Euro Finance Week

Bundesbank will Finanz­branche für Klima einspannen

In Zeiten von Gasboykott und Klima­wandel müsse mehr privates Kapital für grüne Technologien mobilisiert werden, warnt Bundesbank-Vorstand Sabine Mauderer. Auch Zentralbanken stünden dabei in der Verantwortung.

Bundesbank will Finanz­branche für Klima einspannen

jsc Frankfurt

Die Bundesbank ruft die Finanzbranche zu mehr Einsatz rund um Klimaschutz auf. Um die anstehenden Investitionen für eine Energiewende zu stemmen, sei eine Einbindung privater Geldgeber entscheidend, sagte Vorstandsmitglied Sabine Mauderer am Dienstag auf der Konferenz Euro Finance Week in Frankfurt.

Denn weltweit werden die Investitionen in erneuerbare Energien bis 2030 um etwa die Hälfte auf jährlich 2 Bill. Dollar steigen, wie die promovierte Juristin unter Berufung auf die Internationale Energieagentur sagte. Um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, seien geschätzt sogar 4 Bill. Dollar jährlich vonnöten. „Um diesen massiven globalen Investitionsbedarf zu decken, wird es besonders wichtig sein, privates Kapital zu mobilisieren.“ Dabei reiche die Kreditvergabe von Banken nicht aus, was teilweise auch auf die Kapitalanforderungen zurückzuführen sei. Es sei wichtig, eine breite Palette an Finanzinstrumenten bereitzustellen. „Leider haben Investoren in Europa und weltweit offenbar einen eher vorsichtigen Standpunkt eingenommen“, sagte sie. So seien Wagniskapitalinvestitionen in Europa zuletzt deutlich gefallen. Nötig seien ein innovations- und in­vestmentfreundlicher Politikrahmen sowie Pionierarbeit von Unternehmen und Forschungseinrichtungen.

Mit öffentlichen Geldgebern

Als zukunftsweisende Technologie hob Mauderer die Nutzung von Wasserstoff hervor, der sich durch Nutzung erneuerbarer Energien gewinnen lasse. Gerade in Afrika seien die Voraussetzungen für Wind-, Solar- und Wasserkraftwerke gut. Bisher kämpften Entwicklungs- und Schwellenländer aber damit, privates Kapital für Klimaschutzvorhaben zu mobilisieren. „Der öffentliche und der private Sektor müssen Hand in Hand arbeiten, um die Herausforderungen zu überwinden und um das grüne Finanzwesen zu skalieren.“ Entwicklungsbanken wie die Europäische Investitionsbank (EIB) falle nun die Aufgabe zu, privates Kapital einzubinden. Mauderer sitzt selbst in einem Beratungsgremium der EIB, gehört dem Kuratorium der Deutschen Welthungerhilfe an und ist Mitglied im Africa Europe Foundation Women Leaders Network.

Ähnlich wie EU-Finanzkommissarin Mairead McGuinness, die zuvor per Videoschalte das Grußwort sprach, verknüpfte Mauderer den Klimaschutz mit dem Gaslieferboykott Russlands. Europa zahle einen Preis für seine Abhängigkeit von fossiler Energie. Eine Inflationsrate von 10,7% im Euroraum zeige, wie wichtig ein Wandel sei. Klimaschutz und Geldpolitik hängen dabei laut Mauderer zusammen: Demnach können sich Klima­risiken einerseits auf Inflation und Finanzstabilität auswirken, während andererseits eine Klimaschutzpolitik zu steigenden Preisen führen kann. Mauderer: „Aufgabe der Zentralbanken ist es, die Grundlagen für ein nachhaltiges Finanzsystem zu schaffen.“

„Keine Bank ist klimasicher“

Derweil äußerte sich die EZB kritisch über die Finanzbranche. Im Risikomanagement vernachlässigten europäische Banken die vielschichtigen Folgen des Klimawandels, sagte Irene Heemskerk, Leiterin des Klimawandelzentrums der Notenbank, in einer Podiumsdiskussion. Die EZB hatte vor zwei Wochen einen mangelnden Fortschritt der Kreditwirtschaft moniert und den Banken eine Frist bis Ende 2024 gesetzt. Zwar seien einige Adressen weiter vorangekommen als andere, insgesamt sei das Glas aber noch nicht einmal halb voll, warnte Heemskerk. „Keine Bank in Europa ist bereits klimasicher.“

Die Förderbank EIB kritisierte wiederum das Kreditgeschäft der Banken. Zwar lasse sich nur schwer eingrenzen, welche Geschäfte klimaschädlich seien, sagte Eila Kreivi, Chefberaterin zum nachhaltigen Finanzwesen. In der Tendenz aber habe Geschäft rund um fossile Energien mehr Gewicht in den Bankbilanzen als grüne Technologie.

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