Bericht zur Ertragslage der Kreditwirtschaft

Bundesbank relativiert Warnung vor Zinsrückschlag

Hatte die Bundesbank im vergangenen Jahr noch einen Einbruch im Zinsüberschuss vorhergesagt, zeigt sie sich heute nur noch moderat pessimistisch. Nach rekordhohen Einnahmen der Banken und Sparkassen im vergangenen Jahr deutet bisher wenig auf einen abrupten Fall hin. Faule Kredite trüben derweil die Erfolgsbilanz.

Bundesbank relativiert Warnung vor Zinsrückschlag

Bundesbank relativiert Warnung vor Zinsrückschlag

Kehrtwende der Erträge fällt vermutlich geringer aus als ursprünglich gedacht – Zinsüberschuss, Ergebnis und Aufwandquote auf Rekordniveau im Jahr 2023

Hatte die Bundesbank im vergangenen Jahr noch einen Einbruch im Zinsüberschuss vorhergesagt, zeigt sie sich heute nur noch moderat pessimistisch. Nach rekordhohen Einnahmen der Banken und Sparkassen im vergangenen Jahr deutet bisher wenig auf einen abrupten Fall hin. Doch faule Kredite trüben derweil die Erfolgsbilanz.

jsc Frankfurt

Der Zinsüberschuss von Banken und Sparkassen in Deutschland wird nach Erwartung der Bundesbank offenbar doch nicht so stark einbrechen wie befürchtet: Hatten die Ökonomen im vergangenen November noch für das Jahr 2024 einen Rückgang von 15 Mrd. Euro im Vergleich zum Jahr 2022 prognostiziert – also einen Zinsüberschuss von rund 77 Mrd. Euro nach damals 92 Mrd. Euro –, formulieren sie ihren Ausblick im aktuellen Monatsbericht zur Ertragslage der Kreditwirtschaft weniger pessimistisch.

Ein verhaltenes Kreditneugeschäft und eine Umschichtung von Sichteinlagen in höher verzinste Termineinlagen dürften sich im laufenden Jahr „eher negativ“ auf den Zinsüberschuss auswirken, heißt es lediglich. Eine konkrete Zahl nennt die Bundesbank dabei nicht.

Nach dem abrupten Zinsanstieg 2022 kletterte der Zinsüberschuss der deutschen Kreditwirtschaft im vergangenen Jahr um 17% auf 107 Mrd. Euro, wie die Bundesbank weiter festhält. Es handelt sich um den höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnung im Jahr 1999. Die Sparkassen stechen als Institutsgruppe mit plus 27% auf 29 Mrd. Euro hervor, aber auch andere Geldhäuser legten deutlich zu.

Rekordgewinn und niedrige Aufwandquote

Zugleich blieb der Provisionsüberschuss nahezu konstant auf einem erhöhten Niveau. Großbanken fuhren zudem ein hohes Handelsergebnis ein. Üppige Erträge schlagen auf die gesamte Rechnung durch: Der Jahresüberschuss vor Steuern stieg im vergangenen Jahr um 80% auf 49 Mrd. Euro und damit auf einen Höchstwert. Die Aufwand-Ertrag-Quote fiel auf 59,2% und markiert den bislang niedrigsten Wert. Dabei ist der Verwaltungsaufwand um 2% auf 97 Mrd. Euro gestiegen.

Die Eigenkapitalrendite vor Steuern stieg auf 8,4% nach zuvor 4,8%. Großbanken und Sparkassen ragen mit 12,1% und 10,2% hervor, während Genossenschaften mit 8,9% knapp über dem Durchschnitt liegen und Landesbanken und Bausparkassen 7,5% und 4,1% ausweisen.

Kein Einbruch in Sicht

Nach verbreiteter Erwartung dürfte der Zinsüberschuss nun wieder fallen: Anleger schichten ihr Geld in höher verzinste Termineinlagen um, so dass der Zinsaufwand für die Banken steigt. Zudem hat die EZB erst in der vergangenen Woche sowie im Juni die Leitzinsen gesenkt.

Bis zur Jahresmitte zeigte sich der Zinsüberschuss größerer Banken aber gleichwohl weitgehend stabil, wie die Institute jeweils offenlegen. Deutlich gesunken ist der Zinsüberschuss im ersten Halbjahr bei Deutscher Bank, BayernLB und LBBW. DZ Bank, Helaba und KfW bauten den Zinsüberschuss hingegen deutlich aus, und die Commerzbank legte geringfügig zu.

Unklar ist bislang, wie die Masse der Sparkassen und Kreditgenossenschaften abgeschnitten hat. Die großen Adressen Berliner Sparkasse und Apobank erhöhten den Zinsüberschuss jeweils leicht, die Hamburger Sparkasse blieb geringfügig hinter dem Vorjahreswert zurück.

Bewertungsverluste verdaut

Zugleich verkrafteten die Banken und Sparkassen die hohen Wertverluste im Wertpapierbestand: Hatten die steigenden Zinsen im Jahr 2022 noch zu fallenden Kursen von Anleihen geführt, stabilisierte sich die Lage im vergangenen Jahr. Im Ergebnis stiegen die stillen Lasten in den Bankbilanzen zwar bis zum dritten Quartal 2023 leicht an, fielen dann aber im Schlussquartal. Zugleich wuchs das Niveau stiller Reserven.

Ein Problem sind die Bewertungsverluste erst dann, wenn Kreditinstitute die Wertpapiere vorzeitig verkaufen. Gegen Ende der Laufzeit gleichen sich die Bewertungseffekte wieder aus (Pull-to-Par-Effekt). Bis zum Jahr 2027 dürften zwei Drittel der Wertverluste aus dem Jahr 2022 daher ausgeglichen sein, wie die Bundesbank festhält.

Faule Kredite belasten

Als Belastung entpuppten sich unterdessen faule Kredite: Im Firmenkreditgeschäft erreichten sie im Verhältnis zum gesamten Kreditbestand bereits annähernd 3% im Schlussquartal, während sie im Startquartal 2024 sogar leicht oberhalb dieser Marke lagen.

Noch höher fällt die Quote aus, wenn Darlehen für Gewerbeimmobilien betrachtet werden: Hier verdoppelte sich das Niveau von Startquartal zu Startquartal von gut 2% auf 4%. Die Bundesbank verweist auf eine schwierige Lage im US-Markt. Das Privatkundengeschäft kommt zwar nur auf eine Problemkreditquote von 1,3%, doch auch hier zeigt sich eine leicht steigende Tendenz. Eine lange Zinsbindung in der Baufinanzierung schaffe aber Stabilität, schreibt die Bundesbank.

Die Risikovorsorge ist derweil rückläufig. Sie ist im Zahlenwerk der Bundesbank im Bewertungsergebnis enthalten, das im Jahr 2023 mit minus 10,3 Mrd. Euro belastete nach minus 16,3 Mrd. Euro im Jahr zuvor. Mit Ausnahme der Großbanken fiel der Wert in allen wesentlichen Institutsgruppen ab. Die Risikovorsorge ist höher als in den meisten Jahren vor der Pandemie, aber geringer als während der Weltfinanzkrise.

Doch mit Wirtschaftsflaute und weltpolitischer Lage sieht die Bundesbank viel Unsicherheit für das Bankgewerbe. Die Kreditausfallrisiken dürften weiter zunehmen, warnen die Ökonomen.

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