit untersuchten Banken lagen mit durchschnittlich 3,2 % derweil über der vorläufigen Zielquote von 3 %. Insgesamt ergibt sich damit für deutsche Institute laut Bundesbank ein Kernkapitalbedarf von 48,7 Mrd. Euro, davon entfallen 43,2 Mrd. auf die sieben größten Adressen.Entspannung zeichnet sich derweil beim Kapitalaufbau zur Erfüllung der Mindestkernkapitalquoten ab. Die volle Umsetzung von Basel III ohne Übergangsfristen unterstellt, erreichten die sieben größten Institute im Mittel mit 7 % erstmals die Zielquote fürs harte Kernkapital, wie die Bundesbank berichtet – im Juni 2011 lag der Wert noch bei 4,9 % (siehe Grafik). Tatsächlich hat der Markt die Latte etwa für große Universalbanken längst bei 10 % aufgelegt, wie es im Markt heißt. Die übrigen, kleineren deutschen Banken kamen Ende 2012 im Mittel schon auf 8,9 %. Dennoch verbleibt Kernkapitalbedarf, weil eben nicht alle Institute die Vorgaben erfüllen. Die sieben größten deutschen Banken brauchten zum Stichtag samt Zusatzpuffer für global systemrelevante Häuser noch 14 Mrd. Euro hartes Kernkapital – im Sommer 2012 waren es noch 16 Mrd. Euro mehr gewesen. Die übrigen deutschen Banken benötigten noch 1,7 Mrd. Euro. Europaweit beziffert die EBA diese Lücke für die 42 größten Adressen auf 70,4 Mrd. Euro. Seit dem Stichtag Ende 2012 haben die Deutsche Bank sowie die Commerzbank milliardenschwere Kapitalerhöhungen durchgezogen.Gemeistert haben die deutschen Institute die deutliche Stärkung ihrer Kapitalquoten durch Erhöhung des Eigenkapitals und Reduktion von Risikoaktiva. “Ein Rückgang der Gesamtforderungshöhe der Institute wurde nicht beobachtet”, teilt die Bundesbank mit.Aus diesem Grund sehen die Häuser mit ihrer Schuldenquote relativ schwach aus. Denn ein Abbau von Risikoaktiva bleibt bei unveränderter Bilanzsumme für die Leverage Ratio ohne Folgen, und auch Erhöhungen des Kapitals haben auf die ungewichtete Kapitalquote weniger Einfluss als auf die risikogewichtete Kennziffer, da Risikoaktiva nur einen Teil der Bilanzsumme ausmachen. Ende 2012 entfielen auf Risikoaktiva nur mehr 27,5 % der Bilanzsumme der größten deutschen Banken. Mitte 2011 waren es noch 34,5 % gewesen. Folge: Selbst wenn sie die risikogewichteten Eigenkapitalanforderungen samt Zuschlag für globale Systemrelevanz einhielten, bräuchten einige der größten Institute Kapital, um die vorläufige Schuldenquote von 3,0 % zu erreichen. Dieser Bedarf sei auf 19 Mrd. Euro gestiegen, schreibt die Bundesbank.